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Die Themen findet Sigmar Gabriel bei SHW

SPD-​Chef Sigmar Gabriel hat sich dafür am Dienstag bei seinem Besuch in Wasseralfingen drei Stunden lang Zeit genommen.

Mittwoch, 06. Februar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer


OSTALBKREIS (an). Und ist dabei auf viele Aspekte gestoßen, die ihn schon als Ministerpräsident im VW-​Land Niedersachsen und als Bundesumweltminister politisch beschäftigt haben.Krise der Automobilindustrie in Europa, Energieversorgung, automobile Techniken von morgen, Leiharbeit, Rente mit 67, Zukunftschancen junger Menschen – ein Unternehmen wie die SHW Automotive GmbH ist für den Bundesvorsitzenden einer großen Partei genau der richtige Ort, um solch aktuelle Themen mit Firmen– und mit Arbeitnehmervertretern zugleich an einem Tisch zu besprechen.
Effizienz und CO2-​Reduzierung, das seien für die SHW AG bei ihrer Entwicklung und Produktion von Pumpen, Motorkomponenten und Bremsscheiben für die Fahrzeugindustrie die „Megathemen“, wie Finanzvorstand Oliver Albrecht erläuterte, als er Gabriel und den ihn begleitenden SPD-​Vertretern aus der Region das Unternehmen vorstellte. Ein Unternehmen, das trotz eines Rückgangs der europäischen Automobilindustrie von sechs Prozent im vergangenen Jahr 2,5 Prozent Zuwachs verzeichnete, 3,5 Prozent seines Umsatzes im Jahr allein für seine Stromrechnung ausgibt, jedes Jahr seine fertigen Auszubildenden mit festen Verträgen übernimmt und in dem in den letzten zehn Jahren lediglich vier Arbeitnehmer tatsächlich bis 65 gearbeitet haben. Der Werkleiter der SHW-​Pulvermetallurgie, Heinrich Wiedemann, beschrieb Gabriel die Zukunftschancen und die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens so: „Innovation, Hirnschmalz und Effizienz – und Dinge machen, die andere nicht machen oder nicht können.“
Der SPD-​Chef hörte im lockeren Gespräch viel zu, fragte ebenso viel nach und formulierte seine Ansichten dennoch unmissverständlich: Wenn sich die Systematik der Stromkosten jetzt nicht grundlegend ändere, werde das Thema Energieversorgung neben dem Fachkräftemangel zum Hauptproblem der deutschen Wirtschaft. Merkels Eingriff in die Energieversorgung sei eine Operation am offenen Herzen gewesen, zwei verschiedene Diagnosen und Therapien innerhalb von sechs Monaten hätte kein anderer Patient in Europa überlebt. „Langsam wird’s aber wirklich gefährlich.“ Gabriel warnte auch davor, bei der Infrastruktur in Deutschland nur noch auf Verschleiß zu fahren. Und er forderte, der Leiharbeit als Ersatz für Festbeschäftigung endlich einen Riegel vorzuschieben. „Zu viel für einen solchen Betrieb“, konterte er dabei die Tatsache, dass am SHW-​Standort Bad Schussenried derzeit 30 Prozent der Belegschaft Leiharbeiter sind. Auch Werkverträge als neue, massenweise Form der Leiharbeit und der Scheinselbstständigkeit seien keine Lösung. Wirtschaftlicher Erfolg brauche zwar Flexibilität, aber auch Sicherheit, gerade für junge Menschen, so Gabriel. „Woher sollen denn sonst neue junge Familien herkommen?“
„Ich glaube nicht an die Rente mit 67 als Massenveranstaltung“, meinte Gabriel an anderer Stelle, wer 45 Jahre lang gearbeitet habe, müsse mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen können. Zudem müsse die Arbeitslosenversicherung mit einem Weiterbildungsanspruch gerade für ältere Arbeitnehmer verknüpft werden. „Was gibt’s denn an Kohle?“, fragte Gabriel ohne Umschweife den Jugendvertreter der SHW Automotive, Jetmir Avdyli, der mit seinen 19 Jahren ebenso unverblümt und spontan antwortete: „Spricht man denn über Geld?“ Klar, so der SPD-​Chef, denn die Politik brauche wieder mehr Gefühl dafür, „was normale Menschen in ihrem Beruf verdienen“.

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