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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Eine Stunde der Erinnerung: In der Augustinuskirche gedachte man der Reichspogromnacht

Ein ökumenisches Abendgebet mit einer Stunde der Erinnerung und Umkehr zum 9. November fand am Samstag in der Augustinuskirche mit Dekan Immanuel J.A. Nau und der musikalischen Begleitung durch Heidrun Havran am Klavier statt.

Sonntag, 10. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 57 Sekunden Lesedauer

Von Dietrich Kossien

SCHWÄBISCH GMÜND. Dekan Nau begrüßte die Besucher und insbesondere Wolfgang Gundlach und Brunhilde Kanzler, die bei diesem Friedensgebet an diesem „Tag der Erinnerung und Umkehr“ mitwirkten. Er wies darauf hin, dass an diesem Abend die Erinnerung an die Ereignisse der Reichspogromnacht 1938 im Mittelpunkt stünden. 75 Jahre seien seitdem vergangen; das Erschrecken über jene Ereignisse dürfe aber nicht nachlassen. Als evangelische Kirche folge man einem Beschluss der Landessynode, die im Jahr 2007 den 9. November offiziell als „Tag der Erinnerung und Umkehr“ eingeführt hatte, um die Erinnerung an jene Ereignisse wachzuhalten und damit einen Beitrag dafür zu leisten, dass weiterhin Menschen sich dafür einsetzen, dass so etwas nie wieder geschieht. Worte aus Psalm 74, mit denen ursprünglich die Zerstörung des Tempels in Jerusalem beklagt wird und der von Brunhilde Kanzler und Wolfgang Gundlach gelesen wurde, erinnerten an die Zerstörung der Synagogen in Deutschland. Dekan Nau: „Es ist für uns unbegreiflich, wozu Menschen in der Lage sind, und es ist für uns immer noch die Frage, wie so etwas möglich war.“ Nach der Lesung sprachen Dekan Nau, Brunhilde Kanzler und Wolfgang Gundlach Worte der Erinnerung darüber, dass vor 75 Jahren in Deutschland die Synagogen brannten, Männer und Frauen öffentlich beschimpft, misshandelt und gedemütigt wurden, weil sie Juden waren. Brunhilde Kanzler stellte fest: „Wir wissen heute, dass in dieser Nacht nicht nur Kristall splitterte und nicht nur Glas zu Bruch ging. Über 1300 Menschen wurden in dieser Nacht in Deutschland ermordet. Über 20 000 Menschen wurden in den Folgetagen enteignet und in Konzentrationslager verschleppt. Die Nacht vom 9. auf 10. November 1938 bildete den ersten grausamen Höhepunkt nationalsozialistischer Judenverfolgung.“ Auch die jüdische Gemeinde in Gmünd blieb nicht verschont Wolfgang Gundlach erinnerte: „Auch die kleine jüdische Gemeinde in Schwäbisch Gmünd blieb nicht verschont. Die Synagoge in der Katharinenstraße wurde zwar nicht angezündet, aber ihre Inneneinrichtung wurde verwüstet und der Davidsstern vom Dach gerissen.“ Auch Gmünder Juden seien dem Schicksal der Verfolgung ausgesetzt gewesen. Dabei hätten viele von ihnen zu dem Teil der Stadtbevölkerung gehört, der die Entwicklung Gmünds vorangetrieben hatte. Aus heutiger Sicht sei es, so Dekan Nau, unbegreiflich, wie auch die jüdischen Gmünderinnen und Gmünder systematisch ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Stellvertretend für viele andere wurde an die Namen jener 17 jüdischen Bürger erinnert, für die in Gmünd im vergangenen Jahr Stolpersteine verlegt wurden. Dazu wurden Kerzen für die Genannten und alle nicht Genannten entzündet. In einem Impuls erinnerte Dekan Nau aber auch daran, dass auch Martin Luther und die Reformation sich von der Verfolgung von Juden nicht distanziert hätten, obwohl Luther in früherer Zeit andere Worte gefunden und Toleranz gefordert habe.

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