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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Philologenverband tagt in Schwäbisch Gmünd

Arbeitszeit, Lehrerbildung und die Bildungspläne für die Gymnasien in Baden-​Württemberg waren die Themen, die den Auftakt der Schulvertreter-​Tagung des Philologenverbands bestimmten.

Donnerstag, 14. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 13 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Im Philologenverband (PhV) sind Gymnasiallehrer und –lehrerinnen organisiert. Über 100 Delegierte aus dem Bezirk Nordwürttemberg kamen am Donnerstag und kommen noch am heutigen Freitag zur Herbsttagung im Stadtgarten zusammen. Die Vorbereitungen zur Personalratswahl 2014 nahmen gestern nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden Ralf Scholl breiten Raum ein. In einem Grußwort führte Klaus Arnholdt, Leiter des städtischen Amtes für Bildung und Sport, durch die Gmünder Schullandschaft. Die Stadt wolle die Profilierung der Schulen vorantreiben, stecke aber im Dilemma der Unterschiedlichkeit der Schüler. Die Forderung nach möglichst hohen Schulabschlüssen für möglichst viele habe in eine Sackgasse geführt, meinte Arnholdt unter beifälligem Klopfen der PhV-​Delegierten. Die Stadt reagiere mit der Wissenswerkstatt EULE, damit wolle sie dem „Thema des Begreifens und des Handwerklichen außerhalb der Schule Raum geben.“ Einen Aspekt der Tagung griff er damit schon auf. Klaus Nowotzin, der stellvertretende Vorsitzende des PhV Baden-​Württemberg, ging darauf im Gespräch mit der Rems-​Zeitung ein, und auch der Landesvorsitzende Bernd Saur sprach am frühen Abend in seinem Vortrag darüber. Nicht nur die Sparmaßnahmen im Kultusbereich werden von der Gymnasiallehrer-​Interessenvertretung kritisiert, sondern vor allem die nach ihrer Auffassung bedenkenlosen Veränderungen an erfolgreichen Bildungsstrukturen. Nowotzin: „Das Land braucht ein durchgängiges Konzept von der Klasse 5 bis zum Abitur. Das muss sich widerspiegeln in den Bildungsplänen und in der Lehrerbildung. Wir brauchen Gymnasiallehrer, die ihre Fächer an der Universität studieren und im Referendariat das Handwerkszeug zum Umsetzen bekommen. Generell bezweifeln wir, ob ein so erfolgreiches Schulsystem wie das von Baden-​Württemberg so einem Radikalumbau unterzogen werden soll.“ Am unzufriedensten seien die Bürger des Landes mit der Bildungspolitik, verwies Klaus Nowotzin auf die einschlägigen Umfragen, wonach selbst 58 Prozent der Grünen-​Wähler unzufrieden seien mit der Bildungspolitik (und 65 Prozent der CDU-​Wähler). Nach Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung sei der Anteil an schwachen und überforderten Schülern in den fünften Klassen der Realschulen und Gymnasien deutlich gestiegen. Zu berücksichtigen seien dabei auch die Schüler, die während des Schuljahres das Gymnasium verlassen haben oder am Ende mit einer Realschulempfehlung versetzt wurden. Von den 22 673 Gymnasial-​Fünftklässlern im Schuljahr 2012/​13 waren dies 1 073 (4,7 Prozent). In der 6. und 7. Klasse, wenn zweite Fremdsprache und weitere Fächer hinzukommen, werde dies noch schlimmer. Nowotzin: „Man tut den Kindern keinen Gefallen, wenn man von der Grundannahme ausgeht, dass jedes Kind ‘begabbar’ ist. Das ist ein Menschenbild, das eine Ideologie widerspiegelt. Die Erfahrung lehrt, dass es Begabtere und weniger Begabte gibt.“ Kein „Jammern auf hohem Niveau“ sei die Kritik an der Abschaffung der Altersermäßigung für die über 58-​jährigen Lehrer, „das hat mit Wertschätzung zu tun.“ Das Streichen von 11 600 Lehrerstellen passe nicht zum Konzept des individuellen Lernens. Die Gehaltsabsenkung für Junglehrer um acht Prozent für drei Jahre sei eine reine Sparmaßnahme, sie treffe auch Neueinstellungen von altgedienten Lehrern aus anderen Bundesländern. Am heutigen Freitagvormittag spricht Matthias Burchardt (Universität Köln) über „Bildungsaufbruch, –umbruch oder –abbruch?“ Anzunehmen, dass die 100 Gymnasiallehrer nach dem Vortrag des brillanten Redners recht munter gestimmt sind, um Kultusminister Andreas Stoch um 10 Uhr zu empfangen. Stoch trifft erstmals nach der angekündigten vierten Einsparrunde auf die Pädagogen. Nach seiner Rede stellt sich der Minister der Diskussion.

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