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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ein „Märtyrer des Gewissens“: Der Seligsprechungs-​Prozess für Franz Reinisch, 1936 Pfarrer auf dem Rechberg, läuft derzeit

Vor 25 Jahren wurde die Tafel für den Pallottiner-​Pater Franz Reinisch in der Wallfahrtskirche auf dem Rechberg angebracht. Seit Ende Mai läuft der Seligsprechungsprozess des Geistlichen, der 1936 Pfarrer von Rechberg war.

Freitag, 23. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 4 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Franz Reinisch wird als „Märtyrer des Gewissens“ bezeichnet. Der Pfarrer, der, einberufen zur Wehrmacht, den Fahneneid auf Hitler verweigerte, wurde von den Nazis am 21. August 1942 in Berlin-​Brandenburg enthauptet.
Von Februar bis September 1936 war der aus Tirol stammende Pater, Mitglied der Schönstatt-​Bewegung, Seelsorger auf dem Rechberg gewesen. An Franz Reinisch wird in Schwäbisch Gmünd an drei Stellen erinnert: Auf dem 1988 angebrachten Bronzerelief in der Wallfahrtskirche auf dem Rechberg, dem Ort seines Wirkens, auf der Gedenktafel für die Gmünder Opfer der NS-​Diktatur am Predigerchor (1995 zum 50. Jahrestag des Kriegsendes) und seit letztem Jahr auch auf einer der Tafeln des historischen Stadtrundgangs. Sie befindet sich am Münsterplatz im Gässchen zum Finanzamt und ist dem Widerstand gegen das NS-​Regime gewidmet. Abgebildet ist darauf u. a. ein Ausschnitt aus der Rems-​Zeitung vom 26. August 1988. Der Artikel berichtet über Franz Reinisch und die bevorstehende Relief-​Einweihung in der Wallfahrtskirche.
Franz Reinisch, 1903 in Vorarlberg geboren, ging in einem Franziskaner-​Internat zur Schule. Er begann ein Jura-​Studium, wechselte dann aber zur Theologie und trat 1925 in das Seminar in Brixen ein. 1928 wurde er zum Priester geweiht. Wenig später trat er als Priester-​Novize bei den Pallottinern in Untermerzbach bei Bamberg ein. Der Orden ernannte ihn zum Lektor der Philosophie und sandte ihn in verschiedene Gegenden, darunter auch auf den Rechberg, wo er 1936 als Seelsorger wirkte. 1938 kam er nach Schönstatt, wo er mit Missionsarbeit und der Männerseelsorge betraut wurde. Er hielt Einkehrtage ab, Exerzitien und Tagungen. Die Gestapo nahm Reinisch ins Visier, weil er die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit den Vorstellungen des Nazi-​Regimes thematisierte. Am 12. September 1940 erhielt er Predigt– und Redeverbot.
Als er den Gestellungsbefehl zur Wehrmacht erhalten hatte, traf er einen Tag später als befohlen in der Kaserne ein, am 15. April 1942. Er erklärte sofort, dass er nicht bereit sei, den Fahneneid auf Hitler zu leisten. Fünf Tage später wurde er verhaftet und an das Kriegsgericht in Würzburg überwiesen.
Am 8. Mai wurde er ins Gefängnis Berlin-​Tegel überführt. In der Anklageverfügung des Reichskriegsgerichts in Berlin-​Charlottenburg wurde die Einlassung des Priesters wie folgt wiedergegeben: „Dadurch, dass die Priesterseminare in Trier und Köln als staatsfeindliche Institute durch die Geheime Staatspolizei aufgehoben seien, sei jeder Priester grundsätzlich zum Staatsfeind erklärt worden. Von einem erklärten Staatsfeind kann aber nicht erwartet werden, dass er für das gegenwärtige Regime Wehrdienst leiste. Für jedes andere Regime würde er zur Verteidigung des Vaterlandes den Fahneneid leisten.“
Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ wurde Franz Reinisch zum Tode verurteilt. Vollzogen wurde das Urteil durch Enthauptung am 21. August 1942. Die Urne Franz Reinischs wurde 1946 in Schönstatt beigesetzt, das Requiem wurde mit einem Sprechchor beendet: „Für das Gesetz seines Gottes hat dieser gestritten bis zum Tode und nicht gebangt vor der Gottlosen Wort. Denn er stand gegründet auf sicherem Fels.“

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