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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Samuel Koch im Forum Schönblick

Die Freundschaft zweier ganz unterschiedlicher Menschen und ein Schicksalsschlag des einen machten diesen Abend überhaupt nur möglich: Samuel Koch, der seit einem Unfall 2010 bei „Wetten dass“ bei einem Sprung über ein fahrendes Auto vom Hals ab abwärts gelähmt ist, las Passagen aus seinem Buch „Zwei Leben“.

Mittwoch, 13. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 44 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (sf). Beim Smalltalk mit dem Songwriter Samuel Harfst nahm der Abend seinen Lauf. Was die beiden verbindet, sind ihre außergewöhnlichen Lebensgeschichten und die Verknüpfung ihrer Themen zu einem größeren Ganzen. Im Gespräch entstanden Einblicke in ganz typische Szenen des Lebens, wie Sport, Familie, Ausbildung, Lebensplanung, Träume, Ziele und alles, was gerade ist. Schnell wurde klar, dass das Leben eigentlich nie wirklich planbar ist, sondern eine Übung in Geduld und des Annehmen dessen ist, was es uns bringt. Der Glaube an einen göttlichen Plan wurde ebenso spürbar, wie die Hoffnung, die uns durch viele Situationen im Leben trägt. Kamen die Gespräche insgesamt ein wenig improvisiert daher, so waren sie vielleicht auch gerade deswegen so authentisch und glaubhaft und hinterließen tiefen Eindruck bei den Zuhörern.
Wenn Samuel Koch über die Zeit vor seinem Unfall und dem langwierigen Genesungsprozess in Klinik und Reha bis heute erzählt, klingt keine Bitterkeit aus seinen Worten. Die Augen leuchten, die positive Ausstrahlung gibt Kraft und seine geduldige Haltung gegenüber dem, was ist, macht Mut.
Von einem Schatz spricht er, der für jeden dort ist, wo sein Herz hängt und dass es darum gehe, zu erkennen, wo der eigene Schatz liegt. Auch wenn er als extrem beweglicher und sportlicher junger Mensch, der immer die Herausforderungen suchte und immer an seine Grenzen gegangen ist, dachte, sein Schatz liege in seinem Körper, mit dem er Erstaunliches leistete und damit etwas in der Welt bewegen wollte, so denkt er heute immer einmal wieder, ob seine Genesung vielleicht doch nicht das Wichtigste in seinem Leben ist. Ob sein „Schatz“ woanders liege, oder ihm eine andere Rolle im göttlichen Plan zugedacht sei, waren die Fragen, die ihn heute bewegen.
Und auch wenn es ihm schwerfällt und er von der Hoffnung lebt, vollständig zu genesen, so kann er sich heute freuen an den kleinen Dingen des Lebens, an den kleinsten Fortschritten seines Körpers und an den Freundschaften und Begegnungen mit den Menschen, denen er so viel Mut macht auf ihrem eigenen Weg. Er möchte, so seine Worte, keine Lebensweisheiten zum Besten geben, sondern vielmehr Lebensfragen aufdecken, die er mit Geduld und einer positiven Lebenseinstellung angeht. Wenn man ihm so zuhört, scheinen eigene Lebensproblematiken einfach und lösbar zu sein.
Vergleiche mit anderen haben immer zwei Seiten, manchmal trösten sie über das eigene Schicksal hinweg, manchmal lassen sie einen aber auch zaudern bei dem, was ist. Er wolle keine Vergleiche ziehen, sagte Samuel Koch, oft genüge es schon, die Blickrichtung zu wechseln. Und das war es , was an diesem Abend geschah, nicht das Leid und die Sorgen waren es, auf die der Blick gerichtet war, sondern das Schöne und Positive, das Gute – und das große Geschenk des Glaubens. Das Glück, sehen, riechen, fühlen, denken, lieben zu können, war Samuel bei dieser Aussage an seinem strahlenden Lächeln anzusehen.
Passend zu diesen Aussagen war der Abend immer wieder durchzogen von den einfühlsamen Songs von Samuel Harfst und seiner fünfköpfigen Band. Was diese darboten, war Musik mit Charakter mit leisen Tönen, die ohne Umweg direkt in die Herzen der Zuhörer wanderten, die berührten und auch aufwühlten. Die kreativen und tiefsinnigen Texte befassten sich auch hier häufig mit der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Lebensweg. Von Sicherheiten aufgeben und sich auf die Reise in eine ungewisse Zukunft begeben wurde gesungen, vom Umkehren und auch mal einen Schritt zurückgehen, von Liebe, Freundschaft und all dem, was das Leben lebenswert macht.
Ein Erlebnis zweier Lebensgeschichten war es, die sich harmonisch zu einem Ganzen zusammenfügen. Beeindruckend war auch die Stimmung unter den rund 350 zum Teil ganz jungen Teilnehmern des Schönblick „Summer Camps“, die nachdenklich und gestärkt sicher noch lange an diesen Abend im Forum zurückdenken werden.

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