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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der Künstler und Gestalter, der Anreger und Visionär Walter Giers feierte am Samstag seinen Geburtstag mit einer Ausstellung

Er wollte eigentlich schnell wieder hier weg – blieb doch und wurde zu einer der maßgebenden kulturellen Kräfte Schwäbisch Gmünds: Walter Giers. Er feierte am Samstag seinen 77. Geburtstag. Passend mit einer Ausstellung.

Sonntag, 11. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 32 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Walter Giers ist vor einiger Zeit ins Altenheim St. Ludwig gezogen. Der Körper, er will nicht mehr so recht, und der Künstler, der in Gmünd so vieles bewegte, ist auf den Rollstuhl angewiesen. Rückzug ins Private? Davon kann nicht die Rede sein: Anlässlich seines Geburtstages zeigt er in St. Ludwig eine Ausstellung – 77 Tage lang –, und selten dürfte das Foyer so mit Leuten gefüllt gewesen sein wie zur Vernissage am Samstagvormittag. An der Fassade des Kubus in der Uferstraße macht ein großes Banner auf die Schau aufmerksam, und wie immer bei Giers lohnt sich der Besuch. Man kann sicher sein, dass die Ausstellung für manche auswärtigen Gartenschau-​Besucher zum Aha-​Erlebnis wird: Schließlich ist Walter Giers ein international bekannter Künstler – und der Mann kommt von hier. Die Werke des Pioniers der Electronic Art sind, es ist schon oft gesagt worden, erhellend, und ihr Hintersinn lässt manchem ein Licht aufgehen. Walter Giers bringt mit seiner Kunst den Geist in Bewegung.
Für die Bewegung der Gefühle war bei der Vernissage einer zuständig, mit dem Walter Giers öfters zusammengearbeitet hat: Mick Baumeister, der am Klavier zart impressionistische Motive sich zu dramatischen Klangkaskaden und zurück zum Hauch entwickeln ließ.
Bereichsleiter Clemens Wochner-​Luikh und Haus Lindenhof-​Direktor Jürgen Kunze begrüßten die Besucher, darunter die Landtagsabgeordneten Klaus Maier und Stefan Scheffold. Oberbürgermeister Richard Arnold erinnerte daran, dass Walter Giers, aus Kevelaer am Niederrhein stammend, den Großteil seines Lebens in Schwäbisch Gmünd verbracht und sich dort eingebracht habe: „Er hat Spuren hinterlassen, davon profitieren wir enorm. Er hat Unorte zu Orten gemacht mit seinen Ideen.“ Mit Verweis auf das neu gewonnene Remsdelta, für das Walter Giers vor über 20 Jahren einen wesentlichen Anstoß gegeben hatte: „Die Landesgartenschau bringt es zutage.“
Giers habe eine „unglaubliche Karriere als Designer und Künstler“ gehabt, „ein Senkrechtstarter in der Kunstszene, der doch nie die Bodenhaftung verloren hat.“ Giers hat für sein Werk mannigfache Anerkennung erhalten, 2007 das Bundesverdienstkreuz, 2011 den Kunstpreis des Landes Baden-​Württemberg.
Der Mitbegründer des Arbeitskreises Kultur habe die Stadt mit seinen Ideen und Denkanstößen bereichert, „ob es den Oberen passte oder nicht“. Er habe Marktplatz und Münster mit seinen Beleuchtungskonzepten ins rechte Licht gerückt. An Walter Giers gewandt: „Du warst manchmal unbequem, aber das hat es gebraucht.“ Als Weggefährte in vielen Jahren und Vorsitzender des Arbeitskreises Kultur sprach Rudolf Böhmler: „Schwäbisch Gmünd hat auf so einen wie ihn gewartet. es war der richtige Boden, hier fand er die richtigen Mitstreiter.“ Walter Giers war der erste, der als Absolvent der Höheren Fachschule (heute Hochschule für Gestaltung) sich in der Stadt mit einem Designbüro niederließ. Dann wurde er einer der „jungen Wilden“, die in der Künstlerkooperative und mit den Kunstmessen der späten 60er Jahre die Beschaulichkeit der Provinz aufmischten, mit Aktionen, die Anklänge an dadaistisches Gebaren hatten: „Epater le bourgeois – den Bürger erschrecken, das hat nicht allen gefallen.“ Zum großen Eklat kam es in einer Weihnachtsausstellung des Kunstvereins, als ein Vulva-​Bild von Ed Sommer abgehängt werden musste.
Böhmler charakterisierte Giers als Alleskönner, als universal tätigen und schöpferischen Menschen nach dem Ideal der Renaissance: Künstler, Stadtgestalter, Jazzmusiker, Visionär.
Er habe vieles im Arbeitskreis Kultur mitbewegt: Gmünder Streifen, Literaturkreis, Theaterwerkstatt, die Landeskunstwochen von 1987 – und den Gmündern habe er die Jahr 2000-​Feier auf dem Marktplatz beschert.
Walter Giers sei der „kulturelle Botschafter Gmünds geworden“, dessen oft witzige und hintersinnige Performances und Werke international Aufmerksamkeit erregten, ob in Barcelona oder in Kairo. Es habe viel Geduld gebraucht in Gmünd, aber nichts sei so star

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