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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Nach Jahrzehnten würdigt die Stadt ihre Gastarbeiter der frühen Jahre 1957 bis 1968: Sie sind gekommen um zu bleiben

Würdigen, was geleistet wurde. Dank sagen, endlich. Jetzt, wo ohnehin ein Konzept der Ein– und Zuwanderung erarbeitet werden muss, ist die Zeit gekommen, die Verdienste der Zuwanderer früherer Jahrzehnte ins rechte Licht zu setzen – sagt die Stadt, und lädt am kommenden Samstag zu einer „Würdigungsfeier der Gmünder Gastarbeiter von 1957 bis 1968“. Zunächst etwa tausend, dann, als klar wurde, wie schwierig es ist, alle ausfindig zu machen, weitere 800 Einladungen wurden verschickt. Und noch immer ist so mancher nicht erfasst.

Montag, 28. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt).
„Wir haben die Gastarbeiter damals in vielen Bereichen alleine gelassen“, erklärte Bürgermeister Joachim Bläse gestern, unter anderem mit Blick darauf, dass zwar die Arbeitskraft der Fremden als Bereicherung empfunden wurde, sie aber ansonsten weitgehend alleingelassen waren, nicht zuletzt mit der Sprache.
Wie groß das Interesse in Gmünd ist, zeigte bereits eine Wanderausstellung in der VHS im Frühjahr 2011; Kaum eine andere Stadt hat sich damals mit so vielen eigenen Geschichten und Ausstellungsstücken beteiligt. Gast-​Arbeiter, das heißt, die Menschen, die kamen, sollten — und wollten — wieder gehen. Marino D‘Amico etwa erinnert sich daran, dass er drei Monate bleiben wollte. Doch aus Monaten wurden vielfach Jahrzehnte. Ein Leben also für die Rente in der alten Heimat. Aber wollte man wirklich weg von Kindern und Enkeln? Hatte man nicht längst eine neue Heimat gefunden? Viele Griechen der ersten Stunde haben Gmünd wieder verlassen – wer weiß noch, dass sie einst in der Ott-​Pauserschen ihre Räume hatten; viele Italiener sind geblieben. Keine Nation aber hat je ein richtiges Willkommen erfahren. Aus dem Gmünder Integrationsbeirat kam der Impuls, die Gastarbeiter zu würdigen, die zwischen 1957 und 1968 aus Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien in die älteste Stauferstadt kamen und halfen, Gmünd zu dem zu machen, was es heute ist. „Die Stadtverwaltung möchte die Verdienste dieser Menschen, denen Schwäbisch Gmünd mittlerweile zu einer zweiten Heimat geworden ist, in den Vordergrund stellen“, heißt es in der Einladung. Und deshalb sind alle Bürgerinnen und Bürger am Samstag, 2. November, um 18 Uhr in den Prediger eingeladen. Die Veranstaltung wird begleitet durch die städtische Musikschule, Gedichtvorträge und Auftritte von Tanzgruppen aus den einzelnen ausländischen Vereinen und durch eine Fotodokumentation. Ein Grundsatzreferat gibt Einblick in die Geschichte der Gastarbeiter. Zentraler Punkt ist das Podiumsgespräch mit Zeitzeugen: Einwanderer der ersten Stunde aus verschiedenen Ländern werden zu ihrer Geschichte befragt.
Die Veranstaltung soll im Foyer mit Musik und der Möglichkeit zum persönlichen Gespräch ausklingen – und mit einem großen Buffet, zu dem alle etwas beitragen wollen.

Grundsätzlich sind zum Empfang alle Gastarbeiter der ersten Jahre oder ihre Nachkommen eingeladen. Willkommen sind aber auch alle, die sich diesen Menschen verbunden fühlen.
18 Uhr: Stehempfang — Auftakt im Foyer mit Musik und Tanz
18.30 Uhr: Eröffnung der Veranstaltung mit Musikstücken der Musikschule.
18.45 Uhr: Begrüßungsrede des Ersten Bürgermeisters Dr. Joachim Bläse.
19 Uhr: Einführungsrede und Überblick durch den SWR-​Mann und Historiker Arnd Kolb – selbst ein Gmünder.
19.15: Uhr Podiumsgespräch mit den Ehrengästen (Moderation Bilal Dincel)
20 Uhr: griechischer Gedichtvortrag und Sockentheater von Yunus Emre
20.15 Uhr: Ausklang im Foyer mit inter–
nationalem Büffet, Musik etwa mit Toni Mangieri und „Prima Nota“ sowie griechischen und serbischen Tänzen.



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