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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kreistag: Alfdorfs Bürgermeister Michael Segan sieht kein Problem darin, dass er als SPD-​Mitglied für die Freien Wähler kandidiert

Die Kreistags-​Kandidatur des Alfdorfer Bürgermeisters auf der Liste der Freien Wähler hat gehörig Staub aufgewirbelt. Michael Segan ist nämlich seit 25 Jahren Mitglied der SPD — und nun droht ihm der Parteiausschluss. Segan selbst macht deutlich, dass die Liste der Freien Wähler parteiunabhängig sei.

Donnerstag, 09. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


Von Gerold Bauer
ALFDORF. „Ich kandidiere für den Kreistag, weil es mir darum geht, die Interessen der Gemeinde Alfdorf und des Welzheimer Waldes zu vertreten“, machte Bürgermeister Michael Segan im Gespräch mit der Rems-​Zeitung gestern deutlich. Denn aufgrund der Randlage im Rems-​Murr-​Kreis und der ländlichen Strukturen brauche dieser Raum im Gremium starke Fürsprecher. Deshalb habe er auch die Möglichkeit genutzt, auf der Liste der Freien Wähler zu kandidieren, als ihm dies angeboten wurde.
In diesem Zusammenhang machte Segan darauf aufmerksam, dass es sich bei den „Freien Wählern“ um eine parteiunabhängige Liste handle, die nicht mit der Liste der „FDP/​FW“ verwechselt werden dürfe. Aus diesem Grund habe er auch keinen Widerspruch zwischen seiner Kandidatur bei den Freien Wählern und seiner Parteimitgliedschaft bei der SPD gesehen. Dass die SPD nun ein Parteiausschlussverfahren anstrebe, liege am Organisationsstatut der Partei. Dort sei nämlich festgelegt, dass Parteimitlieder nicht auf konkurrierenden Listen kandidieren dürfen. Weil die SPD bei der Kreistagswahl eine eigene Liste hat (auf der unter anderem die SPD-​Kreisrätin, Alfdorfer SPD-​Ortsvereinsvorsitzende und frühere Gemeinderätin Gislind Gruber-​Seibold kandidiert) ist diese Konkurrenzsituation gegeben. Laut Segan wird auf Parteiebene derzeit geprüft, ob man anstelle eines Ausschlusses eventuell die Parteimitgliedschaft ruhen lassen kann.
Segan machte keinen Hehl daraus, dass er einen Ausschluss aus der SPD sehr bedauern würde. Dem Ausschluss durch einen Austritt zuvorkommen will Michael Segan keineswegs. „Ich sehe ja keinen Handlungsbedarf und werde das aussitzen!“, stellte er klar. Sehr wichtig war ihm dabei der Hinweis, dass sich seine politische Grundhaltung nicht geändert habe. „Ich bin weiterhin sozial und demokratisch eingestellt“, sagte er und erinnerte daran, dass eine 25-​jährige Mitgliedschaft in einer politischen Partei ja auch etwas bedeutet. „Meine lange Zugehörigkeit zur SPD ist ja auch der Ausdruck und das Bekenntnis zu bestimmten politischen Werten — und diese werde ich auch weiterhin leben. Zumal es sich dabei um Werte handelt, die bei der Bevölkerung eine große Akzeptanz finden“.
Der Alfdorfer Schultes hob auch hervor, dass er bei Bürgermeisterwahlen nie als Parteikandidat, sondern als Michael Segan aufgetreten sei. „Und ich war nie ein SPD-​Bürgermeister, sondern ein Bürgermeister für die gesamte Gemeinde Alfdorf und für alle Bürger.“ Daran werde sich auch künftig nichts ändern, und er hege keinen Groll gegen die SPD. „Ich war vor ein paar Tagen beim traditionellen Winterfeuer der Alfdorfer SPD und habe mich dort mit allen gut unterhalten“. Es werde wegen der Meinungsverschiedenheit bezüglich der Kandidatur von seiner Seite auch keinerlei Kommunikationsprobleme mit SPD-​Mitgliedern geben, versicherte Segan auf Nachfrage der Rems-​Zeitung. Zum Rätselraten, warum sein Name bei der Kreistagswahl nicht auf der SPD-​Liste steht, wollte Segan allerdings inhaltlich keine Aussage machen, sondern beließ es bei der Formulierung „Persönliche Gründe“.
„Ich habe kein Parteiausschlussverfahren beantragt und werde dies auch nicht tun, sondern Michael Segan weiterhin als Mitglied des Ortsvereins begrüßen“, hielt auch Gislind Gruber-​Seibold den Ball flach. Sie räumte allerdings ein, sei sei schon verblüfft darüber, „dass ein Mitglied meines SPD-​Ortsvereins auf der Liste einer anderen politischen Gruppierung für den Kreistag kandidiert.“ Nach ihren Worten hätte es auf der SPD-​Liste auch keine Entweder-​Oder-​Situation zwischen ihr und Michael Segan gegeben. „Wir hätten doch beide kandidieren können“, sagte sie im Gespräch mit der RZ, „Natürlich hätten wir uns dann gegenseitig die Alfdorfer Stimmen streitig gemacht — aber dies tun wir ja auch, wenn er für die Freien Wähler antritt“. Eine klare Antwort auf die Frage, warum Segan nicht als SPD-​Kreistagskandidat auftritt“ gab auch Gruber-​Seibold gestern nicht. Sie ließ aber keinen Zweifel daran, dass sie auf alle Fälle bestrebt sei, ihr Mandat im Kreistag zu behalten.
Mit Klaus Hinderer, der vor kurzem aus beruflichen Gründen das Amt als Vorsitzender der Freien-​Wähler-​Fraktion im Rems-​Murr-​Kreisrat abgegeben hat, wird ein weiterer Alfdorfer Name bei der Kreistagswahl 2014 auf dem Stimmzettel stehen. Denn Hinderer wird nicht nur als Gemeinderat, sondern auch als Kreisrat erneut kandidieren. Auch für ihn ist es besonders wichtig, dass der ländliche Raum im Rems-​Murr-​Kreistag so stark wie möglich vertreten ist. Schaue man sich nämlich die bisherige Zusammensetzung dieses Gremiums an, dann sei das Kräfteverhältnis zugunsten des städtischen Ballungsraums – mit 20 zu 64 – sehr eindeutig. „Da es bei den Freien Wählern grundsätzlich keinen Fraktionszwang gibt, stimmen wir im Zweifelsfall immer zugunsten des Raumes ab, in dem uns die Bürgerinnen und Bürger gewählt haben“, ließ Hinderer keinen Zweifel an der Prioritätensetzung.
Die Kandidatenliste der Freien Wähler sei bereits veröffentlicht, und es sei daher kein Geheimnis, dass Norbert Wiedmann nicht mehr für den Kreistag kandidiere. Der nun fast 65-​jährige bleibe aber Kreisvorsitzender der Freien Wähler und habe zudem noch einige andere Ehrenämter.

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