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Der Ipf bei Bopfingen ist seit 30 Jahren Naturschutzgebiet

Der Ipf ist der höchste und bekannteste Heideberg am Riesrand. „Geradezu kolossal baut er sich über der Stadt Bopfingen auf. Im Jahr 1982 wurde er mit einer Fläche von rund 71 Hektar vom Regierungspräsidium Stuttgart als Naturschutzgebiet ausgewiesen“, sagt Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider.

Montag, 27. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 43 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS (pm). Und: „Der Ipf ist wegen seltener Tier– und Pflanzenarten sowie kulturgeschichtlich von Bedeutung.“
Damals wuchs die Zahl der Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart deutlich an: Allein 1982 wies die Behörde 16 neue Naturschutzgebiete mit insgesamt 350 Hektar aus. Schneider: „Naturschutzgebiete sollen sicherstellen, dass die Lebensräume einer außergewöhnlich artenreichen Tier– und Pflanzenwelt unbeeinträchtigt erhalten bleiben. Der Ostalbkreis nimmt hier mit über 40 Naturschutzgebieten den Spitzenplatz im Regierungsbezirk ein.“
Bei Bopfingen löst sich der Nordrand der Schwäbischen Alb in einzelne Vorberge (Zeugenberge) auf. Der Ipf ist der markanteste von ihnen. Sein fast waldfreier, 668 Meter hoher Kegel macht ihn unverwechselbar. So wurde auch im Schutzzweck „die Erhaltung und Pflege eines landschaftlich überaus bedeutsamen Zeugenbergs der Ostalb“ festgelegt. Seine ausgedehnten Wacholderheiden bieten gefährdeten Tieren und Pflanzen Lebensraum. „Außerdem trägt er eindrucksvolle Befestigungsanlagen, die ihn zu einem der bedeutendsten vorgeschichtlichen Bodendenkmäler in Süddeutschland machen“, so der Regierungsvizepräsident.
Den frühen Menschen bot das 200 Meter über die Umgebung aufragende Gipfelplateau mit seinen steil abfallenden Flanken einen beherrschenden Siedlungsplatz. Während der späten Bronzezeit, der Hallstatt– und der Latènezeit entstanden ausgedehnte Graben– und Wallsysteme, die zur Verteidigung der Siedlung dienten.
Die Pflanzen– und Tierwelt des Ipf ist bemerkenswert: Viele seltene Heidepflanzen wie Küchenschelle, Frühlings-​Enzian, Katzenpfötchen und Kalk-​Aster sind hier zu finden. An Schmetterlingen können Grünblauer Bläuling, Schwalbenschwanz, Esparsetten-​Widderchen und Berghexe beobachtet werden. An seltenen Heuschreckenarten sind Rotflügelige Ödlandschrecke, Kleiner Heidegrashüpfer und Verkannter Grashüpfer zu sehen. Im Frühjahr können Besucher zudem einem merkwürdigen, schwarzen Käfer begegnen: dem Maiwurm oder Ölkäfer. Weitere Besonderheiten sind der an Minze und Thymian lebende Buntstreifige Blattkäfer und der Schnecken vertilgende Kleine Stumpfzangenläufer.
„Schäfer sind wichtige
Partner des Naturschutzes“
Dr. Christian Schneider
Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider erklärt: „Damit der Ipf ein Heideberg bleibt, werden Weideunkräuter wie Wacholder und Rosen sowie durch Samenanflug aufkommende Fichten und Schwarzkiefern bei jährlichen Pflegeaktionen dezimiert.“ Die notwendige Pflege organisieren und übernehmen seit vielen Jahren die Stadt Bopfingen, das Forstamt, der Naturschutzbeauftragte, das Regierungspräsidium Stuttgart, der Landschaftserhaltungsverband und die Naturschutzbehörde im Landratsamt Ostalbkreis sowie der Rieser Naturschutzverein.
„Das Naturschutzgebiet ist auch in das Landschaftspflegeprojekt Württembergischer Riesrand eingebunden. Ziel dieses Projekts ist es, die Heidelandschaften und andere Biotope zu vernetzen und in ihrem charakteristischen Bild und in ihrer Artenvielfalt zu erhalten.“ Abgesehen davon wird der Ipf gut beweidet: Eine Schäferfamilie aus dem nahen Oberdorf kommt mehrmals im Jahr, um den Berg mit rund tausend Schafen und einigen Buren-​Ziegen abzuweiden. „Schäfer sind wichtige Partner des Naturschutzes. Durch die regelmäßige Beweidung können sich Gehölze nicht ausbreiten und die Lebensräume der licht– und wärmebedürftigen Tier– und Pflanzenarten bleiben erhalten“, so Schneider.
Hinweise für Besucher: In Bopfingen folgen Ausflügler dem markierten Albvereinsweg durch den Stadtkern zum Südhang des Ipf. Auf der Alten Kirchheimer Straße gelangen sie zum Ipf-​Parkplatz auf der Ostschulter des Bergs. Hier befindet sich ein Infopavillon mit Schautafeln zum Naturraum, zur Archäologie und zur Geschichte des Ipf. Über die Lindenallee können Besucher auf das Gipfelplateau steigen, auf dem sich weitere Informationstafeln befinden. Schneider: „Von hier hat man eine fantastische Rundumsicht auf Bopfingen und viele weitere Naturschutzgebiete am Riesrand wie die Kuppen von Karkstein, Käsbühl und Tonnenberg, den Blasienberg und den Schlossberg mit der Ruine Flochberg.“ Die Bewahrung der vorgeschichtlichen Wälle und der besonderen Tier– und Pflanzenwelt erfordern rücksichtsvolles Verhalten: Daher dürfen die Wälle und Böschungen rund um das Gipfelplateau nicht betreten werden. Besucher dürfen weder Pflanzen pflücken, noch Tiere stören oder Feuer entzünden. Außerdem darf durchs Naturschutzgebiet weder geritten noch geradelt werden. Fürs Modell– und Drachenfliegen gelten besondere Regeln, über die eine Tafel informiert.
Eine ausführliche Beschreibung dieses wie auch aller übrigen Naturschutzgebiete im Ostalbkreis findet sich im Buch „Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart“ von Reinhard Wolf und Ulrike Kreh (Hg.), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2007. Weitere Informationen zu dem Thema auch auf http://​www​.rp​-stuttgart​.de/​s​e​r​v​l​e​t​/​P​B​/​m​e​n​u​/​1​3​2​4​4​0​6​/​i​n​d​e​x​.html

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