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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Auf der Suche nach Lösung für das Mühlbach-​Desaster

Landrat Klaus Pavel hat am Dienstag Naturschützer und vor allem seine Fachbeamten bei einem Ortstermin an der Rems bei Hussenhofen-​Zimmern auch öffentlich dazu aufgerufen, umgehend eine praktische und bezahlbare Lösung für die Rettung des historischen Mühlbachbiotops zu entwickeln.

Dienstag, 21. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 8 Sekunden Lesedauer

Damit hat vor allem die Bürgerinitiative „Rettet den Mühlbach“ einen Erfolg erzielt. Auf deren Seite hatte sich vor allem auch Oberbürgermeister Richard Arnold geschlagen. Trotz dessen grundsätzlicher Europa-​Begeisterung betonte das Stadtoberhaupt beim denkwürdigen Ortstermin und Schulter an Schulter mit Landrat Klaus Pavel: Es sei an der Zeit, dass die Bürgerschaft mit ihren orts– und praxisnahen Kenntnissen ihre Entscheidungsbefugnisse von der überzogenen Techno– und Bürokratie wieder zurückhole.
Oberbürgermeister und Landrat standen zunächst fast schon hilflos vor einem Gewitter an Vorwürfen und Vorschriften. Vor allem war von europäischen Vorgaben die Rede, wonach künstliche Wasserbauten — egal wie alt sie sind — renaturiert werden müssen, wenn die Wasser– und Mühlbachrechte zurückgegeben werden. Das war nun bezüglich des Mühlkanals mit seinem Stauwehr und Wasser aus der Rems geboten. So haben also, so wurde auch von Landrat und Oberbürgermeister betont, die haupt– und auch ehrenamtlichen Gewässer– und Naturschützer aus Regierungspräsidium und Landratsamt absolut richtig und gesetzestreu gehandelt, als sie das Remswehr bei Zimmern in einen Wasserfall umbauten. Die Folge aber: Der fast zwei Kilometer lange und viele hunderte Jahre alte Mühlbach droht auszutrocknen. Mit umgeleitetem Wasser aus dem Litzelbach und aus einer kleinen Quelle soll nun das Biotop gerettet werden. Doch — so argumentiert die Bürgerinitiative — dieses Wasser reiche nicht aus. Zielsetzung: Vor allem in den Sommermonaten wieder nach alter Väter Sitte die Rems anzapfen zu dürfen. Unglücklicherweise ist dort aber bedingt durch den Rückbau des Stauwehrs zu einem Wasserfall der Wasserspiegel so abgesackt, dass eine Förderanlage und eine gut 300 Meter lange Zuleitung vom Oberlauf der Rems und quer durch einen wertvollen Auwald gebaggert werden müsste, damit das Remswasser den Mühlkanal wieder erreichen könnte.
„Nicht aufregen, wir finden eine Lösung“, versicherte Landrat Klaus Pavel beim Ortstermin den aufgebrachten Bürgern. Und Pavel wandte sich auch mahnend seinen Fachbeamten zu: „Ich habe in meiner Zeit gewiss schon größere Probleme gelöst. Bitte findet also eine Möglichkeit, wie wir einige Liter Wasser bezahlbar und wehrnah wieder von der Rems in diesen Mühlbach fördern können!“ „Auch ich bin ehrenamtlicher Naturschützer. Doch mir blutet das Herz, wenn ich das seh, wie hier der Naturschutz Vertrauen und Engagement der Bürger verspielt“, urteilte Stadtrat Celestino Piazza. Stadtrat Prof. Reinhard Kuhnert schwankte zwischen Lachen und Bedauern angesichts dieses Konflikts zwischen Bürgern und überzogener Technokratie. Stadtrat und Ortsvorsteher Thomas Kaiser beschrieb auch ein komplexes Kommunikationsproblem, das sich vor, bei und nach dem Abbruch des Remswehrs zwischen Behörden, Ämtern und Bürgerschaft gezeigt habe. Seine Botschaft: „Wir haben zu keinem Zeitpunkt von den Behörden die Chance eingeräumt bekommen, bei all diesen Entscheidungen uns mit Ortskunde und mit dem Sachverstand der Bürger einzubringen.“
Die Versammlung ging gestern mit dem Willen zur Schadensbegrenzung und zur Ideenfindung zugunsten einer künstlichen Wasserförderung aus der Rems für den bedrohten Mühlbach auseinander. Alle Beteiligten wurden auch darauf eingeschworen, die Arbeit und die Belange der Naturschutzverbände und — behörden aufgrund dieses komplexen Falls nicht grundsätzlich zu verteufeln, sondern besonders im Remstal auch zu schätzen.

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