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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Evangelische Christen und Messianische Juden feiern auf dem Schönblick einen gemeinsamen, mitreißenden Gottesdienst

Wenn überhaupt, dann zeigte die Kippa auf den Köpfen der Männer, dass zwei verschiedene Religionen miteinander Gottesdienst feierten. Auf dem Schönblick zeigte sich einmal mehr, dass scheinbar Unmögliches möglich wird, wenn die Menschen es wollen.

Sonntag, 01. Juni 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 39 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND. Das Miteinander in Jesus Christus schien grenzenlos: Zum Abschluss des Kongresses der Messianischen Juden in Deutschland, der alle zwei Jahre im Christlichen Gästezentrum auf dem Schönblick stattfindet, fand am gestrigen Sonntag ein gemeinsamer Gottesdienst mit den evangelischen Christen der Schönblick-​Gemeinde statt. Martin Scheuermann und Anatoli Uschomirski hatten mit ihren Teams, ihren Musikern und Tänzern der Messianischen Juden einen wunderschönen Gottesdienst gestaltet, der die Gemeinsamkeit in Jesus dokumentierte. In seinen Begrüßungsworten betonte Martin Scheuermann von der Schönblick-​Gemeinde, dass es Jesus ist, der an diesem Sonntag Christen und Juden zusammen geführt hat. „Jesus ist die Mitte, der Friede und die Freude. Er ist unser Vater, unser König. Wir sind sehr bewegt und freuen uns über die Begegnung zwischen Christen und Juden.“
Lieder, vorgetragen von der Messianischen Lobpreisgruppe Beit Hesed, projizierten eine fröhliche Stimmung in den Gottesdienst, die auf Jung und Alt, Christen und Juden gleichermaßen übersprang. Überhaupt war die Atmosphäre gelöst und entspannt, Kinder tanzten und zeigten eine Lebensfreude, die nach vorne blicken ließ, bei allem Bösen, das Christen Juden widerfahren ließen.
Dass gemeinsames Feiern, gemeinsames Beten und Lobpreisen in der Gemeinschaft Evangelischer Christen und Messianischer Juden keine Selbstverständlichkeit ist, musste Martin Scheuermann berichten. In klaren und mutigen Worten prangerte der geistliche Leiter des Schönblicks die Tatsache an, dass die Messianischen Juden Deutschlands im kommenden Jahr beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart explizit ausgeladen wurden. „In den Markt der Möglichkeiten auf dem Kirchentag wurden viele eingeladen, Christen und Nichtchristen, nicht aber die Messianischen Juden. Die Begründung des Präsidiums des Kirchentages, man wolle als Christliche Kirche die Juden nicht belehren, ist aus meiner Sicht unglaubwürdig.“ Martin Scheuermann betonte unter dem Applaus aller Gottesdienstbesucher, dass die Christusbewegung, die auf dem Kirchentag großflächig präsent sein wird, dem Dialog mit den Gemeinden Messianischer Juden die Türen öffnen wird. „300 000 Juden leben heute wieder in Deutschland, 3 000 davon sind Messianische Juden, gerade einmal ein Prozent und diesen Menschen, die mit uns an Jesus als den Messias glauben, müssen wir uns öffnen.“ Im Mittelpunkt der Predigt des gestrigen Gottesdienstes stand wiederum Jesus, der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Christen und Juden, er, der alleine rettet, egal welcher Hautfarbe, welchen Bekenntnis die Menschen sind. „Jesus, der Messias hat den Tod besiegt, er ist der Herr“, so Martin Scheuermann. Er erinnerte auch an den Mauerfall als friedliche Revolution, der sich in diesem Jahr zum 25. Mal jährt und den Menschen in Ost und West Frieden gebracht hat. Ebenso verwies er auf das Blutvergießen in der Ukraine heutiger Tage, der Heimat von Anatoli Uschomirski und vieler Messianischer Juden, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Martin Scheuermann verwies in seiner Predigt auch darauf, dass der Glauben Herzenssache ist, während in der Gesellschaft zuviel Kopfsache herrsche. Damit solle aber nicht das Denken abgestellt werden, denn Denken ist auch eine Gabe Gottes. Fürbitten, Vaterunser und Segen zelebrierten Martin Scheuermann und Anatoli Uschomirski gemeinsam. Den in deutscher Sprache gesprochenen Segen von Anatoli Uschomirski trug Efim Tsypenjuk als Aronitischen Segen in hebräischer Sprache vor. Beide Pastoren baten für die 800 anwesenden Gottesdienstbesucher um den Segen Gottes für ein gemeinsames Miteinander, mehr Begegnungen, gegenseitiges Verstehen und einen respektvollen Umgang untereinander. Martin Scheuermann lud die Messianischen Juden Deutschlands ein, wieder auf den Schönblick zu kommen, gerne auch jedes Jahr. Anatoli Uschomirksi erinnerte nach dem Gottesdienst daran, dass bei Gedenkveranstaltungen vielfach an die Verbrechen der Vergangenheit und an die getöteten Menschen erinnert werde. Aber fast nirgends erfährt man etwas über die Rückkehr vitalen jüdischen Lebens und Glaubens nach Deutschland, den vielen neuen Bürgern, die sich in die Gesellschaft einbringen. „Darüber müssen die Medien viel mehr berichten, denn das dokumentiert unsere Zukunft. Die Vergangenheit bewahren, die Zukunft gestalten.“

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