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Konjunkturkommentar von Carl Trinkl: Konjunktur nimmt nach einer Eintrübung wieder Fahrt auf

Die Volkswirtschaft hat sich 2012 im schwierigen Umfeld der Schuldenkrise wacker geschlagen; spurlos ist die Krise aber auch an Deutschland nicht vorübergegangen. Sparkassen-​Chef Carl Trinkl gibt sich dennoch zuversichtlich: „Die Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf.“

Freitag, 11. Januar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer


OSTALBKREIS (pm). Seit der Eskalation der Krise im Sommer vergangenen Jahres reagieren die Unternehmen auf die dadurch verursachte Unsicherheit mit der erwarteten Reduzierung ihrer Investitionen in Maschinen und Lager. Dennoch konnte das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2012 mit erfreulichen 0,6 Prozent zulegen.
Zu verdanken war das im Wesentlichen zwei Faktoren: Zum einen konnten die Unternehmen lange Zeit die Absatzverluste auf ihrem Heimatmarkt Europa durch die Ausfuhrerfolge in die Wachstumsmärkte Asien und Südamerika kompensieren.
Zum anderen erwies sich erwartungsgemäß der heimische Konsum als ein Stabilisator: Dank eines robusten Arbeitsmarkts und üppiger Lohnabschlüsse in Deutschland erhöhten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben abermals spürbar.
Doch im Verlauf des Jahres 2012 begann sich das Konjunkturbild merklich einzutrüben. Die Unternehmen registrierten, dass zur europäischen Nachfrageschwäche auch eine Abkühlung der Konjunktur in den Wachstumsmärkten hinzukam. Sie reagierten darauf mit Kosteneinsparungen, dem weiteren Aufschub von Investitionen und ab Herbst mit Produktionsdrosselungen. Das schlug sich auch in steigenden Anträgen auf Kurzarbeit nieder.
Diese Kombination aus anhaltender Verunsicherung und geringeren Stimuli vom Außenhandel bestimmt das derzeitige Konjunkturbild.
Im Schlussquartal 2012 ist die deutsche Konjunktur daher das erste Mal seit einem Jahr wieder unter die Nulllinie abgetaucht und geschrumpft.
Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist der Verlauf der Schuldenkrise von ganz entscheidender Bedeutung. Zunächst wird die Unsicherheit über den Fortgang der Krise bestehen bleiben. Ein wesentliches Datum auf dem Weg durch das Jahr 2013 sind die Wahlen in Italien. Sollte eine Pro-​Reformregierung gewählt werden, wäre die erste Hürde genommen.
Je stärker sich der Eindruck verfestigt, dass die Politik, also die europäischen Regierungen im Zusammenspiel mit der Zentralbank, die Entwicklungen unter Kontrolle habt, desto stärker wird die Verunsicherung weichen.
Die deutsche Volkswirtschaft profitiert davon gleich in doppelter Hinsicht: Stabilisieren sich die europäischen Exportmärkte bei einer gleichzeitigen Belebung der Konjunktur im Rest der Welt, kommen wieder stärkere Impulse für den Export. Die sinkende Unsicherheit belebt den Investitionszyklus wieder, nicht zuletzt auch wegen des Nachholbedarfs bei Investitionen und Lagerhaltung. Das immer noch historisch niedrige Zinsniveau wirkt dabei in Richtung 2014 wie ein Turbolader — auch für Investitionen in Gebäude.
Eine wesentliche Rolle kommt wiederum dem Konsum zu. Angesichts eines leicht aufwärtsgerichteten Arbeitsmarkts und hinreichend hoher, aber nicht übertriebener Lohnabschlüsse, entfaltet der private Konsum sogar zusätzliche Schubkraft. Selbst die Staatsausgaben werden — wie in fast jedem Bundestagswahljahr — etwas stärker zulegen als in den Jahren zuvor und danach. Dann würde der deutsche Konjunkturmotor wieder auf allen Zylindern laufen und das Bruttoinlandsprodukt um rund zwei Prozent zulegen können. In diesen Tagen wie auch in den letzten Jahren basieren die Konjunkturprognosen im Wesentlichen auf den Annahmen über die weitere Entwicklung der Schuldenkrise. Damit dominiert weiterhin die politische Entwicklung die ökonomische und beeinflusst somit maßgeblich auch die Prognosen für Deutschland und ganz Europa.

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