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Viehfeiertag in Göggingen: Daran denken, wie wertvoll Lebensmittel sind

Mit Harfenklängen begrüßte Tosca Blum – seit 2011 Schülerin an der Gmünder Musikschule und ebenso Schülerin der Gögginger Grundschule – die Gäste, die zur ökumenischen Feier des Viehfeiertags gestern Vormittag in die Gemeindehalle gekommen waren.

Donnerstag, 12. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 45 Sekunden Lesedauer


Von Dorothee Wörner
GÖGGINGEN. Selten war der Gögginger „Nationalfeiertag in der Vergangenheit so ein schöner, strahlender Tag wie gestern. Aber immer war es so: je trister der Tag, umso heller leuchteten die Kerzen, welche die Kinder am Adventskranz entzündeten. Eindrucksvoll ließ sich so auch der Rückblick auf eine dunkle Zeit in der Geschichte der Gemeinde vermitteln. Gestern war es schön und hell – und fröhlich lachende Grundschul– und Kindergartenkinder waren in Begleitung von Lehrerinnen und Erzieherinnen gekommen.
Im Gedenken an den Viehfeiertag, der seit dem Jahr 1682 in der Gemeinde gefeiert wird, gestalteten sie entweder selbst ein kleines Programm mit Musik und Theater mit oder verfolgten die Auftritte auf der Bühne aufmerksam. Im Publikum saßen Eltern, Großeltern und interessierte Gögginger. Sie wurden von Schulleiterin Angela Henning-​Stängle herzlich begrüßt. Sie berichtete in einer kleinen Ansprache von ihren Erfahrungen beim Einkaufen und der Ratlosigkeit bei der Auswahl von Lebensmitteln vor übervollen Regalen. Wenn sie daran denke, mit welchen Augen arme Menschen diesen Überfluss sehen, so schäme sie sich fast, meinte die Schulleiterin und machte kritisch darauf aufmerksam wie viele Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen werden. Bürgermeister Walter Weber erklärte den Kindern den Grund, warum gefeiert wird. Sieben Jahre von 1675 bis 1682 habe die Viehseuche gedauert; man könne sich vorstellen in welch große Not sie die bäuerliche Bevölkerung gebracht habe. Der Einhalt der Seuche, der an einem Donnerstag in der Luzienwoche festgestellt wurde, war ein Hoffnungsschimmer, aufgrund dessen die Bevölkerung versprach, diesen Tag jedes Jahr im ökumenischen Miteinander feiern zu wollen.
Auch die Pfarrer Uwe Bauer und Bernhard Weiß freuen sich mit den Göggingern über diesen „einmaligen Tag“, der von Generation zu Generation weitergegeben wird und an dem die Gemeinde auch in schwierigen Zeiten festgehalten habe, „darauf können wir stolz sein“, sagte Pfarrer Bauer. Pfarrer Weiß fragte die Kinder nach ihren Weihnachtsträumen und dabei kam sehr viel Tierliebe zum Ausdruck, denn in Gögginger Kinderträumen spielt ein Reiterhof eine Rolle, ebenso Pferde. Aber auch vom Traktor wird geträumt oder von einem neuen Fahrrad. Pfarrer Weiß erzählte ihnen von anderen Kinderträumen, „Stellt euch vor“, sagte er, „es gibt Kinder die träumen, dass sie ein sicheres Haus haben oder dass der Krieg zu Ende geht“.
Im Fürbittgebet schlossen die Kinder alle Armen, Kranken, Schwachen und alle Kinder dieser Erde mit ein. Tim Hieber und Niklas Möbius, Schüler der Musikschule Wiedmann, spielten weihnachtliche Weisen zum Mitsingen und dann öffnete sich der große Vorhang für den Auftritt der Theater-​AG der Grundschule unter Leitung von Lehrerin Marion Abele. Mit „Hatschi, das Weihnachtskamel“ überzeugten die Kinder in ihrem Stück davon, dass Vorurteile und Ängste gegen Fremde unbegründet sind. Wieder einmal saßen die Texte hervorragend und zeugten von einer intensiven Probenarbeit, zauberhaft waren auch die Kostüme und die gesamte Bühnengestaltung. Ein großer Schlussapplaus war der Dank an die talentierten Gögginger Kinder.
Voll besetzt war die Gögginger Johanniskirche am Abend als Pastoralreferentin Beate Jammer und Pfarrer Uwe Bauer den ökumenischen Gottesdienst feierten. „Glück gehabt“ – dieser Ausspruch zog sich durch Predigt und Fürbittgebete. Mitglieder der DRK-​Ortsgruppe gestalteten in diesem Jahr den Gottesdienst mit und sprachen über Situationen, in denen sie als Hilfsorganisation Glück hatten. Beate Jammer verwies darauf, dass im Alten Testament an neunzig Stellen vom Glück die Rede ist, wobei es immer in Verbindung mit Gott gebracht wird. „Glück kann man nicht selbst machen“, sagte sie in ihrer Predigt, „Glück wird uns geschenkt und manchmal spüren wir im Nachhinein — da war Gott am Werk.“ Gemeinsam sangen der evangelische und katholische Kirchenchor unter Leitung von Sigrid Feuchter „Ihr seid das Salz der Erde“. Claudius Beitze begleitete in bekannt flotter Weise am Klavier und an der Orgel. Zum Schluss bezogen sich die Mitglieder des Roten Kreuzes noch einmal auf den Viehfeiertag „Wir beten für unsere Mitgeschöpfe, für Tiere und Pflanzen, die eine Quelle der Freude für uns sind.“

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