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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Fragen zur Sicherheit und zu den Betriebsabläufen im Gmünder Einhorn-​Tunnel

Die Mitglieder des Bau– und Umwelt– sowie des Verwaltungsausschusses des Gemeinderats haben sich am Mittwoch ausführlich den Themen rund um Überwachung, Wartung und vor allem Sicherheit des Gmünder Einhorn-​Tunnels beschäftigt. Es gab viele Fragen dazu.

Donnerstag, 17. Januar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Die jährlichen Betriebs– und Unterhaltungskosten für den modernsten Straßentunnel Deutschlands drohen, die eine Millionen-​Euro-​Grenze zu erreichen. Mit verschiedenen Maßnahmen versucht das Regierungspräsidium, diese Kosten möglichst zu senken. Vor diesem Hintergrund wurde, wie schon mehrfach berichtet, auch darüber verhandelt, wie das Thema der technischen und personellen Tunnelüberwachung zu meistern ist. Eine ursprünglich angedachte, ständig besetzte Tunnelwarte für mehrere solcher sensiblen Straßenbauwerke in der Region wurde wieder verworfen.
Stattdessen haben sich die Beteiligten von Land, Regierungspräsidium und Landratsamt nun auf ein sogenanntes Drei-​Säulen-​Modell (1. Straßenmeisterei, 2. Rettungsleitstelle in Aalen, 3. Polizeizentrale in Aalen und vorübergehend sogar in Waiblingen). Sozusagen als Tunnelmeisterei wird die Landkreis-​Straßenaufsicht die Hauptlast beim technischen Betrieb und bei Störungsmeldungen in der komplexen Technik des 2,2 Kilometer langen Tunnelbauwerks zu tragen haben. Sollte aufgrund von technischen Störungen oder Schadensereignissen der Tunnel gesperrt werden, nach Beseitigung der Störung oder Gefahrenlage der Tunnel dann nur von der Straßenmeisterei wieder freigegeben werden. Polizei und Rettungsleitstelle wiederum können von Aalen aus den Tunnel bei entsprechenden Notrufen, Pannensichtigungen über die 70 Videokameras oder sonstigen Ereignissen sperren. Karl Kurz und Andreas Weiß vom zuständigen Dezernat und Geschäftsbereich des Landratsamtes erklärten am Mittwoch den Stadträten aber auch, dass viele Abläufe im Gmünder Einhorn-​Tunnel von kleineren Störungsmeldungen bis hin zu kompletten Sperrungen aber auch automatisch ablaufen werden, zumal das gesamte Bauwerk mit allen Röhren, Querstollen und Technikräumen bis in jeden Winkel hinein mit einer Vielzahl von Brandmeldedetektoren ausgestattet sein wird.
Entsprechend den einschlägigen Vorgaben für Bau und Betrieb von Straßentunneln sei im Gmünder Einhorn-​Tunnel keine ständig besetzte Verkehrsüberwachung notwendig. Dies bedeute, dass kein Personal eingesetzt werden müsse, das den Verkehr und technischen Betrieb im Tunnel rund um die Uhr überwache. Es sei vielmehr ausreichend, wenn eine ständig besetzte Stelle rund um die Uhr erreichbar sei, um bei technischen Störungen, Pannen oder Unfällen zeitnah in den Tunnelbetrieb eingreifen könne.
Hierauf bezogen sich teils skeptische Nachfragen der Stadträte, wie man sich das denn in der Praxis vorstellen solle. Im Rahmen der regulären Arbeitszeiten der Straßenmeisterei, so die Antwort, sei das überhaupt kein Problem. Mitarbeiter des Bereitschaftsdienstes außerhalb der normalen Arbeitszeiten erhalten einen Computer, der sozusagen auch auf dem Nachttisch steht, um von überall her im Einzugsbereich zumindest des Ostalbkreises in den Tunnel und besonders in Technik und Störungsmeldungen umgehend Einblick zu bekommen.
Die Sicherheitstechnik ist sogar so ausgereift, dass Straßenmeisterei, Polizei oder Rettungsleitstelle sich sogar über eine Lautssprechanlage oder sogar mit einer direkten Einschaltung in Autoradioprogramm mit Verhaltensregeln an die Menschen wenden können, die bei einer Panne oder einem Unfall in der Röhre umherirren. Man werde auch noch mit einem Flyer Autofahrer präventiv informieren, was im Falle einer Tunnelstörung zu beachten ist. So beispielsweise nicht per Handy, sondern über die Notrufkabinen Pannen– oder Alarmmeldungen absetzen, damit die besagten drei Säulen sofort punktgenau wissen, wo sich der Vorfall ereignet habe. Auch seien Autofahrer aufgefordert, im Falle einer Flucht oder Evakuierung den Wagenschlüssel stecken zu lassen, damit es die Einsatz– und Hilfskräfte leichter haben. Die beiden Stadträtinnen Brigitte Abele (Bündnis90/​Die Grünen) und Karin Rauscher (FWF) befürchten eine sehr häufige Sperrung des Tunnels allein schon für Wartungsarbeiten. Und sie schilderten dazu die Sorge, dass dann der gesamte Verkehr doch wieder quer durch die Stadt umgeleitet werden müsse. Oberbürgermeister Richard Arnold versprach, dass ein Verkehrskonzept hierzu mit Errichtung von entsprechenden Wechselverkehrszeichen quer durch die Stadt noch zusammen mit den Stadträten erarbeitet werde. Gewiss, so seine Einschätzung, werde man sich an der heutigen B-​29-​Route orientieren. Die Angst wurde ausgesprochen, dass die Behörden gar auf die Idee kommen könnten, die Umleitungsstrecke über Wetzgau-​Großdeinbach oder durch die Weststadt zu führen.
Bei einer Tunnel-​Katastrophe wäre Landrat Pavel zuständig
Stadtrat Klaus Böhnlein (CDU) zeigte sich angesichts der umfangreichen Schautafeln, Kommunikations-​, Verantwortlichkeits– und Zuständigkeitsgrafiken überrascht und vermisste eine klare Hierarchie im Falle eines größeren Unglücks im Tunnel. Das sei bei den Hilfsorganisationen und der Polizei geregelt, so erhielt er zur Antwort. Würde sich im Gmünder Tunnel eine große Katastrophe ereignen, wäre sogar Landrat Klaus Pavel direkt zuständig.
Stadtrat Konrad von Streit lenkte den Blick auf den Abluftkamin nahe der Rehnenhofsiedlung. Wie sollen sich die Einwohner des Stadtteils verhalten, wie werden sie überhaupt gewarnt, wenn’s im Tunnel brennt und dort oben giftige Rauchschwaden austreten? Auch hierzu wollen die Verantwortlichen noch Pläne schmieden und Informationen zusammenstellen.

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