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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gemeinsames Fastenbrechen in der Gmünder Ditib-​Moschee

Erstmals hat die Ditib-​Gemeinde in diesem Jahr einen Koch engagiert, der fürs Fastenessen Speisen zubereitet: Die Kosten dafür übernimmt täglich eine andere Familie. Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, der Kirchen und nicht weniger Institutionen der Stadt waren gestern Abend Gast der Familie Aggül.

Donnerstag, 16. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 21 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). OB Richard Arnold brachte auf den Punkt, warum jedes Jahr so viele dieser Einladung folgen: Erst die Begegnung der Menschen über die getroffenen Abkommen hinaus ermögliche „Teilhabe in allen Bereichen“. Noch mehr müsse in Zukunft zusammengearbeitet werden, etwa im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit gerade bei jungen Leuten mit Migrationshintergrund. Dagegen müsse die Stadt noch mehr und noch aktiver angehen, auch mit unorthodoxen Mitteln. Arnold: „Die Jugendlichen müssen sich einlassen auf die Stadt und ihre Geschichte.“ Dass dies gelingen könne, habe sich bei Staufermarkt und Staufersaga und den dort entstandenen Freundschaften gezeigt.
Im Namen der Ditib-​Gemeinde hieß Bilal Dincel die Gäste „willkommen im Provisorium“. Es gebe keine Vorschriften, wie eines Moschee auszusehen habe; in den verschiedenen Regionen hätten sich unterschiedlichste Architekturkulturen entwickelt. Als in Gmünd ein (nicht-​muslimischer) Architekt mit dem Neubau beauftragt wurde, sei es um Bedarfs– und Raumplanung gegangen und um den Wunsch, etwas Besonderes zu haben. So würden jetzt Kuppel und Moscheeraum zusammengebaut „zu einem einmaligen Moscheele“, einem vor allem, das ganz und gar Gmünd sei – „ein Gmünder Gemeindehaus, das auch mit gmündgerechten Inhalten gefüllt wird.“
In diesem zeitgemäßen Entwurf, so Dincel bei seiner Führung, hätten 800 Menschen Platz im Gebetsraum; er erläuterte den Aufbau, wies etwa auf Lage und Ausrichtung der entstehenden Gebetsnische hin (OB Arnold, sinnierend: Mekka kommt glei hendr Bargau“). Auch auf die räumliche Trennung von Männern und Frauen in diesem Bereich wurde eingegangen. Die große Kuppel fürs Zuckerfest, also das Ende des Fastenmonats am kommenden Sonntag, fertigzustellen, sei nicht gelungen; aber wenn alles gut gehe, könne zum Jahresende mit dem zweiten Abschnitt begonnen werden. Dann werden vor allem Konferenzsaal, Bildungs– und Kulturräume entstehen, die gemeinsam mit der VHS mit Leben erfüllt werden sollen: „Wir wollen etwa Grundkurse Deutsch hier herholen; damit sind die Teilnehmer quasi zuhause und es gibt keine Hemmschwelle.“ Dincel nannte das deutsch-​türkische Zusammenkommen spannend und bereichernd – wie an diesem Abend mehrfach zu hören war. Ganz bewusst sei mit so viel Glas wie finanzierbar gearbeitet worden; die 150 Fenster sollen die neue Gmünder Moschee so transparent wie möglich machen. Dincels besonderer Gruß galt Heinz Strohmaier, Chef vom Dienst der Rems-​Zeitung, der an diesem Tag stets mit den Muslimen der Stadt fastet. Nachdem der Ramadan jedes Jahr früher beginnt, – heuer am 20. Juli, 2013 am 9. Juli – sind die Jahre, in denen er auf die Sommermonate fällt, besonders beschwerlich.
Dincel erläuterte den Sinn und die religiöse Bedeutung des Fastens. Auch in diesem Jahr, trotz der Urlaubs– und Ferienzeit, bietet die Moschee für die Daheimgebliebenen ein tägliches Fastenessen an. In diesem Monat werde Gemeinschaft immer besonders intensiv erlebt, zudem sei dies auch für die Menschen gedacht, die alleine lebten oder nicht in der Lage seien, täglich eine warme Mahlzeit zu organisieren — gestern waren auch Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge eingeladen.
Bevor mit Einbruch der Nacht die langen Stunden des Fastens ein Ende nahmen – dazu werden oft zunächst Feigen gereicht – wünschte sich Dincel insbesondere mit Blick auf Münsterpfarrer Robert Kloker und Dekan Immanuel J.A Nau eine viel intensivere Zusammenarbeit etwa mit den christlichen Kirchen. Er könne sich gute, großartige gemeinsame Veranstaltungen auch im Rahmen des Fastenbrechens vorstellen.

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