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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Meinrad Sigg: Seit 50 Jahren Geschäftsführer der Rems-​Zeitung

Am 24. August 1963 begann in Deutschland mit dem ersten Bundesligaspieltag die Fußball-​Neuzeit. Was vor einem halben Jahrhundert keiner ahnte: Es war der turbulente Start einer großen Erfolgsgeschichte. Einen Tag zuvor begann, eher still und leise, eine andere Erfolgsgeschichte: Der damals 25-​jährige Meinrad Sigg wurde von den Gesellschaftern zum Geschäftsführer im Verlag der Rems-​Zeitung bestellt.

Freitag, 23. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 39 Sekunden Lesedauer

Und wie in der Fußball-​Bundesliga hat auch Meinrad Sigg viele Entwicklungen und Veränderungen mitgemacht. Um in der Fußballersprache zu bleiben: Er hat diese Veränderungen als Spielführer immer vorangetrieben. Die Rems-​Zeitung war nach der Umstellung vom Blei– auf den Fotosatz europaweit die erste Zeitung, die die digitale Fotografie als Standard eingeführt hatte. Es gab eigentlich keine Versuchsphase, Meinrad Sigg hatte erkannt, dass diese Fotografie die Zukunft bedeutet und hat von heute auf morgen alle konventionellen Kameras „aus dem Verkehr gezogen“.
Die nächste größere technische Veränderung war die elektronische Ganzseitengestaltung. Weg vom Klebeumbruch, hin zur Seitenfertigung am Computer.
Veränderungen erfordern manchmal aber auch Einschnitte. So war mit der Zeit eine eigene Druckerei nicht mehr rentabel. Nachdem der Verlag im Jahr 1990 voller Stolz noch eine neue hochmoderne Rotationsmaschine in Betrieb nehmen konnte, entsprach diese knapp 14 Jahre später nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Die Zeitungsausgaben wurden immer größer, der Wunsch nach Farbe ebenso. Also entschloss sich Meinrad Sigg, den Zeitungsdruck nach Stuttgart ins dortige Druckzentrum zu vergeben. Eine weise Entscheidung.
Eine andere Entscheidung – dieses Mal, etwas nicht zu tun – fiel schon in den 80er-​Jahren. Damals waren viele Verlage schnell dabei, ins Fernseh– oder Rundfunkgeschäft einzusteigen. Meinrad Sigg ließ die Finger davon, weil schon damals abzusehen war, dass dies zwar einen Imagegewinn, aber keine schwarzen Zahlen bringt.
Hätte man einen finanziellen Verlust damals vielleicht noch aus dem Gewinn der Zeitung erwirtschaften können, so sieht die wirtschaftliche Situation der Tageszeitungen seit rund zehn Jahren ganz anders aus. Manche Zeitung ist auf der „Bildfläche“ verschwunden oder von anderen Verlagen aufgekauft worden. Viele Zeitungen haben einen großen Abonnentenverlust hinnehmen müssen. Auch die Rems-​Zeitung wurde davon nicht verschont, doch der Schwund hielt sich in Grenzen. „Eine gute lokale Zeitung wird sich am Markt behaupten“, sagt Meinrad Sigg und setzt darauf, dass sich die Leserinnen und Leser in der Zeitung wiederfinden oder das in der Zeitung finden, was sie erwarten. Ganz nah beim Leser sein und immer aktuell.
Ereignisse vom Vorabend, und wenn sie erst kurz vor Mitternacht passieren, müssen am nächsten Tag im Blatt erscheinen. Die neueste Auflagenentwicklung scheint ihm Recht zu geben, denn es zeichnet sich in den vergangenen Monaten eine andere Tendenz ab.
Aber Meinrad Sigg hat in diesen fünf Jahrzehnten auch immer wieder seine soziale Einstellung gezeigt. Alle Spendenaktionen der Rems-​Zeitung tragen seine Handschrift. Und das heißt, allen Menschen, die Hilfe benötigen, muss schnell und unbürokratisch geholfen werden. Egal, ob das in Kambodscha, in Italien oder in der Türkei gewesen ist. Dass er dafür mit dem Bundesverdienstkreuz oder mit dem italienischen Orden Cavaliere ausgezeichnet worden ist, ehrt ihn zwar, doch das war für ihn nie wichtig. Er versteht sich als Anwalt der Schwachen.
So hat er auch ein Herz für Tiere, übernahm vor vielen Jahren für ein paar Jahre den Vorsitz des Tierschutzvereins Ostalb, hat selbst schon immer Hunde gehabt und seinen Ausgleich zur täglichen Arbeit im Verlag der Rems-​Zeitung findet er beim Spazierengehen mit seinem Hund „Mac“. Denn wer mit 75 Jahren noch an sechs Tagen in der Woche arbeitet, der muss mit seiner Gesundheit ordentlich haushalten. Um seine Nachfolge muss er sich keine Sorgen machen: Seine Tochter Kerstin ist seit Jahren im Verlag als Assistentin tätig und bereitet sich auf den Tag vor, an dem ihr Vater seine Tätigkeit beendet. 50 Jahre hat er nun hinter sich, ein Jahr sogar mehr als seine Mutter Rosa, die nach 49 Jahren in den Ruhestand trat. Allerdings erst im Alter von 79 Jahren – und da hat Meinrad Sigg ja noch ein paar Jahre Zeit.

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