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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Über 84.000 ehrenamtlich geleisteste Arbeitsstunden bei der Landesgartenschau in Gmünd

Aus 1361 einzelnen Helfern wurde in 166 Tagen eine große Familie, die sich gerne für Gmünd engagiert. Dies wurde gestern beim Helferfest deutlich. Die Ehrenamtlichen signalisierten dabei durch donnernden Beifall, dass sie auch künftig einsatzbereit sein werden.

Montag, 20. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. „Wir haben ganz bewusst für dieses Dankeschön-​Fest für die Helfer kein zugiges Zelt gewählt, und es gibt auch keine Kartoffelsuppe!“ Mit diesen Worten begrüßte Manfred Maile als Gartenschau-​Geschäftsführer gestern rund 1000 Helferinnen und Helfer. Die Ehrenamtlichen, so Maile, haben es nämlich verdient, in der guten Stube empfangen und bewirtet zu werden.
Über die beeindruckende Statistik dieser bürgerschaftlichen Leistungen informierten die beiden Koordinatorinnen Carmen Bäuml und Karolin Hinderberger. „Vor gut einem Jahr stand ich wie heute hier am Rednerpult und habe bei Ihnen um Mithilfe bei der Landesgartenschau geworben“, erinnerte Carmen Bäuml und fügte hinzu: „Keiner konnte damals erahnen, welche starke Gemeinschaft in 166 Tagen Landesgartenschau entstehen kann.“ Dies alles sei nur möglich gewesen, weil man sich gegenseitig vertraut und eine außergewöhnliche Tatkraft an den Tag gelegt habe.
„Wir habe ja zunächst relativ klein angefangen – doch im Laufe der Zeit sind immer mehr Aufgaben hinzu gekommen, die die Ehrenamtlichen übernommen haben“, so Bäuml weiter. Während zunächst im Prinzip nur die Einlasskontrolle, die Besucherinformation und die Ausgabe der Bollerwagen als Tätigkeit der freiwilligen Helferinnen und Helfer vorgesehen gewesen sei, haben sich die Ehrenamtlichen mit der Zeit um den Auf– und Abbau sowie die Dekoration und Bestuhlung des grünen Trauzimmers gekümmert, Souvenirs verkauft, Hammer und Meißel für den Urweltgarten ausgegeben, Tiere betreut, Unkraut gejätet und Billetts für die Fahrten im „Zügle“ verkauft. Auch die Aufsicht über die Keltenausstellung wurde in ihre Hände gelegt, und so mancher Besucher mit Handicap kam dank ihrer Hilfe trotz eines großen Besucherandrangs sicher in den Gartenschau-​Bus. „Auch vor der Parkplatzaufsicht machten wird nicht halt“, berichtete Carmen Bäuml. Sie nannte außerdem die Reparatur der Bollerwagen, die Beaufsichtigung von Hunden, das Führen der Gruppen von Menschen mit Behinderungen als Aufgabe der Ehrenamtlichen: „Und so mancher Senior und so manches Kind kamen dank der Helferinnen und Helfer wieder wohlbehalten zur Familie zurück.“ Auch das Pflästerle-​Kleben und das Ausleihen von privaten Kameras wurde völlig selbstverständlich erledigt. Man habe große Flexibiliät bewiesen, sich auch kurzfristig gegenseitig vertreten oder eine eigentlich gar nicht vorgesehene Aufgabe ohne Murren übernommen.
Karolin Hinderberger machte mit den vielsagenden Zahlen vertraut: 718 Frauen und 643 Männer waren ehrenamtlich auf der Gartenschau im Einsatz, und allein die 22 Einsatzleiter legten dabei eine Gesamtstrecke von 7636 Kilometern zurück. Insgesamt 246 Helferinnen und Helfer leisteten jeweils mehr als 100 ehrenamtliche Stunden. Besonders gewürdigt wurde die Leistung von Erwin Vogelmann (879 Stunden) und Edmund Hahn (567 Stunden). Irmgard Kluger war mit fast 500 Stunden die „Ehrenamtskönigin“, und fast genauso oft war Erkan Gezen im Einsatz – obwohl er aufgrund seiner Behinderung auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Zusammengerechnet ergab sich eine Summe von 84 132 ehrenamtlich auf der Gartenschau geleisteten und protokollierten Arbeitsstunden. Zähle man hinzu, was noch außerhalb der offizielle registrierten Dienste erledigt wurde, komme man ohne Zweifel auf deutlich über 100 000 Stunden, machte Carmen Bäuml deutlich und rief unter dem tosendem Applaus „Wir waren Spitze!“ in den Saal. In diesem Zusammenhang adressierte sie ein großes Kompliment an Oberbürgermeister Richard Arnold, der diese Gartenschau zu seiner Herzensangelegenheit gemacht und auch die Bürgerinnen und Bürger der umliegenden Gemeinden für die Mitwirkung begeistert habe. „Es ist sein Verdienst, dass aus der Landesgartenschau eine Bürgergartenschau wurde – unabhängig vom Alter, von der Nationalität und von der Religion der Menschen!“. Gedankt wurde auch den Geschäftsführern Manfred Maile und Karl-​Eugen Ebertshäuser dafür, dass sie den Ehrenamtlichen viel Freiheit gelassen hatten.
Oberbürgermeister Richard Arnold hob auf die Gmünder Besonderheit ab, dass erstmals bei einer Landesgartenschau offizielle Kernaufgaben, zum Beispiel die Einlasskontrolle, in die Hand der Bürgerinnen und Bürger gelegte worden waren. „Andernorts war dies eine hochamtliche Aufgabe — hier bei uns wurden die Besucher von Bürgerinnen und Bürgern an den Toren empfangen!“ Der Bundespräsident habe in Berlin von der „Stunde der Bürger“ gesprochen, so Arnold, „und wir Gmünder haben allen gezeigt, wie so das funktioniert.“ Dazu sei eine gute Begleitung durch die Verwaltung, vor allem aber eine Bürgerschaft erforderlich, die sich einmischt, die Geschicke ihrer Stadt selbst in die Hand nimmt und nicht nur redet, sondern ihre Ideen auch in die Tat umsetzt. „Bürgerbeteiligung ist hier bei uns kein formaler Akt, sondern ein emotionales Ereignis!“ Um die Zukunft zu meistern brauche man eine offene Gesellschaft, Heimatverbundenheit und die Fähigkeit, nicht nur auf Anweisung zu agieren, sagte der Oberbürgermeister.
Richard Arnold bat gestern auch um ein paar Tage Geduld bis zu Öffnung der Tore. Gleichermaßen machte er deutlich, dass während der Gartenschau sehr hochwertige Parks entstanden seien. Es wäre daher falsch, alles wieder zurück zubauen. Vieles, vor allem die bewährten Veranstaltungen (Lichterfest, Gartenmarkt etc.), solle es auch im kommenden Jahr wieder geben. „Deshalb wäre es völliger Unsinn, jetzt die Zäune abzureißen, und sie im nächsten Jahr wieder aufzubauen. Als der OB in den Saal fragte, ob ihn die Ehrenamtlichen auf diesem Weg begleiten werden, gab es als Antwort einen donnernden Applaus.

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