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Warum sich Frauen zusammenschließen: Im Oktober, wird der Kreisfrauenrat Ostalbkreis gegründet

Sind sie politisch? Ja, natürlich, auch wenn es bei der Gründung des Kreisfrauenrats Ostalbkreis nicht um Parteipolitik geht. Frauen wollen auch auf dieser Ebene zusammenhalten, sich Gehör verschaffen, ganz gleich, ob es um Altersarmut geht, Pflege oder Meinungsbildung.

Dienstag, 01. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


OSTALBKREIS (bt). Angedacht ist es längst: Frauen mit den unterschiedlichsten Interessen und Hintergründen schließen sich im Kreisfrauenrat zusammen, „um sich über gesellschaftliche Zwickmühlen auszutauschen, in die vorwiegend Frauen geraten“ – wie Carola Morlock bei einer ersten Vorstellungsrunde der Gründungsmütter im Gmünder Landratsamt formulierte. Carola Morlock hat die wichtigsten Ziele, auf die sich diese Frauen geeinigt haben, zusammengestellt.
Frauen wollen „mit Spaß und Biss“ für strukturelle Lösungen einstehen und politische Forderungen stellen, sagt sie. Statt allein zu kämpfen, wollen sie sich gemeinsam für bessere Rahmenbedingungen einsetzen. Gefordert wird unter anderem die Beibehaltung der Stelle der Gleichstellungsbeauftragten im Ostalbkreis und eine paritätische Besetzung der Listen für die Kommunalwahlen. Ziel ist grundsätzlich die „gleichberechtigte Teilhabe der Frauen auf allen gesellschaftlichen Ebenen sowie die überparteiliche und überkonfessionelle Zusammenarbeit von Frauen bzw. Frauenverbänden“. Für die Umsetzung seiner Ziele will der Kreisfrauenrat Stellungnahmen und Empfehlungen für Legislative und Exekutive erarbeiten und zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen.
Frauen aus allen Bereichen
engagieren sich
Unter den Frauen, die Seite an Seite mit Morlock arbeiten, findet sich die Gmünderin Ulrike Ehrenberg-​Bader, Diplom-​Physikerin, die vier Söhne zur Welt gebracht und großgezogen hat. Als die Jungs klein waren, hatte der Kindergarten von 8 bis pünktlich 12 geöffnet; als die Schule anfing, kamen die Kinder oft schon um 11 nach Hause: Es war ihr in dieser Zeit schlicht nicht möglich, in ihrem Beruf zu arbeiten. Für die Erziehungszeit erhält sie nun insgesamt eine monatliche Rente von 112,28 Euro: „Es ist entwürdigend, wie wenig dem Staat die Leistung der Frauen wert ist“, meint sie, die sich vehement für eine öffentliche Anerkennung „häuslicher Frauenarbeit“ – Kindererziehungszeiten und Zeiten der Pflege – durch eine angemessene Berücksichtigung bei der Rente einsetzt.
Farzaneh Fallahian ist Soziologin. Im Iran hat sie als Journalistin gearbeitet; in Gmünd ist sie vor allem durch ihre Arbeit für die a.l.s.o. bekannt. Sie ist davon überzeugt, dass Vielfalt bereichert und gut tut. Im Kreisfrauenrat will sie sich einsetzen für die Rechte von Frauen, für Chancengleichheit und grundsätzlich für neue und bessere Wege im Bereich Migration und Integration.
Dr. Julia Frank aus Lorch ist Lehrerin, Stadträtin und politisch sehr aktiv. Sie will die „die gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen unter anderem über den Weg der Bewusstseinsbildung, Stärkung des Selbstbewusstseins und den Abbau von Sozialisationshürden. Im Rahmen des Projekts „Demokratie braucht Frauen!“ wird sie demnächst mit einer Delegation aus Damen des Bundesfamilienministeriums, der EAF und des Helene-​Weber-​Kollegs zu einem Kongress nach Tunis reisen, um dort Frauen in ihrem Bemühen um politische Teilhabe, insbesondere auf kommunaler Ebene, zu unterstützen. Bemerkenswert an dieser Veranstaltung, überlegt sie, „ist die Ähnlichkeit der Probleme und Themen, wie z. B. Gewinnung von Frauen als Kandidatinnen vor allem im ländlichen Raum“.
Margot Wagner aus Ellwangen hat als Arbeitsvermittlerin und Berufsberaterin und in anderen Tätigkeiten – etwa als Familienpatin bei der Caritas, bei ver.di oder der FU – erfahren, dass viele Initiativen von Frauen innerhalb des Ostalbkreises zum Teil deckungsgleich waren: „Das bedarf einer Zusammenfassung in einem Kreisfrauenrat, um mehr Gewicht bei den entsprechenden Stellen zu erhalten und gemeinsame Lösungen im Sinne der Frauen effektiver durchsetzen zu können.“ Besonders im Blick auf die Kommunalwahlen 2014 und das Ziel „Mehr Frauen in die Kommunalparlamente“ werde die Zusammenarbeit etwa mit dem Landratsamt von allen Akteurinnen als wichtiges Ziel gesehen.
Eva Maria Markert, Diplomsozialpädagogin aus Aalen, ist seit Jahren beruflich, politisch und ehrenamtlich für und mit Frauen engagiert und begeistert sich für die Idee, Frauen aus unterschiedlichen Gruppen zusammenzubringen, „Frauen, die viele Ressourcen, Idee und Sichweisen mitbringen“: „Diese gilt es nun zu bündeln, Synergieeffekte herzustellen und mit Frauenpower auch politisch etwas gemeinsam zu bewegen zum Wohle aller Frauen“. Sich für Frauen in Armut zu engagieren ist für sie ein Schwerpunkt, oder auch Mindestlohnforderungen durchzusetzen.
Dr. Carola Merk-​Rudolph, die Gmünderin, die hier auch studiert hat, unter anderem, ist Konrektorin in Bopfingen. Sie setzt sich für eine gleichberechtigte, gerechte und solidarische Gesellschaft auf allen Gebieten ein. „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“, nennt sie ihr Motto – das wohl auch beim Aufbau eines Kreisfrauenrats Ansporn sein kann.
Angelika Möricke ist Biotechnikerin, ebenfalls politisch sehr engagiert und auch Mitglied der lokalen Agenda Oberkochen. Sie will Ungerechtigkeiten nicht widerspruchslos hinnehmen. Ihr erstes Ziel ist es, die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten des Ostalbkreises zu erhalten. „Alle notwendigen Schritten bis zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen werde ich weiterhin aktiv begleiten.“
Hedwig Ernsperger ist Bäuerin bei Rosenberg und Kreisvorsitzende der Landfrauen, zudem engagiert sie sich im Arbeitskreis Frau, Familie Gesellschaft. Der Landfrauenverband vertritt die Interessen der Frauen im ländlichen Raum; deren Stimmen Gehör zu verschaffen, ist ihr großes Anliegen; Themen sind für sie unter anderem die Anrechnung der Kindererziehungszeit auf die Rente oder die drohende Altersarmut.

Am Freitag, 11. Oktober, um 17 Uhr findet im Sitzungssaal des Landratsamts Ostalbkreis in Aalen die Gründungsversammlung des Kreisfrauenrats statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen und haben die Möglichkeit, sofort einzutreten, um von Anfang an dabei zu sein und ihre Erfahrungen und Forderungen mit einzubringen.
Der Kreisfrauenrat konstituiert sich an diesem Abend, die Satzung wird beschlossen, der Vorstand gewählt. Danach wird ab 19 Uhr gefeiert. Auf dem Fest-​Programm stehen Kulturelles und Musikalisches sowie frauenpolitische Impulse von der Geschäftsführerin des Landfrauenverbandes Dr. Beate Krieg.

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