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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Christlicher Medienkongress im Schönblick mit prominenten Rednern

Was bedeuten die Konsequenzen aus der Reformation für die beiden großen christlichen Kirchen in heutiger Zeit? Diese Frage versuchten am Freitag die Referenten beim christlichen Medienkongress auf dem Schönblick zu beantworten.

Freitag, 17. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. 200 Medienvertreter haben sich an diesem Wochenende im Christlichen Gästezentrum auf dem Schönblick eingefunden, um über die Bedeutung der Medien in den christlichen Kirchen von den Briefen der Aposteln bis zu den heutigen sozialen Netzwerken und den klassischen Medien zu diskutieren. Ergänzt wurden die Workshops durch spannende Vorträge. Am gestrigen Freitag beleuchteten Prof. Dr. Margot Käßmann, die Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 und Weihbischof Thomas Maria Renz aus Sicht der großen christlichen Kirchen, welche Auswirkungen die Reformation und das Jubiläum auf die Kirchen im 21. Jahrhundert hat.
Moderator Jürgen Werth von ERF-​Medien begrüßte als Vertreter der Landesregierung den Staatssekretär im Finanz– und Wirtschaftsministerium Ingo Rust. Rust reflektierte die Aufgabe der Medien in Politik und Kirche. Er betonte, dass die Medien keine Hofberichterstatter mehr seien, weder für die Politik noch für die Kirchen. Die Kirchen müssten jedoch alle medialen Wege nutzen, um Fragen der Gläubigen zu hören und Kontakt zu allen Menschen zu bekommen. Dass dies auch zu Angriffen und Schmähungen führen können, müsse man den Situationen entsprechend aushalten, so der Staatssekretär. Ingo Rust freute sich, dass der Christliche Medienkongress in Baden-​Württemberg stattfindet, einem Land mit viel Innovationen, auch bei den Medien.
Margot Käßmann beleuchtete Martin Luther zu Beginn ihres Vortrages eher kritisch, insbesondere aus Sicht Antijudaismus Luthers. Allerdings, so Käßmann gebe es doch im Jahr 2017 etwas zu feiern, denn „1517 ist ein Symboldatum und Martin Luther eine Symbolfigur“. Gingen die Kirchen noch getrennt aus dem 16. Jahrhundert heraus, so könne man heute feiern, dass die Spaltung auch wieder überwunden wurde, eine ökumenische Bewegung entstanden ist, Konfessionskriege der Vergangenheit angehören und es eine Lerngeschichte in der Reformation gibt. Käßmann verwies mit deutlichen Worten darauf, dass Luthers Beitrag zur deutschen Kultur, zur Prägung der deutschen Sprache zu würdigen sei, nicht aber die Überlegenheitsgesten, mit denen Martin Luther und ein vermeintliches deutsches Wesen zusammengebracht wurden. Zur Jubiläumsdekade, die im Jahr 2008 ihren Anfang nahm ließ die Botschafterin die vergangenen Jahre Revue passieren und zeigte die Themen der kommenden Jahre auf. In diesem Jahr lautet der Schwerpunkt „Reformation und Toleranz“, wo liegt die Grundlage der Toleranz, wie finden die Menschen vom Dulden über das Respektieren bis hin zum Wertschätzen der unterschiedlichen Konfessionen und Religionen. In diesem Themenweg mit unterschiedlichen Schwerpunkten wird es bis zum 28. Mai 2017 gehen, dann findet vor den Toren Wittenbergs ein großer Festgottesdienst statt, als Abschluss des Berliner Kirchentages und Start der „Weltausstellung der Reformation“ in und um Wittenberg, mit der Lutherstadt als Ausstellungsgelände. Luthergedenken und Reformationsjubiläen waren stets von ihrer Zeit geprägt, diente es 1617 noch der konfessionellen Selbstvergewisserung, war es 1817 eine religiös-​nationale Feier in Erinnerung an die Völkerschlacht 1813. 2017 wird die Reformationsfeier zum ersten Mal nach den dunklen Zeiten des Holocausts gefeiert werden, aus Sicht Margot Käßmanns wird man sich kritisch und gestaltend, also gut protestantisch mit dem eigenen Erbe auseinander setzen, ohne dass es einen Kult um Luther gibt. Auch wird es das erste Jubiläum nach 100 Jahren ökumenischer Bewegung sein. Hier hat sich auch die katholische Kirche verändert. „Die römisch-​katholische Kirche ist heute nicht dieselbe, mit der Luther und andere Reformatoren in so einen tiefen Konflikt gerieten“, so Käßmann.
Die Botschafterin zum Reformationsjubiläum ging auch auf die heutigen Probleme ein, die Menschen, die sich in säkularisierten Zeiten vom Glauben, den Kirchen und Traditionen abwenden, die keinen Bezug mehr zu diesen Themen haben. Hier müssen sich alle christlichen Kirchen annehmen, insbesondere aber die Kirchen der Reformation, die sich aus diesem Nachdenken entwickelt haben. 2017 könne als Jubiläumsjahr auch dazu dienen, Spaltungen in den Kirchen und zwischen den Kirchen zu überwinden.
Weihbischof Thomas Maria Renz beleuchtete das Reformationsjubiläum aus Sicht der römisch-​katholischen Kirche. Er wünschte sich in diesem Zusammenhang, dass die Christen in Zukunft mit einer Stimme sprechen, nach außen und medial in der vielfältigen Medienwelt. „In der Gemeinsamkeit liegt die Stärke, nicht in der Segmentierung“, so der Weihbischof, der sich bis zum Jubiläumsjahr 2017 einen gemeinsamen Auftritt der Kirchen im Internet vorstellen kann. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass in der öffentlichen Wahrnehmung die Trennlinien kaum mehr zwischen den katholischen und evangelischen Christen sondern vielmehr zwischen Christen und Nichtchristen verlaufen. Er bedauerte aber auch, dass im Blick auf das Gedenkjahr 2017 nicht gelungen sei, in diesem Jahr 2017 oder auch vorher einen Ökumenischen Kirchentag zu veranstalten.
Hinsichtlich des Jubiläums sprach Renz aus Sicht der Katholiken vom Gedenken, denn man tue sich noch schwer mit einem Gedenken oder gar feiern der Reformation. „Wir müssen die kommenden drei Jahre gut nützen, um diese Scheu und Unsicherheit zu überwinden und zu einer positiven, dankbaren Erinnerung zu kommen“, so der Weihbischof, der betonte, dass man sich bewusst sei, dass die evangelischen Christen nicht die Kirchenspaltung feiern, sondern sich dankbar zeigen für die neuen Wege und Möglichkeiten, die ihnen Luther und die anderen Reformatoren aufgezeigt haben. Renz betonte, dass die evangelische Reformation vor 500 Jahren und das katholische Reformkonzil vor 50 Jahren ein und demselben Ziel dienen, das Reich Gottes zu verkünden.

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