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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der Gmünder Bildhauer Eckhart Dietz wird am 31. Oktober 80 Jahre alt

Wie hält man diesen einmaligen Augenblick fest, jenen feingesponnenen Moment der Bewegung, eine kaum merkliche Drehung des Körpers, die feine, geschwungene Linie, die die Hand der Tänzerin aus der Dynamik, aus dem Schwung heraus im Raum beschreibt? Der Gmünder Bildhauer Eckhart Dietz ist Meister dieses Fachs.

Mittwoch, 30. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Sein ganzes künstlerisches Leben lang arbeitete Eckhart Dietz an dieser Herausforderung. Heute feiert der Gmünder Bildhauer und Künstler seinen 80. Geburtstag. Und wahrscheinlich ist er diesem Ziel inzwischen so nahe gekommen, wie kaum ein anderer in der weiten Umgebung. Der Georgishof im Osten der Stadt wurde dabei im Lauf der vergangenen Jahrzehnte für den in Pfäffingen bei Tübingen geborenen Erforscher und Darsteller der Formen und Bewegungen sein Rückzugsraum. 1952 Abitur am Parlergymnasium, Biologiestudium, von 1955 bis 1961 Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, 1959 das Staatsexamen in Kunsterziehung, von 1957 bis 1961 Studium der Bildhauerei bei Prof. Otto Baum, seit 1962 freischaffender Bildhauer in Schwäbisch Gmünd: Dies sind einige nackte Eckdaten eines Werdegangs. Seine Herkunft aus einer stark pietistisch orientierten Familie (besonders der Großvater bestand auf seinen eisernen Positionen) hinterließ Spuren – nicht nur in der Auflehnung des jungen Eckhart gegen ein solcherart bigottes, von falscher Moral bestimmtes Leben; einem Protest, der sich über die bewegten „Kampfjahre“ der 60er zusammen mit Sommer, Kloss und Giers bis heute in seiner trotz aller altersmilden Toleranz immer noch spürbaren Sperrigkeit niederschlägt. Nein, es ist eine seltsame Mischung, die da aus der klerikalen Enge herrührt: Die Auseinandersetzung mit dem Körper, die Beschäftigung mit Kunst überhaupt, die enorme Bedeutung, die dem Menschen in seiner ganzen Natur zukommt, all dies ist auf der einen Seite ebenso nur aus der sündhaften Verdammnis jener ersten Jahre zu verstehen, wie auf der anderen Seite seine unglaubliche Disziplin, seine schwäbisch-​pedantische „Schaffigkeit“. Ordner um Ordner sind im Georgishof mit seinen Zeichnungen, Skizzen, Ideen, Notizen gefüllt, Modelle und Entwürfe liegen auf Sockeln und Tischen: Hier bündelt sich die lebenslange Suche nach jenem perfekten Guss, der diese feine, charakteristische Bewegung, jene letztlich ausschlaggebende Nuance im eigentlich spröden und seelenkalten Metall spiegelt.
Dietz-​Ausstellung ab 8. November im Kornhaus
Kein Wunder, dass dem Liebhaber von „Neuer Musik“, von Schönberg und Webern, da immer auch der Tanz und die Musik sehr nahestand. Freilich: Diesen Weg ging Eckhart Dietz oft ganz alleine – ähnlich wie auch auf seiner sechsmonatigen Fuß-​Tour durch die Türkei 1960.
Mit großer Ernsthaftigkeit und einer Zähigkeit, die seinen bevorzugten Materialien Stahl und Aluminium in nichts nachsteht, blieb er bei seiner Aufgabe, seiner Herausforderung – auch wenn die launenhafte Kunstwelt mal nur das „Abstrakte“ propagierte und mal nur die Provokation gelten ließ. Einer wie Dietz lässt sich davon nicht beeindrucken, er läuft bei den Langstrecklern im Rund der Kulturszene. Den Beifall erheischenden Sprint überlässt er anderen.
Deshalb geht ihm nun mit 80 eben auch nicht der kreative Atem aus, obwohl das Hantieren mit den schweren Gussteilen den Körper fordert. „Ich brauche diesen Kontakt mit den Menschen in der Gießerei, die harte Arbeit, das feste Anpacken,“ so Dietz.
So werden die Gratulanten heute alles andere als einen zwar bedeutenden, aber nun zurückgezogenen Frühpensionär der deutschen Bildhauerlandschaft vorfinden. Er ist im Gegenteil aktiv, wie in seinen besten Zeiten. Bis vergangenen Sonntag lief im Aalener Rathausfoyer und in der dortigen Kreissparkassen-​Hauptstelle noch die Ausstellung „Eckhart Dietz. Vom Liegen zum Fliegen“.
Für die Gmünder beginnt eine große Dietz-​Ausstellung am 8. November um 19 Uhr im Kornhaus. Und heute hat der Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold den Künstler und viele seiner Wegbegleiter zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen.

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