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Ein Leben lang für Alfdorf gewirkt

Ein „Alfdorfer im besten Sinne des Wortes“, „Stützpfeiler des Ehrenamts in der Gesellschaft“, vor allem: „ein Wegbereiter der Einheitsgemeinde“. So wurde Dieter Freiherr vom Holtz gewürdigt. Ihm verlieh die Gemeinde am Donnerstagabend die Ehrenbürgerwürde.

Donnerstag, 26. Juni 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

ALFDORF (rw). Der Gemeinderat hatte am 24. März einstimmig beschlossen, Dieter vom Holtz zum Ehrenbürger zu ernennen. Die Würdigung und Übergabe der Urkunde fand im Rahmen eines Festakts in der Alten Halle statt, im Beisein zahlreicher Repräsentanten des öffentlichen Lebens, darunter die Landtagsabgeordneten Gernot Gruber (SPD) und Wilfried Klenk (CDU), Gemeinde– und Kreisräte, aber auch Alfdorfs früherer Bürgermeister Werner Nägele. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Sängerkranz und vom Musikverein, der zu Beginn den „Alfdorfer Marsch“ intonierte. Ein Gruß von Bürgermeister Michael Segan galt dem aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Altbürgermeister Gerhard Gölz – auch er ein Ehrenbürger, der vierte.
Dieter Freiherr vom Holtz ist der fünfte Ehrenbürger Alfdorfs. Segan führte sie auf: Hans Freiherr vom Holtz, der Vater des gestern Geehrten, habe Alfdorf nach dem Zweiten Weltkrieg mit anderen Mitstreitern in eine bessere Zukunft geführt; der zweite, Dr. Adolf Faber, behandelte hunderte von Patienten in karger Nachkriegszeit umsonst; der katholische Pfarrer Walter Maier habe unzählige Menschen getröstet; schließlich Gerhard Gölz, der „Vater der Einheitsgemeinde.“
Dieter vom Holtz ist Spross einer alten Adelsfamilie, die seit 400 Jahren in Alfdorf ansässig ist. Die Familie ist heute noch der größte private Waldbesitzer im Schwäbischen Wald. Seine Mutter Margarethe war die Begründerin der Landfrauenvereine in Baden-​Württemberg. Dieter vom Holtz kam 1934 im Unteren Schloss zur Welt, besuchte die Grundschule in Alfdorf, für kurze Zeit das Parler-​Gymnasium in Gmünd, dann ein Internat. 1953 machte er sein Abitur, studierte Forstwirtschaft und übernahm 1959 den väterlichen Betrieb, den er „mit Umsicht und sehr erfolgreich“ leitete, so Segan. So eng die Heimatverbundenheit, so groß das Engagement des Freiherrn für Alfdorf, „neben der Stadt Schwäbisch Gmünd eine der größten Gemeinden im Altkreis Schwäbisch Gmünd“ – und ein bedeutender Sozial– und Wirtschaftsstandort.
Von 1965 bis 1999 war Dieter vom Holtz Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat, von 1970 bis 1999 auch stellvertretender Bürgermeister, 2000 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Ihm sei es darum gegangen, die Gemeinde voran zu bringen, das hätten die Bürger gewusst und honoriert, Bürgernähe sei ihm ein zentrales Anliegen gewesen. Mit dem damaligen Pfahlbronner Bürgermeister Gerhard Gölz habe er in schwierigen Zeiten für die neue Gemeinde ein „untrennbares Gespann“ gebildet, „das den Karren gegen größte Widerstände aus dem Dreck gezogen hat.“ Es war die Zeit der Gemeindereform von 1968 bis 1973, als sich Alfdorf, Pfahlbronn und Vordersteinenberg zusammenschließen sollten. Zusätzlichen Diskussionsstoff habe die Frage der Kreiszugehörigkeit geliefert. Es kam die ominöse Abstimmung im Landtag, die Alfdorf 1973 dem Rems-​Murr-​Kreis zuschlug. Vom Holtz und Gölz hätten Kurs gehalten. Die Ansiedlung des bis heute größten Betriebs, TRW, sei auch auf sein Einwirken zurückzuführen.
Michael Segan listete die Ehrenämter auf: Vorstandsmitglied der Kreisjägervereinigung, Mitglied der Prüfungskammer für Kriegsdienstverweigerer („eher auf der Seite der Kandidaten“, wie Segan sagte), Vorsitzender des TSV Alfdorf. Dieter vom Holtz habe immer wieder eine große Aufgeschlossenheit gegenüber Umweltprojekten bewiesen, beispielsweise beim erhalt des Eisweihers in Alfdorf. Als Vorstand der Flurbereinigung in den 70-​er Jahren sei es ihm zu verdanken, dass sie „relativ reibungslos“ durchgeführt wurde. „Sie haben bürgerschaftlichem Engagement in Alfdorf ein Gesicht gegeben“, so der Schultes. Die Zusammengehörigkeit und Identifikation der Bürgerschaft mit der Gemeinde habe er entscheidend gefördert. In den Dank schloss er Stephanie Freifrau vom Holtz ein, mit der Dieter vom Holtz seit 1961 verheiratet ist.
Eine Anekdote von einer Reise des Gemeinderats nach Brüssel ließ der Schultes nicht aus. In der Landesvertretung muss e ziemlich deftig und vor allem lange zugegangen sein – der Freiherr und seine Frau gehörten zu den wenigen, die am nächsten Vormittag hellwach an einer Stadtführung teilnahmen. Dieter vom Holtz sei ein „Muster an Geradlinigkeit und Disziplin“, er habe sein Leben lang für Alfdorf gewirkt, seine Lebensleistung finden mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts eine angemessene Würdigung.
Der Geehrte dankte dem Gemeinderat. Dem Gremium gehörte vom Holtz 34 Jahre lang an – und es waren turbulente Jahre, in denen vieles im Fluss und reif für Veränderung war, nicht nur, was die Kreis– und Gemeindereform anbelangte. Dieter vom Holtz berichtete durchaus launig von diesen Jahren, wie er über den TSV in die Kommunalpolitik gelangte und, weil SPD-​Anhänger unter seinen Unterstützern waren, als „roter Baron“ bezeichnet wurde, wie schließlich in der Gemeinderatswahl von 1972 sage und schreibe 78 Kandidaten um 20 Sitze rangelten, wie 1975 die Freie Wählervereinigung erstmals antrat, wie er bei drei Bürgermeistern als Stellvertreter fungierte: „Ich habe ihnen nicht in ihre Amtsgeschäfte reingeredet und bewahrte mir meine Unabhängigkeit. Jeder ehrenamtlich Tätige muss berechtigte und unberechtigte Kritik ertragen. Aber ich habe viele heitere Stunden erlebt.“ Die hohe Auszeichnung der Heimatgemeinde hoffe er mit Würde zu tragen. Die 200 Gäste in der Halle applaudierten dem neuen Ehrenbürger stolz und freudig im Stehen, bevor sie zum Empfang schritten.

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