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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

„Gmünd wird nie Stuttgarter Vorort“: Bürgerforum zu „Gmünd 2020“ am Dienstag Abend in der EULE

Städte haben es immer schwerer, sich zu behaupten. Aber sie müssen es versuchen, das ist ihre einzige Chance. Darin waren sich gestern im Forum zu „Gmünd 2020“ alle einig. Schwerpunkte der Diskussion waren Anstrengungen, unter anderem das Wohnen und die Verkehrsanbindung zu verbessern.

Dienstag, 03. Juni 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 52 Sekunden Lesedauer

Von Birgit Trinkle
SCHWÄBISCH GMÜND. In der „Eule“ – übrigens wie die gesamte Jugendmeile am Bahnhof ein Herzstück der Planungen rund ums Bemühen der Stadt, auch in Zukunft attraktiv zu sein – sollten Ideen und Entwürfe gesammelt werden. Zuvor aber stellte Dr. Wolfgang Schuster, früher OB in Gmünd und in Stuttgart, das Projekt noch einmal vor: In dieser dynamischen Phase müsse der Schwung des Tunnelbaus und der Gartenstadt genutzt und die Weichen richtig gestellt werden. Schuster, der mittlerweile das Institut für Nachhaltige Stadtentwicklung I-​NSE leitet und als Projektpartner gewonnen wurde, zeigte auf, wie wichtig es für Gmünd sei, dem rasant zunehmenden Globalisierungsdruck standzuhalten. Firmen gehen dorthin, wo Wachstumsmärkte sind, und alle Bemühungen mündeten in den Wettbewerb um Arbeitsplätze, Investitionen und die besten Köpfe – in der attraktivsten Stadt. Kurz streifte Schuster die sechs Handlungsfelder, die einander überschneiden und ergänzen.
Klaus Eilhoff sprach für den Stadtseniorenrat, Max Welz für den Schülergemeinderat. Dem einen ging es darum, Wohnen in der Innenstadt für Ältere attraktiv zu machen; Senioren kehrten gerne zurück in die Stadt, wenn entsprechend renoviert und saniert werde. Dem anderen waren Angebote für die Generation der 15 bis 25-​Jährigen ein Anliegen. Eine Mitarbeiterin des Canisiushauses, die „mit halbem Herz noch an Stuttgart hängt“, hatte für viele junge Leute gesprochen, als sie einen S-​Bahn-​Anschluss für Gmünd wünschte; Max Welz meinte dazu, vorher müsse in jedem Fall ein Mindestmaß an Busverbindungen in die umliegenden Orte Thema sein. Für OB Arnold war in diesem Zusammenhang vor allem wichtig: „Wir dürfen keinen verlieren.“ Alle Anstrengungen müssten darauf gerichtet sein, die Bürgerschaft an die Stadt zu binden. Im Vergleich der für die Städte und Gemeinden so wichtigen Einkommenssteuer schneiden etwa Mutlangen und Waldstetten hervorragend ab. Als aus dem Publikum „Eingemeindung“ vorgeschlagen wurde,witzelnd, machte Arnold deutlich, dass gemeinsam mit diesen Gemeinden sehr vieles entwickelt werden könne, „in einer starken Gemeinschaft“. Ein Zuhörer sah Gmünd zwangsläufig „Vorort von Stuttgart“ werden; es gelte nur, diesen Prozess stärker zu begleiten. Die Ostalb, in der sich drei Städte im Gerangel um den Kreissitz aufrieben, habe dem nichts entgegenzusetzen. Da hielt’s Landrat Pavel nicht auf seinem Platz: „Mich zerreißt’s gleich.“ Gerade Städte wie Gmünd mit ihrer Geschichte und ihrer baulichen Identität seien extrem profiliert. Starke Subzentren sind seiner Ansicht nach ohnehin Zukunftsmodell – zwischendrin und die gute Lösung schlechthin zwischen den Extremen Land– und Stadtflucht.
Trends und Themen die
zum Mitdenken anregen
Die Bildungssituation von der Kleinkindbetreuung bis zum Schmieden von Allianzen mit anderen Hochschulen ist ebenfalls ein Thema, das der Stadt unter den Nägeln brennt. Altstadtrat Walter Botsch etwa meinte, das FEM, möglicher Kristallisationspunkt für die Ansiedlung einschlägiger Betriebe und die einzige Forschungseinrichtung im Kreis überhaupt, werde weit unter Wert gehandelt. Prof. Dr. Astrid Beckmann, Rektorin der PH richtete das Augenmerk auf die gut ausgebildeten Frauen; diese müssten der Stadt ebenfalls erhalten werden. Als Geschäftsleitender Schulleiter bescheinigte Klaus Dengler der Stadt, großes Interesse an starken, stabilen Schulen in der Innenstadt zu haben – ein Schwerpunkt des Bereiches „Urbanität“, der kritisch hinterfragt worden war. Ob Wolfgang Schuster sein Honorar der Bürgerstiftung stiftet? Er stellte klar, dass er die Frage, in welcher Form er sich beteiligt, befremdlich fand, machte aber auch deutlich, welche Bedeutung der Bürgerstiftung wieder zukommen könnte – in einer Generation, die erstmals nach Jahrzehnten wirkliche Werte vererben und erben könne. Hohe Lebensqualität, untrennbar verbunden mit Familienfreundlichkeit in einer Bildungsstadt, ist zu gewährleisten ebenso wie berufliche Chancen. Tourismusangebote zu einer „Ferienregion“ zusammenzuführen, ist Thema, Existenzgründer oder auch Kunst vorübergehend auf leerstehenden Gewerbeflächen unterzubringen, damit diese nicht „leer“ aussehen: Das sind die Baustellen der Zukunft, und sie alle hängen zusammen.
Die Abwärtsspirale, in der sich Gmünd befunden hat, ist durchbrochen. Landrat Pavel: Jetzt wäre es fatal, sich von dieser Begeisterung ein paar Jahre treiben zu lassen und nichts zu tun. Vor allem müssten Menschen gewonnen werden, die all die angedachten Projekte auch umsetzen.

Im Oktober gibt es eine Klausurtagung des neuen Gemeinderats mit den aktualisierten Leitzielen und Leitprojekten.

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