Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zukunftsfrage auf dem Hardt: Kindergarten St. Peter und Paul in Finanznöten

Niemand spricht von Schließung. Noch nicht. Das Martinushaus und damit der Kindergarten St. Peter und Paul haben aber ein Problem, wenn sich nicht doch ein Weg findet, Sanierung oder Neubau zu bezahlen.

Montag, 14. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Auf dem Hardt geht’s nicht darum, die Toilette zu richten oder die Fenster auszutauschen: Die Generalsanierung oder ein Neubau stehen an. Und das Geld dazu fehlt. Mittlerweile wurde bereits auf sehr unorthodoxe Weise über die RTL2-​Serie „Zuhause im Glück“ versucht, Hilfe beim Umbau zu erhalten. Denn dass Wege gefunden werden müssen, den Kindergarten zu erhalten, ist Thema auf dem Hardt. Die Eltern wurden in einer Gemeindeversammlung über das grundlegende Problem, den Kindergarten „zu sanieren, umzubauen oder abzureißen“ informiert. Leiterin Sylvia Seitzer-​Götz will sich dazu noch nicht äußern. Das Gebäude selbst ist ihr gar nicht so wichtig: „Dass den Kindern der Garten bleibt und wir unsere Arbeit machen können“, das ist für sie entscheidend.
Münsterpfarrer Robert Kloker betonte gestern, es gebe keinen Beschluss zur Schließung des Kindergartens, wenn auch die Empfehlung der Diözese in diese Richtung gehe. „Selbst wenn die Schließung beschlossen werden müsste“, so Kloker, würde der Kindergarten mit Sicherheit zwei bis drei weitere Jahre betrieben. Kloker zufolge sind geschätzte Sanierungskosten in Höhe von einer Million Euro das Problem – in einer Gemeinde mit gerade mal 650 Katholiken. Zudem sei die Kirchengemeinde auf dem Hardt auch Träger des Kindergartens St. Elisabeth, mithin gebe es dort fünf Kindergartengruppen, wiederum für eine Gemeinde, in der es in diesem Jahr zwei Kommunionkinder gab. Grundsätzlich werde die Arbeit in St.-Peter-und-Paul-Kindergarten, insbesondere die Montessori-​Pädagogik sehr geschätzt: „Wir müssen in jedem Fall schauen, dass das weitergeht.“
Bürgermeister Joachim Bläse meint zu den im städtischen Haushalt eingestellten 600 000 Euro für die Kindergartensanierung auf dem Hardt, diese könnten auch in notwendige Maßnahmen anderer Einrichtungen investiert werden: „Es gibt ‘zig Kindergärten, in denen Sanierungen anstehen.“ Der Träger entscheide über die Standorte, und die Kirche werde mit Blick auf die demographische Entwicklung genau überlegen, „was wo passiert“.
Von der Diözese Rottenburg sind offenbar keine Zuschüsse zu erwarten: Die Stadt und die Gemeinde müssten die Sanierung alleine stemmen. Johannes Sumowski spricht von einer Änderung des Abrechnungssystems (vom Kameral– zum jetzigen Haushaltssystem), von der fehlenden Möglichkeit, Rücklagen zu bilden, und vom Übergang der Trägerschaft auf die Gesamtkirchengemeinde. Was erwirtschaftet werden konnte, reiche noch nicht mal aus, den Wohnungstrakt so zu sanieren, dass er weiterhin vermietet werden könne. Sumowski, engagierter Kirchengemeinderat, versichert, die Suche nach möglichen Auswegen aus dem Dilemma werde nicht abgebrochen: „Der Kirchengemeinderat hat die Segel nicht gestrichen.“ Unter anderem soll zunächst „die besondere Ausrichtung, hohe Akzeptanz und ausgezeichnete pädagogische Qualität der Kindergartenarbeit“ nach außen getragen werden.
Sylvia Seitzer-​Götz hat 1999 die Leitung des Kindergartens St.Peter und Paul übernommen und ihn zu einem Montessori-​Kindergarten umgebaut – ein wichtiger Schritt, gelang es doch fortan, deutsche und ausländische Kinder gleichermaßen am traumhaften Garten teilhaben und voneinander und miteinander lernen zu lassen. Davor hatte es einen Ausländeranteil von über 90 Prozent gegeben, was nicht wenige Eltern auf dem Hardt bewog, in andere Einrichtungen auszuweichen. „Der Weg auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche Weg, auf dem die Starken sich vervollkommnen“, war eines der auf Maria Montessoris Arbeit aufbauenden neuen Konzepte, ebenso soziale Erfahrungen zu ermöglichen, die insbesondere Einzelkindern oft abgehen oder die auf dem „Sprache muss gesprochen werden“-Zirkel basierenden Ansätze: Lauter Faktoren, die die Eltern überzeugen. Das Team dort hat immer mit Herzblut gearbeitet — wohl niemand, der das in Abrede stellt.
Der Kindergarten St. Peter und Paul lebt nicht zuletzt von seinem Garten – die Wahl, nicht nur vormittags zu öffnen, wurde letztendlich getroffen, um den Kindern diesen Garten zu schenken, in dem sie lachen können, ungestört streiten und vor allem Natur erleben. In der nächsten Woche werden dort Papas mit ihren Kindern zelten; das ist eine der Aktionen, die für die Gemeinschaft auf dem Hardt wichtig geworden sind.
Das ist die Angst vieler, mit denen die RZ sprach, die aber in der Regel nicht genannt werden wollen. Eine Mutter betont die Bedeutung des Kindergartens für die gesamte Gemeinde St. Peter und Paul. Erst jüngst gab es einen Seniorenmittag, in dem die Montessori-​Pädagogik des Kindergartens Thema war: „Sage mir, und ich vergesse, zeige mir, und ich erinnere, lass es mich tun und ich verstehe“, verbunden mit einer Vorstellung der Materialien und ihrer Nutzung. Der Kindergarten ist fest verwachsen mit der Gemeinde St. Peter und Paul, arbeitet am Patrozinium mit, am Lichterfest, an Stadtteilfesten, immer wieder an Gottesdiensten. Er ist präsent auf dem Hardt.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2835 Aufrufe
739 Wörter
3579 Tage 14 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3579 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2014/7/14/zukunftsfrage-auf-dem-hardt-kindergarten-st-peter-und-paul-in-finanznoeten/