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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Mehr Kunden in die Gmünder Innenstadt durch Röther?

71 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt von Schwäbisch Gmünd sind von einer Ansiedlung des Modeparks Röther auf dem Areal des ehemaligen Schlachthofs mehr oder weniger betroffen. Hauptsächlich diejenigen Geschäfte, wo die Segmente gleich sind.

Mittwoch, 30. Januar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 55 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (str). Doch bei der Info-​Veranstaltung am Montagabend im Alten Schlachthof (die Rems-​Zeitung berichtete am Dienstag) kamen zwar einige kritische Fragen an den Geschäftsführer des Modeparks, Michael Röther, aber keine direkte Kritik. Auch die Aussage, dass Röther von der geplanten Verkaufsfläche von insgesamt 7200 Quadratmetern möglichst nicht abrücken will, wurde von den Mitgliedern des Gmünder HGV – zumindest am Montag – kommentarlos hingenommen.
Röther plant nach eigenen Angaben mit einem Umsatz von rund 700 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche, das wären dann rund fünf Millionen Euro. Der Pro-​Kopf-​Jahresumsatz in Gmünd für Bekleidung liegt im Durchschnitt bei 472 Euro. Das bedeutet, dass in Schwäbisch Gmünd jährlich rund 30 Millionen Euro für Bekleidung ausgegeben werden. Also würde ein Sechstel dann auf den Modepark Röther fallen. „So kann man es aber nicht rechnen“, meinte Röther zu diesem Zahlenspiel, denn wir setzen auf viele Kunden aus dem Umfeld von Schwäbisch Gmünd.
So sah es auch der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Gmünd, Alexander Groll, der sagt: „Die Kunden sind mobil. Wir wollen die Kaufkraft an Schwäbisch Gmünd binden.“ Mit einer interessanten Zahl wartete Groll noch auf: In der Gmünder Innenstadt gibt es etwa 20 Prozent weniger Verkaufsfläche als in Aalen oder Heidenheim.
Als der Modepark Röther in Aalen im Jahr 2000 seine Zelte aufgeschlagen hat, gab es zunächst „einen Sturm der Entrüstung“ von den betroffenen Einzelhandelsgeschäften, sagte Geschäftsführer Reinhard Skusa, City-​Manager in der Nachbarstadt Aalen, auf Fragen der Rems-​Zeitung. Befrage man heute dieselben Händler sagen diese, dass das Konzept – mehr Kunden in die Stadt zu holen – aufgegangen sei. Röther hatte eine Studie in Auftrag gegeben, woher die Kunden in Aalen kommen. Damals sei der Kundenzustrom stark aus Gmünd und Heidenheim gekommen. Heute würden Kunden aus Gmünd in Aalen nur noch rund zwei Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes liegen lassen, sagt Skusa, während Röther seine Mitarbeiter in Aalen zitiert, die befürchten, dass ihnen nun viel Umsatz aus der Gmünder Gegend wegfallen wird.
Wichtig bei einer Ansiedlung von Röther auf dem Areal Schlachthof aber sei, dass die Anbindung, die Synergie, an die Innenstadt funktioniert. Dies will Baubürgermeister Mihm gewährleisten und er stellte Pläne vor, wie das später einmal aussehen soll. Mihm sagte aber auch, dass man nicht alles von heute auf morgen bewerkstelligen könne, dazu sei nicht genügend Geld vorhanden.
„Wie viele Meter Laufwege nehmen die Kunden in Kauf, um von einem Geschäft zu den anderen zu kommen“, war die Frage einer Besucherin und HGV-​Vorstand Dr. Morawitz sagte kurz und knapp: „800 Meter!“ Das seien aber 400 Meter hin und 400 Meter zurück. Für Schwäbisch Gmünd bedeutet das, dass man das ehemalige Horten (später dann u.a. C&A) oder das City-​Center gerade noch in diesen Bereich dazu zählen kann.
Wie sieht nun Martin Röttele von Modehaus Röttele die mögliche Ansiedlung von Röther in Gmünd, denn er führt in seinem Sortiment auch Markenwaren, die Röther später ebenso anbieten will. Röttele: „Wir müssen unser Sortiment entsprechend ausrichten und mögliche Überschneidungen weitgehend vermeiden.“ Bange ist Röttele aber nicht, auch er sieht Röther als Ergänzung fürs Gmünder Angebot. Röther will ein breites Angebot für die ganze Familie bereithalten, also für Männer, Frauen und Kinder. „Ich werde bei Ihnen aber vermutlich nicht fündig“, sagte Bürgermeister Mihm – der Zwei-​Meter-​Mann mit Schuhgröße 50. Was Michael Röther dann bestätigte und zum Ausdruck brachte, dass man keine Nischen abdecke, auch zum Beispiel keine Hochzeitskleider anbiete.
Die Frage vor dem Info-​Abend war: Wird es ein weiteres Aussterben von Einzelhandelsgeschäften in der Gmünder Innenstadt geben? Und diese Frage wurde aus dem Publikum auch an Michael Röther gestellt, und auf Beispiele in Rastatt verwiesen. Röther sagte: „Geschäfte, die bisher schon am Existenzminimum gekratzt haben, könnten natürlich Probleme bekommen.“ Aber die müssten sich halt noch mehr anstrengen.
Und wer gedacht habe, der Modepark würde in Gmünd kostenlose Parkplätze anbieten, sah sich an diesem Abend enttäuscht. Insgesamt wird es beim Modepark knapp 200 Parkplätze geben. Die ersten zwei Stunden seien frei, der Rest müsse bezahlt werden. Und zwar deshalb, weil sonst vermutlich zu viele Ganztagesparker, die in der Innenstadt arbeiten, die Parkplätze für die Röther-​Kunden belegen würden.

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