Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Prozess gegen die Wahrheit: Auf dem Schönblick sprach Kardinal Kasper über Christenverfolgung

Noch bis Mittwoch dauert der Kongress „Christenverfolgung heute – Gedenkt der Märtyrer“, der im Forum des Schönblicks als Kongress für die weltweite Verbundenheit der Christen mit bewegenden Zeugnissen und berührenden Begegnungen auf dem Rehnenhof stattfindet.

Dienstag, 12. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer


Von Dietrich Kossien
SCHWÄBISCH GMÜND. Nach der Eröffnung, über die die RZ am Montag berichtete, gab es am Sonntagabend einen bemerkenswerter Vortrag von Walter Kardinal Kasper, der als einer ihrer Vorkämpfer der Ökumene das Wort redete – insbesondere mit Blick auf die weltweite Verfolgung von Christen war ihm dies wichtig. Mit dem Thema „Die Ökumene der Märtyrer“ zur Theologie und Spiritualität des Martyriums drang er tief in sich darstellende Probleme ein.
Viele seien schon, so begann er seinen Vortrag, in der jüngsten Vergangenheit der Meinung gewesen, dass es keine Christenverfolgung gebe. Das aber sei eine Fehlentscheidung. Verfolgungen gehörten zum Christentum, und in keinem Jahrhundert habe es so viele gegeben wie heute. Dabei stellte er das bedrückende Beispiel von Nordkorea heraus und ging darauf ein, was christliche Märtyrer den Menschen zu sagen hätten, die als Blutzeugen den Hass Andersgläubiger auf sich zögen. Ursprünglich im Christentum angesiedelt, sei dieses Thema ausgedehnt auf die Unterdrückung von Wahrheitszeugen. Dieses Märtyrertum aber dürfe man nicht suchen oder selbst begehen. Das sei eine Perversion des Begriffes, der sich mit Jesus, der der Urzeuge (Märtyrer) sei, verbinde. Es sei der Prozess gegen die, die von der Wahrheit Zeugnis geben, so wie der gegen Jesu.
Kardinal Kasper hob hervor, dass sich Märtyrertum heute auch als eine Form politischer Macht darstelle, in dem Märtyrer manipuliert, als Verbrecher bezeichnet würden oder man sie einfach verschwinden lasse.
Gerade da aber sei Nachfolge ein wichtiger Aspekt, denn Märtyrer zu sein, bedeute Schicksalsgemeinschaft mit Jesu, auf den wir in der Taufe gebaut hätten. Das Martyrium werde so zum christlichen Ernstfall, in dem man für die Wahrheit eintrete. So gebe es keine Kirche, die nicht auch Märtyrerkirche sei, in der das Blut der Märtyrer der Samen für neue Christen werde.
„Ökumene ist die Antwort auf christentumsfeindliche Ideologien“
Walter Kasper
„Wie Christus für uns das Blut gegeben“ habe, gelte dies dahingehend, ein Zeugnis für die Freiheit jedes Menschen abzulegen und im Extremfall, so war es dem Vortrag zu entnehmen, das Leben hinzugeben. So führe das Martyrium zum Anbruch des Reiches Gottes. Doch Märtyrer seien keine Heroen, sondern Menschen wie wir.
Der Kardinal ging darauf ein, dass auch in der „freien“ Welt die Wahrheit niedergehalten werde. Da tue die Erinnerung an die Märtyrer Not, die bedeute, Gott mehr zu geben als dem Menschen. Kardinal Kasper stellte aber auch die Frage, ob man diesen Ernstfall im Christentum ausgeklammert habe, in dem sich auch die Christen gegenseitig das Leben schwer machten. Kardinal Kasper stellte die ökumenische Bewegung im 20. Jahrhundert als das Wichtigste in der gemeinsamen Geschichte der beiden Kirchen heraus, weil man sich wieder als Gemeinschaft entdeckt habe. Diese Einheit aber sei nie Selbstzweck gewesen, Jesus habe um sie gebetet, „damit die Welt glaubt“.
Diese Ökumene mit ihrer martyrologischen Wurzel sei kein Nebenanliegen, sondern ein Grundanliegen. Sie sei kein Traditionsbruch, sondern in einer aus der Tradition der alten Kirche erneuerten Ekklesiologie begründet – also aus der theologischen Auseinandersetzung mit und über die Kirche, über ihr Wesen und ihre Bedeutung in der Heilsgeschichte. Ökumene sei also nicht irgendwelchen aufgeklärten Ideologien entsprungen, sondern sie sei Antwort auf christentumsfeindlichen Ideologien.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

1771 Aufrufe
546 Wörter
3826 Tage 0 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3826 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2013/11/12/prozess-gegen-die-wahrheit-auf-dem-schoenblick-sprach-kardinal-kasper-ueber-christenverfolgung/