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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Neueröffnung des dritten Obergeschosses im Prediger mit Münsterschatz und Reichskleinodien

Drei Ausstellungseröffnungen in nur fünf Tagen – für Museumsleiterin Dr. Monika Boosen rekordverdächtig. Und die Gmünder wurden nicht müde, auch und ganz besonders ihren Schätzen im umgestalteten Obergeschoss Reverenz zu erweisen.

Sonntag, 04. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 54 Sekunden Lesedauer

Von Brigitte Düppe
SCHWÄBISCH GMÜND. Großes braucht einen großen Rahmen und so klang und funkelte es auf der Bühne des Festsaales in staufischer Pracht. Vor zahlreichen Ehrengästen und interessierten Bürgern war es die Stunde des Dankens. Zwischen „Adoramus te christe“ und „Lobe den Herren“, gesungen von „Cantate Domino“ unter der Leitung von Fred Eberle eröffnete Oberbürgermeister Richard Arnold das Festprogramm.
„Man muss brennen für die Sache!“ – genau diesen absoluten Willen, etwas neu zu gestalten, sah er bei der Leiterin Dr. Monika Boosen, ihrem Stellvertreter Joachim Haller und ihrem unermüdlichen Team. Dasselbe Brennen spürte er aber auch bei Gundi Mertens und allen, die in kaum vorstellbarem Einsatz es geschafft hatten, die Reichskleinodien für Gmünd als ganz neuen Schatz erlebbar zu machen. Alles zusammen sei nun im dritten Obergeschoss auf über Tausend Quadratmetern in einem Parcours aus Kunst und Kultur erlebbar, und damit „ein Baustein der Identität“. Niemand brauche in Nachbars Garten zu schielen. „Wir haben die großen roten Kirschen, genießen Sie sie!“, schloss er seinen Dank.
Münsterpfarrer Robert Kloker war sichtlich erleichtert, dass nach langer Odyssee der Münsterschatz und die Schätze von St. Franziskus und dem Hl. Geist Spital nun endgültig ihre würdige Heimat gefunden hätten. 300 Exponate aus sechs Jahrhunderten seien herausragend für den süddeutschen Raum. Nach der Restaurierung 2003 gebe dieser „Glanz des Glaubens“ gewachsenes Zeugnis gelebter Tradition und Liturgie, wie es Bischof Gebhard Fürst im Vorwort des gleichnamigen Buches beschreibe. Im christlichen Glauben sah Kloker den wahren und einzigen Schatz und las dazu passend das Gleichnis vom Schatz und der Perle aus dem Johannisevangelium.
Monika Boosen sprach vom „schönsten Bereich“ der Ausstellung, der nun endlich nach Monaten des Räumens und Sichtens den Besuchern wieder präsentiert werden könne. Und sie stellte auch die Fertigstellung des zweiten Obergeschosses bis zum Jahresende in Aussicht. Beim Rundgang durch die Römer– und Stauferzeit mit den eingebetteten Reichskleinodien treffe man auf viele lieb gewordene Exponate wie den Palmesel, der jetzt endlich einen ihm gebührenden Platz gefunden habe.
Es ließe sich aber auch viel „Neues“ aus den Depots finden wie das Grafikkabinett oder eine von Ursula Röhrs zusammengestellte faszinierende Ringsammlung aus fast drei Jahrhunderten. Sie war sich sicher, die neuen „Blickachsen bringen die Dinge zum Sprechen“. Ihr aufrichtiger Dank galt der Stadt und ihrem Gemeinderat, dem Hochbauamt, den so wichtigen Sponsoren und natürlich ihrem ganzen Museumsteam.
Zwei Mitarbeiter hob sie noch besonders hervor, nämlich Otto Bressel und Armin Gröger. „Wir haben da ein Problem!“ sei zwar fast zum Standartsatz beim schwierigen Umbau der Räume geworden. Doch sie hätte diese beiden gut genug gekannt, um zu wissen, dass sie mit dieser Ansage auch bereits eine Lösung im Kopf parat gehabt hätten.
Für alle, die im Juni vergangenen Jahres die feierliche Übergabe der bis dahin fertiggestellten Reichskleinodien versäumt hatten, informierten Dr. Monika Boosen, Gundi Mertens und Jürgen Musch noch einmal über die schwierige Entstehungs– und Fertigungsgeschichte von Reichskrone, Reichsapfel, Reichsschwert, Krönungsmantel und Krönungshandschuhe. Sie taten dies vor der farbenprächtigen und imposanten Kulisse mit vielen Darstellern aus der Staufersaga. Die Manesse-​Musiker unter der Leitung von Andreas Kümmerle vervollständigten die Szene und versüßten mit ihrer Musik die Wartezeit, bis die Räume im Obergeschoss endlich zur Besichtigung freigegeben waren. Damit nun auch die kostspielige Fertigstellung des Krönungsmantels ermöglicht werden könne, kündigte Gundi Mertens ein Spendenmosaik an: Für zehn Euro lässt sich ab jetzt ein kleines Mantel-​Puzzelteilchen auf einer ausgelegten Kopie „kaufen“, wo dann der Spendername eingetragen werde. Dies erwies sich anschließend als eine ausgesprochen zündende Idee.
In allen Würdigungen klang der Name eines Mannes an, ohne den die Höhepunkte der vergangenen Jahre nicht vorstellbar gewesen wären: Der Name des viel zu früh verstorbenen Stephan Kirchenbauer-​Arnold. Ohne seine ansteckenden Visionen, ohne sein Kreieren und Motivieren wäre auch diese Eröffnung eine ganz andere, ärmere geworden. Im Zusammentreffen mit Menschen, die sich begeistern ließen für seine Staufersaga und mit Menschen, die mit größtem Wissen und Können die Herausforderung seiner Ideen auch umzusetzen vermochten, war Großes entstanden.
Gleich, ob Gold– oder Silberfäden, ob Himmelsstürmer oder Erdenprobleme, der rote Faden des sich Engagierens scheint in Gmünd für lange Zeit nicht auszugehen.

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