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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Landrat und OB sehr besorgt wegen Flüchtlings-​Krawallen

Die Mehrheit der Flüchtlinge in Gmünd, aber auch im Ostalbkreis sei dankbar, dass sie hier in Sicherheit leben können. Dies betonte Landrat Klaus Pavel im Hinblick auf die Krawalle und Tumulte, die eine kleine Gruppe Flüchtlinge am Freitag veranstaltet hatten. OB Arnold fürchtet um das gute Miteinander.

Sonntag, 13. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. „Ich bin sehr enttäuscht, dass eine kleine radikale Gruppe so einen großen Schatten auf alle anderen Flüchtlinge wirft, die sich gerne hier in Gmünd mit ihren Fähigkeiten einbringen wollen“, sagte Richard Arnold im Gespräch mit der Rems-​Zeitung. Er hoffe sehr, dass in der Bevölkerung auch zur Kenntnis genommen werde, dass genau zeitgleich mit der Protestaktion eine vielfache Zahl an Flüchtlingen als ehrenamtliche Helfer bei den Vorbereitungen der Landesgartenschau zugange waren.
„Gottseidank sorgt das bekannt gute Miteinander in Gmünd dafür, dass radikale Strömungen nicht zum Tragen kommen“, so der Oberbürgermeister. Die Bevölkerung müsse sehen, dass die Mehrheit der Flüchtlinge anders denkt. „Mich hat eine Gruppe pakistanischer Flüchtlinge eigens im Rathaus besucht, um sich ganz offiziell von solchen Aktionen zu distanzieren.“ Sie hätten sogar angeboten, dass sie – wenn es von der Stadt gewünscht werde — selbst für Ruhe in der Gemeinschaftsunterkunft sorgen würden. Eine direkte Konfrontation unterschiedlicher Flüchtlingsgruppen in Gmünd ist jedoch das Letzte, was die Stadtverwaltung haben möchte. „Ich konnte die Männer überzeugen, dass sie diese Aufgabe der Polizei überlassen sollten.“
Das Gmünder Stadtoberhaupt vermutet, dass die große Medienaufmerksamkeit, die der Stauferstadt in jüngster Zeit zuteil wird, von manchen Leuten ausgenutzt werde, um für bestimmte politische Inhalte Stimmung zu machen. Richard Arnold will den Verdacht nicht von der Hand weisen, dass es sich beim Protest dieser relativ kleinen Gruppe afrikanischer Flüchtlinge um Aktionen handelt, die von deutschen Aktivisten im Hintergrund gesteuert werden. „Man muss sich doch wundern, wie eine Handvoll Flüchtlinge bei einer angeblich spontanen Demonstration so schnell an Plakate in fehlerfreiem Deutsch kommt?“ befürchtet der OB eine ganz gezielte Aufwiegelei.
Gmünds erster Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, innerhalb der Stadtverwaltung für Ordnung und Sicherheit zuständig, machte gegenüber der RZ deutlich, dass er am Freitag seine Mitarbeiter angewiesen habe, notfalls vom Hausrecht im Rathaus Gebrauch zu machen. „Wir hätten es nicht zugelassen, dass Plakate an die die Rathaustür genagelt oder Räume besetzt worden wären“, so Bläse.
„Ich hatte persönlich einen Termin mit den Flüchtlingen in der Gmünder Gemeinschaftsunterkunft und dachte eigentlich, dass Thema sei nun erledigt“, erklärte ein sichtlich betroffener Landrat Klaus Pavel der Rems-​Zeitung. Schließlich hätten damals 95 Prozent der Bewohner deutlich gemacht, dass sie keine Probleme mit Überwachungskameras haben, sondern selbst sehr an Sicherheit interessiert seien. Leider fehle einigen wenigen Flüchtlingen das demokratische Verständnis, diesen Mehrheitsentscheid zu akzeptieren.
Insbesondere die Kriegsflüchtlinge, zum Beispiel aus Syrien, seien sehr dankbar dafür, dass sie hier im Ostalbkreis Schutz gefunden haben und sicher leben können. „Es ist sehr bedauerlich, dass manche Bewohner aufgrund der Aktionen von anderen Bewohnern inzwischen Angst haben!“, machte Pavel deutlich.
Der Ostalbkreis pflege eine beispielhafte Willkommenskultur, und er sei in den Städten und Gemeinden erfolgreich unterwegs, um für dezentrale Flüchtlingswohnungen zu werben. „Mit solchen Protestaktionen wie am Freitag wird dies zum Teil wieder zunichte gemacht.“ Pavel zeigte sich – wie die Gmünder Stadtverwaltung – besorgt, dass der Ärger über die Tumulte und Krawalle willkommenes Wasser auf die Mühlen von fremdenfeindlichen Stimmungsmachern sein könnten.
In der Tat hat die Aktion der wenigen Flüchtlinge am Freitag für großen Unmut bei vielen Bürgerinnen und Bürgern gesorgt. Nicht selten wurde dabei in den geäußerten Kommentaren nicht mehr differenziert, dass es sich bei diesen Protestanten nur um eine Randerscheinung handelt. Rufe wie „Alle nach Hause schicken!“ oder „Was muss sich der deutsche Staat noch alles gefallen lassen?“ waren bereits mehrfach in Gesprächen am Straßenrand zu hören. Die Mehrheit der Bürger hat allerdings besonnen reagiert.
„Als politischer Vertreter und Bürger dieser Stadt habe ich überhaupt kein Verständnis für solche Aktionen. Gerade auch deshalb nicht, weil ich sehr gut weiß, dass die Stadt — allen voran unser Oberbürgermeister Richard Arnold — und der Kreis eine außerordentlich gute Flüchtlingspolitik zustande gebracht haben“, hat sich zum Beispiel der türkischstämmige Gmünder Stadtrat und Unternehmer Bilal Dincel zu Wort gemeldet. Es werde hier wirklich versucht, Flüchtlingen einen guten Platz in unserer Gesellschaft zu verschaffen. „Ich weiß auch aus persönlichen Erfahrungen sehr gut, was es bedeutet, wenn einige wenige mit ihrem Fehlverhalten eine ganze Gruppe in ein schlechtes Licht rücken“, so Dincel weiter. „Straßen blockieren, Polizisten beleidigen, Krawalle veranstalten – das tut man als Gast nicht!“

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