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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Impulse kommen in der Praxis an: Altenhilfe zwischen Werteorientierung und Wirtschaftlichkeit

Eine ältere Dame erzählt von zerplatzten Lebensträumen – sie musste ihren an Demenz erkrankten Mann im Pflegeheim unterbringen, weil sie selbst nicht mehr für ihn sorgen kann; der Mann ist freilich körperlich fit, so dass keine Pflegestufe greift und die entstehenden horrenden Kosten alles aufbrauchen, was sie zur Erfüllung ihrer Träume gebraucht hätte. Ein Mann freut sich, dass er sich das Betreute Wohnen leisten kann, ohne seine Kinder finanziell zu belasten: Wenn Lebensträume und Lebensräume Thema sind, wie dieser Tage bei einer überwiegend von Fachleuten besuchten Podiumsdiskussion in der Villa Hirzel, geht es immer um Menschen.

Freitag, 09. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 51 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Die von Magdalene Rupp, Regionalleiterin der Vinzenz von Paul gGmbH, und von Renate Wahl, Chefin der Spitalmühle, organisierte hochkarätig besetzte Veranstaltung gab einige Impulse zur „Altenhilfe zwischen Werteorientierung und Wirtschaftlichkeit“ und griff Themen auf, die in den Einrichtungen seit langem diskutiert werden. Die Dame mit dem dementen Mann etwa: Im Pflegeheim wird 4,02 Euro pro Tag und Demenzkrankem bezahlt, in Privathaushalten etwas mehr, aber das reicht natürlich nirgends hin. Eine Altenhilfe, die den Maßstäben von Würde und Menschlichkeit genügt, brauche politische Akteure als Fürsprecher. Politiker etwa, die durchsetzten, dass der Pflegebedürftigkeitsbegriff erweitert werde auf Menschen mit Demenz.
Laut Sozialdezernent Josef Rettenmaier gibt es im Landkreis bis 2020 35 Prozent mehr Menschen, die älter sind als 85 Jahre: Darauf muss sich die Gesellschaft einstellen. Denkansätze von Roland Sing, Vorsitzender des Landesseniorenrates, Prof. Andrea Helmer-​Denzel, Duale Hochschule Heidenheim, und Gabriele Ensink, Institut für Gerontologie an der Ruprecht-​Karls-​Universität Heidelberg, generell die Verbindung von Wissenschaft und Praxis sorgen für Gesprächsstoff in Gmünd. „Spricht man von der Würde des Alters, so muss man die Würde derer mitdenken, die alte Menschen pflegen“, ist eine Aussage, die in den Pflegeeinrichtungen gerne angenommen wird. So wird nunmehr aus allen Richtungen für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegenden und mehr Geld für Pflege argumentiert, das auch in der Pflege ankommt. Irmgard Boxriker, in St. Anna Einrichtungsleiterin, greift das auf: Die Anerkennung für einen Berufsstand äußere sich darin, wie er bezahlt werde. Und dass immer mehr Pflegekräfte benötigt werden, die Pflege an sich dringend ein anderes Image braucht – solche Erkenntnisse überraschen niemanden, der in der Branche zu tun hat. In den Einrichtungen ist dieses Gemeinschaftsprojekt der Träger des Netzwerkes katholische Altenhilfe im Dekanat Ostalb in Verbindung mit dem Netzwerk ambulante Dienste jedenfalls gut angekommen.
Auch über Barrierefreiheit wurde an diesem Abend gesprochen. Grundsätzlich werden sich Lebensräume verändern, Quartiere, Nachbarschaften: Einrichtungen und Menschen müssen zusammenarbeiten, wenn Lebensräume auch für alte Menschen lebenswert sein sollen – wovon dann wiederum andere profitieren, etwa die Mutter mit Kind.

„Pflege am Boden“ ist am Freitag um 15 Uhr Thema auf dem Gmünder Marktplatz eine etwas andere Demonstration.

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