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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ralf Stumpf entdeckt bei Baumfällarbeiten einen Silberschatz, der RZ-​Geschichte erzählt

Es gibt Geschichten, da traut man zunächst seinen eigenen Augen nicht. Eine solche präsentiert uns seit Mittwoch RZ-​Leser Ralf Stumpf aus Bettringen. Er fand einen „Silberschatz“ im Josefsbach. Einen Schatz auch, der für die 227 Jahre alte Rems-​Zeitung ein ganz wundervoller ist - und uns gestern auch sehr zu Herzen ging.

Mittwoch, 04. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 35 Sekunden Lesedauer

Ralf Stumpf ist nicht irgendwer in Schwäbisch Gmünd. Der im städtischen Baubetriebsamt beschäftigte Forstwirt und Baumpfleger ist bekannt als stark ehrenamtlich engagierter Mitbürger, so beispielsweise auch bei der Staufersaga. Er gilt auch als natur– und geschichtsbegeisterter „Ranger“ im Bereich der Naturschutzgebietes Lindenfeld-​Hornberg (ehemaliges Militärgelände der US-​Streitkräfte). Mit seiner auch von dort „erbeuteten“ militärischen Fundsammlung trug er unlängst zur Bunker-​Sonderausstellung des Heimatvereins Waldstetten-​Wißgoldingen bei. Derzeit arbeitet er an der Idee für ein Garnisonsmuseum im Unipark (ehemalige Bismarckkaserne). Ralf Stumpf hat also einen ganz besonderen und glücklichen Blick für alles historisch Wertvolle.
Dieser Tage war der städtische Forstwirt etwas oberhalb Waldstetter Brücke am Josefsbach/​Waldstetter Bach im Uferbereich mit der Beseitigung eines Baums betraut. Hierbei war er auch im Bachbett unterwegs. Zwischen dem Geröll erkannte er „so etwas ähnliches wie einen Teller“. Unweit davon entfernt zog er auch noch einen Löffel zwischen den Steinen hervor. Zunächst waren die verdreckten und von Moos überzogenen Teile kaum zu erkennen. Ralf Stumpf nahm sie dennoch mit nach Hause. Irgendwann startete er Putzversuche. Siehe da: Silbern funkelte es plötzlich unter dem grünen Belag hervor. Und dann erkannte der “Schatzsucher“ auch noch eingravierte Buchstaben. Wenig später war eine komplette Widmung zu lesen: „Ihrem Betriebsführer Herrn Direktor Härtel in Dankbarkeit gewidmet von der Gefolgschaft der Rems-​Zeitung.“ Der andere Fund entpuppte sich als silberner Offizierslöffel. Der Edelmetallteller ist rund 100 Jahre alt und einwandfrei dem unvergessenen Verlagsdirektor Otto Härtel gewidmet. Mit Georg Sigg, der Vater des heutigen RZ-​Verlegers, zeichnete Härtel ab dem Jahre 1923 Schulter an Schulter für Verlag und Schrifleitung verantwortlich. Bereits 1909 hatte Otto Härtel die Geschäftsführerfunktion übernommen. Und zuvor war Härtel schon ab 1895 Verlagsmitarbeiter, zunächst verantwortlich für den Anzeigenteil. Er steuerte die Rems-​Zeitung erfolgreich durch schwierige Zeiten vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg und hielt auch der vorübergehenden Konkurrenz der „Gmünder Zeitung“ stand, die eher die Lobby der kapitalkräftigen Bürgerschaft zu vertreten wusste. Otto Härtel legte mit seiner Verlags– und Schiftleitung dagegen größten Wert auf „Berichte und Arbeiten aus der engeren Heimat und auf Belehrung und Unterhaltung des einfachen Mannes“. Weitsichtig bauten er und später auch Georg Sigg die Rems-​Zeitung mit seinerzeit fortschrittlichen Rubriken und Beilagen wie „Fürs traute Heim“, „Die deutsche Glocke“, „Allgemeine Mitteilungen über Land– und Hauswirtschaftsrecht und Justiz“, „Kulturelle Umschau“, „Technische Rundschau“, „Im Bereich der Frau“, „Für unsere kleinen Leute“ und „Gmünder Heimatblätter“ aus. Otto Härtel war, so wird von Chronisten berichtet, „ein in sich abgewogener Charakter, doch in keiner Weise ein Heißsporn. Er sah noch im Gegner das Gute und war gegen die Fehler im eigenen Lager keineswegs blind.“ Als die Geschäfte der Rems-​Zeitung immer umfangreicher wurden, zog sich Härtel um 1920 herum aus der Redaktionsleitung zurück, die Georg Sigg weiterführte, und nahm die Rolle des Verlagsdirektors ein. Noch heute firmieren Herausgeber und Verlag der Rems-​Zeitung unter dem Geschäftstitel: Remsdruckerei Sigg, Härtel u. Co. KG.
Aus welchem Anlass nun die dankbare Belegschaft der Rems-​Zeitung ihrem Chef das wertvolle Geschenk mit Widmung machte, ist noch unklar. Völlig rätselhaft auch die Umstände, wie und warum die silbernen Schätze im Josefsbach landeten. Viele Umstände in den zurückliegenden 100 Jahren mit ihren turbulenten, schrecklichen Epochen und auch Wirtschaftswunderzeiten und könnten eine Rolle gespielt haben. Viele Mitarbeiter der Rems-​Zeitung mit ihrer 227-​jährigen Tradition waren gestern jedenfalls tief bewegt, als der silberne Dankesteller ihrer Vorfahren ehrfürchtig von Hand zu Hand gereicht wurde. Welche Wertschätzung das Führungsduo Otto Härtel und Georg Sigg heute noch erntet, zeigen zwei nebeneinander hängende Porträtbilder, die ehrenvoll unseren Aufenthalts– und Versammlungsraum im schmücken.

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