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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schulmensa am Parler unter der Lupe

In einer gemeinsamen Sitzung des Verwaltungs– und des Sozialausschusses in der Parler-​Mensa war die dort geleistete Arbeit Thema, das von Menschen mit Behinderung Erreichte aber eben auch enttäuschte Erwartungen.

Mittwoch, 04. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 35 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Die Schulmensa am Parler-​Gymnasium hat einen übermächtigen Konkurrenten, das wurde gestern deutlich: Die gesamte Gmünder Innenstadt. Schülerinnen und Schüler vor allem aus umliegenden Gemeinden lieben es, in der Mittagszeit stadteinwärts zu ziehen. Das ist wohl der wichtigste Grund, warum die Zahl der ausgegebenen Essen weit hinter den Erwartungen der Ausschussmitglieder zurückliegt. Angeführt wurde gestern auch, dass auf Wunsch der Eltern, aber eben auch aus grundsätzlichen Erwägungen der Stiftung Haus Lindenhof als Betreiberin heraus gesundes Essen mit einem 25-​prozentigen „Bio“-Anteil angeboten wird: „Imbiss-​Stube wird es keine geben“, so erklärte Thomas Klement, der von Ellwangen aus die Cafeterien der Stiftung leitet – auch wenn gemeinsam mit allen Beteiligten Kompromisse gefunden würden, um das „Gesunde“ mit dem zu verbinden, was junge Leute mögen. Die Zahl der verkauften Essen schwankt zwischen zehn und 250, was die Mitarbeiter vor enorme Herausforderungen stellt
Stadtrat Christian Baron bemängelte vor allem, das keine Schülerinnen und Schüler etwa der SMV oder eben die Schülersprecher dabei waren – so könne deren Meinung nur „gefiltert“ und über Dritte weitergegeben werden. Auch dass der zur Sitzung eingeladene Jugendgemeinderat nicht vertreten war, fiel auf.
Dass in einigen anderen Mensen deutlich mehr Essen verkauft werden als die im Schnitt täglich 35 Hauptgerichte am Parler – wo immerhin das Parler-​Gymnasium, HBG und Schillerrealschule gemeinsam verköstigt werden sollen – war gestern mehrfach Thema.
Von allzu optimistischen Ausgangserwartungen war die Rede. Celestino Piazza (CDU) etwa sprach von „ganz anderen Zahlen als in der Beschlussvorlage.“ Hier erklärte Susanne Vobiller, die mittlerweile die Einrichtung leitet, dass die Akzeptanz wachse – an der aber eben nur in der Mensa selbst gearbeitet werden könne. Verstetigung und weitere soziale Bindung in Kombination mit gutem Essen, das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, den schlechten Start der Parler-​Mensa vergessen zu machen. Vobiller wehrte sich auch gegen den Vergleich mit anderen Mensen, die zum Teil von Elternvereinen betrieben würden, mit verbindlicher Essensteilnahme oder Essensmarken arbeiteten. In Gmünd lief’s 2013 tatsächlich deutlich besser als 2012, dennoch wird die Mensa ein Defizit erwirtschaften.
Die Zahl der Hauptgerichte ist am Parler deutlich höher als an den anderen Schulmensen, die die Stiftung betreibt, das erfuhren die Ausschussmitglieder auf Anfrage: „Natürlich haben wir die Schulmensa aber nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu führen. Die täglichen Essenszahlen und der Verkauf der kleineren Gerichte haben sich positiv entwickelt; wir benötigen aber noch eine weitere Steigerung um rund 15 Essen pro Tag.“ Wichtig sei der Stiftung, dass es „gut gelungen ist, im Sozialraum Gmünd ein berufliches Angebot für Menschen mit Behinderung zu etablieren“. Direktor Hubert Sorg und Alois Kohl, Werkstatt-​Chef der Stiftung Haus Lindenhof, erklärten, dass der Staat Leistungen gewährt, damit Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben teilhaben könnten – die Werkstätten sicherten die benötigte verlässliche Unterstützungsstruktur. Menschen mit Behinderung wollten „mittendrin“ sein, wollten selbstbestimmt wohnen und arbeiten. Deshalb würden die Schulcafeterien auch mit Verlust betrieben. Andere Werkstätten und Projekte arbeiteten hingegen mit Gewinn.
Alois Kohl zufolge arbeitet ein halbes Dutzend Menschen mit Behinderung am Parler, „sie können und wollen dort Verantwortung übernehmen“. Wie das genau aussieht, erklärte Malen Muller, die dort arbeitet und das offenbar mit so großer Freude, dass sie die Ferien fürchtet, in den denen andere Arbeiten anstehen. Eben dieses „Mittendrin“, das „voneinander Lernen und miteinander Wachsen“ ist laut Hubert Sorg wichtiger Baustein: „So kann inklusive Gesellschaft wachsen.“
Schulleiter Olav Stumme stellte gestern die Mensa, mehr noch, das gesamte Mensa-​Gebäude samt Bibliothek und die damit verbundene Bereicherung fürs Parler-​Gymnasium und die Parler-​Gemeinschaft vor. Hier finde sich Zeit fürs Lernen und Zeit für Muße. Stumme: „Das ist mehr als ein Stück Beton.“ Ein schöner Bereich sei entstanden, der das Parler belebe.

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