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Nachrichten Ostalb

Die Sorge um die Zukunft des ländlichen Raums bei der Bauernkundgebung bestimmend

Es geht ums Ganze für die Ostalb, es geht um die Zukunft: Besorgt, aber kämpferisch waren die Redner bei der Bauernkundgebung zum Kalten Markt in der Ellwanger Stadthalle. Sie warnten vor der Gefahr, dass der ländliche Raum abgehängt wird.

Freitag, 11. Januar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer


OSTALBKREIS (an). Für Oberbürgermeister Karl Hilsenbek steht das Warnsignal seit der Ireus-​Studie auf dunkelrot. In diesem Ranking landen Ellwangen und die nähere Umgebung in der Kategorie D „ohne erkennbare Entwicklungschancen“.
„Es scheint, als werde das umgesetzt“, sagte Hilsenbek. Das Land habe Ellwangen und anderen Bundeswehrstandorten, deren Kasernen geschlossen werden, Unterstützung versprochen. „Hier ist noch nichts angekommen, man nimmt uns sogar das Gefängnis weg. Das lassen wir uns nicht gefallen.“
Der CDU-​Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter fürchtet, der ländliche Raum könne zur Energieplantage für die Städte degradiert werden. Der Zusammenhalt zwischen Stadt und Land in Baden-​Württemberg sei gefährdet, genauso wie der Zusammenhalt der Bürger auf der Ostalb. Jetzt drohe die Spaltung zwischen den einen, die an der Energie verdienen, und den anderen, die sie nicht mehr bezahlen könnten. „Energie ja, aber gegen Infrastruktur, also Schulen, Straßen und Arztversorgung“, forderte Kiesewetter.
„Der Gegensatz zwischen ländlichem Raum und Ballungsgebiet ist doch völliger Unsinn, die brauchen sich gegenseitig“, fand Landrat Klaus Pavel. Völliger Unsinn sei auch die Ireus-​Studie. Sie sei in Auftrag gegeben worden, um Strukturdefizite zu identifizieren: „Dann ist es die verdammte Pflicht, diese Defizite aufzunehmen und auszugleichen. Das nennt man Strukturpolitik.“ Bei Patenten und Talenten stehe die Ostalb auf Platz 2 im Land: „Das ist doch kein Raum, den man abwickeln kann.“ Im Gegenteil, man brauche die Breitbandversorgung bis zu jedem Aussiedlerhof, eine starke und vielfältige Bildung und Ärzte.
Die Bauern stehen mitten in dieser Welt, ihre Preise sind an den Ölpreis gekoppelt und sie sorgen sich um den Landfraß, sagte Anton Weber, Vorsitzender des Bauernverbands Ostalb. Wenn die Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen wachse, dürften keine Flächen stillgelegt werden, wie in der EU-​Agrarreform vorgesehen. Weber ärgerte sich über die Biber, für deren Schäden es keinen Ausgleich gebe, und über die Bürokratie: Es könne nicht sein, dass die Landwirte Rückforderungsbescheide über einen Euro oder gar einen Cent bekämen, für die das Porto schon 90 Cent koste. Zu Beginn hatte Weber die Gäste begrüßt, musikalisch unterstützt vom Landfrauenchor unter Ingrid Philipp.
Wer sich vom ländlichen Raum verabschiedet, verrät Baden-​Württemberg“, so Landtagspräsident Guido Wolf. Nirgends in Deutschland und Europa sei das Stadt-​Land-​Gefälle kleiner. Die ländlichen Räume seien das Markenzeichen von Baden-​Württemberg, die Umsetzung der Ireus-​Studie würde die Weichen verhängnisvoll stellen. Es gelte Strukturen für ein auskömmliches Leben zu schaffen, das bedeute aber nicht nur Zuschüsse und Subventionen, sagte Wolf: „Wenn die Einstellung vor Ort nicht stimmt, hilft Geld wenig.“ Demografischer Wandel, Globalisierung und neue Lebensperspektiven stellten den ländlichen Raum vor große Herausforderungen. Dafür müssten faire Bedingungen geschaffen werden. Die Landwirtschaft lobte er als Garanten für Biodiversität und Landschaftspflege, das befördere auch den Tourismus. Landwirte hätten Respekt und einen fairen Preis verdient. Im Blick auf die Zukunft gelte es, die regionale Vermarktung auszubauen, das Wissen aus der Forschung in die Betriebe zu bringen und eine fundierte Berufsausbildung zu sichern. Neue Impulse bringe die Energiewende

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