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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Suchthilfe: Sozialberatung im Milchgässle weihte die neue Küche ein /​Eindringliche Warnung vor Crystal Meth

Was lange währt wird manchmal gut: Gestern feierte das Milchgässle-​Team den gelungenen Abschluss eines Kücheneinbaus mit Hindernissen und nutzte die Gelegenheit, Grundsätzliches zur Drogenproblematik und zur Arbeit der Sozialberatung anzusprechen.

Freitag, 17. Mai 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 8 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Geld war wichtig, dafür gab’s die Sponsoren. Ohne die Köchinnen ginge ebenfalls nichts: Silke Kalsky und Kalliopi Fidani sind von der Stadt bezahlte Bürgerarbeiterinnen, die montags bis freitags im Limit ein – so das übereinstimmende Urteil – „richtig gutes Essen kochen“. Bis die neue Küche der Sozialberatung im Milchgässle aber tatsächlich in Betrieb genommen und dieses Mittagessen nicht länger nur Dank eines Provisoriums angeboten werden konnte, wurden jede Menge Nerven investiert. Was die ohnehin durch Krankheit stark dezimierte Limit-​Belegschaft im Februar entgegennahm, passte trotz Laser-​Vermessung des Anbieters im schiefen und schrägen Raum an allen Ecken und Enden nicht; der Kühlschrank fehlte, die Arbeitsplatte war bis zur Unbrauchbarkeit zersägt. Die Elektrik musste neu verlegt werden. Und so ging’s weiter.
Die vor drei Wochen endlich fertiggestellte Küche wurde gestern mit einem Festbuffet eingeweiht. Generaloberin Schwester M. Regina Waibel kam für die Franziskanerinnen der ewigen Anbetung und vertrat zudem, wie auch Gemeinderätin, Freundin und Förderin Christa Rösch, die „Agnes-​Philippine-​Walter-​Stiftung“, der die Finanzierung des noch jungen Limit-​Frauenprojekts zu verdanken ist. H.-P. Reuter vom Sozialamt war wie immer dabei, einige Ehemalige und viele derjenigen, für die das Limit so wichtig geworden ist und die es nun ausdrücklich sehr zu schätzen wissen, „dass nur für uns gekocht wird“.
Ausschlaggebend für den Entschluss, den Limit-​Lunch nicht mehr liefern zu lassen, waren freilich die Finanzen. Vier Euro pro Essen waren, so der Vorsitzende Peter Schuon, einfach nicht mehr zu schultern: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass dieses Angebot künftig kein fünf-​, sondern nur noch ein vierstelliges Minus bedeutet – entscheidender Unterschied für den so knapp kalkulierenden Verein. Schuon erklärte aber auch, dieses Essen sei ein „Kachelofenprojekt“, „ein Stück Heimat“ für die Betroffenen, „Tankstelle für die Seele“, das den Süchtigen bzw. Straffälligen wichtig sei. Hier fänden sie Sozialkontakte, Ansprechpartner für ihre Nöte, Beratung und Betreuung und die Möglichkeit, Alltag jenseits der Drogenwelt zu erfahren. Dem engagierten Team der Sozialberatung Schwäbisch Gmünd – Heike Taglang, Sibylle Roth und Antje Hammann sowie die Suchthelfer Ines und Daniel beantworteten gestern Fragen – könne gar nicht genug gedankt werden.
Der geschäftsführenden Vorsitzende Dieter Strobel bestätigte: „Selbstgekocht schmeckt am Besten“, und vor allem könnten so Kontakte aufgebaut werden zu Suchtkranken in ihrer schwierigen Lebenssituation. Die Abhängigen seien Teil der Stadt. Die Situation in der Innenstadt habe sich deutlich entspannt, „verändert und verbessert“, was Strobel unter anderem auf nun greifende Angebote zurückführt. Auch die Selbsthilfe sei wirksam. Bestreben aller ist es, „die Betroffenen zu motivieren“, auf dass sie neuen Mut fassen und an sich glauben – nur so sei der Weg aus der Sucht zu bewältigen. Neue Projekte würden derzeit entwickelt.
Dass die Zahl der Drogentoten rückläufig sei, bedeute lediglich, dass die Süchtigen nicht mehr so früh sterben. Die Fallzahlen seien ansteigend: Nunmehr müssten mit knapp einer Personalstelle 80 Substituierte begleitet werden; das sei schlicht nicht leistbar. Strobel warnte eindringlich vor der nun auch im Gmünder Raum bekannten Droge Crystal Meth, extrem gefährlicher Billigdroge.

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