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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kriminalitätsentwicklung 2013 in Schwäbisch Gmünd der Öffentlichkeit und dem Gemeinderat vorgestellt

In diesem einen Fall ist Mittelmaß gut. In diesem einen Fall, in dem Gmünd in Sachen Kriminalstatistik nicht mehr Schlusslicht des Ostalbkreises ist, sondern im sehr viel größeren Gebiet des neuen Polizeipräsidiums in jeder Beziehung mittendrin liegt.

Mittwoch, 28. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Kripo-​Chef Hartmut Schröppel, Leiter des Kriminalkommissariats, sowie der Gmünder Revierchef Helmut Argauer stellten die Zahlen am Mittwoch zunächst in einem Pressegespräch, dann im Gemeinderat vor. Grundsätzlich, auch ohne Rechenspiele und neue Grenzen, ist die Kriminalitätsentwicklung 2013 in Gmünd eine gute. Es gab 3250 Straftaten, das sind 71 weniger als 2012. Die Aufklärungsquote beträgt 62,6 Prozent, was nicht nur 3,1 Prozent besser ist als im Vorjahr, sondern auch um 4,6 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt. Auch der Anteil der jungen und der ausländischen Tatverdächtigen sinkt kontiniuierlich. Erhebliche Zunahmen gab es vor allem im Bereich der Vermögens– und Fälschungsdelikte (659 Fälle, 70 Prozent mehr als im Jahr 2012 mit 386 Fällen) und der Wirtschaftskriminalität (216 Fälle, nur 12 im Jahr 2012), was aber vor allem einem großen, in die Vorjahre zurückreichenden Fall geschuldet ist, der erst 2013 aufgearbeitet und erfasst war. Auch sonst gab es einige negative Entwicklungen
Einfache Körperverletzungen 2013: 281 Fälle (242 im Jahr 2012)
Einfacher Diebstahl aus Kfz: 120 (90)
Wohnungseinbruchsdiebstahl: 30 (22)
In den meisten Bereichen jedoch wurden Rückgänge verzeichnet:
Bei den gefährlichen/​schweren Körperverletzungen etwa: 85, (19 Fälle weniger als die 104 Fälle im Jahr 2012) Raubdelikte 30 (42) Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 33 (42)
Diebstahlsdelikte 1152 (1283)
Sachbeschädigungen 348 (429)
Rauschgiftkriminalität 189 (230)
Gewaltkriminalität 123 (164).
Mit hochgerechneten 5575 Straftaten auf 100 000 Einwohner liegt Gmünd im Ostalbkreis hinter Ellwangen (5241) und Aalen (4029). Der Durchschnitt im Land liegt bei 5450. Im 2014 eingerichteten Polizeipräsidium Aalen, das für den Ostalbkreis, Rems-​Murr-​Kreis und Landkreis Schwäbisch Hall zuständig ist, liegen Winnenden mit 6860 Straftaten, Backnang (6422), Fellbach (6320), Schwäbisch Hall (6025) und Crailsheim (5852) aber schlechter als Gmünd; Spitzenreiter ist Weinstadt mit nur 3746 Delikten. Im Gmünder Raum werden schlechtere Werte etwa in Spraitbach und Gschwend auch mit dem Anzeigeverhalten einiger Bürgerinnen und Bürger erklärt. In Gmünd selbst gab es insgesamt 1412 Tatverdächtige; der Jungtäteranteil – Personen unter 21 Jahre – liegt mit 23,2 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert (26,8 Prozent), und auch der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger hat um 398 auf 24,6 Prozent abgenommen. Schröppel schlüsselte die einzelnen Deliktsbereiche und Tätergruppen auf. Auch bei den Opferzahlen gab es einen Rückgang von 682 auf 647 Opfern. 24,6 Prozent aller Opfer waren jünger als 21 Jahre; nur 6,8 Prozent sind 60 oder älter – wobei das nicht dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Senioren entspricht. Bemerkenswert ist wiederum, dass über die Hälfte der Opfer in einer Beziehung zum Täter standen. Ansonsten gab es im vergangenen Jahr 52 Vermisstenfälle – nach intensiver Präventionsarbeit in den Seniorenzentren deutlich weniger als in der Vorjahren –; alle Vermissten wurden wohlbehalten aufgefunden. 24 Brandermittlungen in Gmünd, keine mit strafrechtlichem Hintergrund, sowie 56 Todesermittlungen, keine mit Hinweisen auf Fremdverursacher, fielen ebenfalls in den Aufgabenbereich der Polizei. KOD und die „Sichere Stadt“ tragen zu den guten Zahlen bei Revierleiter Helmut Argauer ging auch auf die insgesamt 517 Vorbeugungsveranstaltungen – insgesamt 1308 Stunden – zu Themen wie Medienkompetenz, Sichere Senioren, Sicherer Schulweg und Häusliche Gewalt ein. Außerdem gab es 86 Beratungen zum Thema „Sicheres Bauen und Wohnen“. Argauer machte auch deutlich, dass insgesamt 14 000 Mannstunden in die „sichere Stadt“ investiert wurden, das seien neun ganze Stellen für Sicherheit und Polizeipräsenz. Mehrfach Thema war gestern auch der Kommunale Ordnungsdienst KOD der Stadt, der zu erheblichen Verbesserungen beigetragen habe – so reduzierte sich die Zahl der Ordnungsstörungen von 764 auf 660; lediglich drei „Trinkgelage“ wurden verzeichnet, die Bußgeldverfahren etwa gegen Ruhestörungen gingen von 166 im Jahr 2011 auf 127 (2012) und 72 (2013) drastisch zurück; die Platzverweise halten sich mit 50 im Rahmen. Der Aktion Sicheren Stadt, vertreten durch ihren Geschäftsführer Matthias Pflüger vom Ordnungsamt, galt großes Lob, wobei Bürgermeister Dr. Joachim Bläse auch deutlich machte, dass Bürgerinnen und Bürger Sicherheit mitgestalten, selbst zu ihrer „Sicheren Stadt“ beitragen. Erinnert wurde an verschiedene Aktionen wie Abendrundgang und Nachtbegehung, bei denen Anregungen der Bürger aufgegriffen wurden – etwa eine zusätzliche Beleuchtung im „dunklen Loch“ Freudental oder einen Hinweis auf die „Nette Toilette“. Bläse ging auch darauf ein, dass die Stadt sechseinhalb Mitarbeiter in den KOD investiert – ein Beispiel, das im Land längst Schule gemacht habe. Langfristig müssten die Kommunen freilich mit dem Land über die Finanzierung reden. Grundsätzlich freute ihn bei der „Erfolgsbilanz der Gmünder Polizeiarbeit“ vor allem der Rückgang der jugendlichen Straftäter: Präventions– und vor allem Bildungsbemühungen trügen Früchte: Jeder junge Mensch, der in der Schule intensiv begleitet und zu einem guten beruflichen Abschluss, zu einer guten beruflichen Perspektive geführt werde, laufe weniger Gefahr, kriminell zu werden. Im Gemeinderat erkundigte sich Stadtrat Klaus Böhnlein (CDU) am Mittwoch nach den Auswirkungen der Polizeireform – es wurden keine negativen genannt. Auf ihre Frage nach einer allgemeinen Tendenz zu weniger Jungtätern erfuhr Stadträtin Daniela Maschka-​Dengler (SPD), dass die rückläufigen Zahlen wohl auch darauf zurückzuführen sind, dass die Kinder und Jugendlichen immer weniger werden.

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