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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Prototechnik beim Seifenkisten-​Rennen am Start

Als die Männer der US-​Army nach dem Krieg die Gmünder Seifenkistenrennen unterstützten, ging’s auch darum, Technikbegeisterung zu wecken. Prototechnik-​Ausbildungsleiter Thomas Brenner vermittelt genau das, wenn er erzählt, wie sich seine Azubis ins Zeug legen, einen Pokal mit nach Hause zu bringen.

Donnerstag, 14. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 52 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Für bloße „Bastelstunden“, so Stefan Schmidt, in der Eberspächer-​Gruppe Leiter der Prototechnik, würde es nie ein eigenes Budget und schon gar nicht so viel wertvolle Ausbildungszeit geben. Prototechnik ist Kompetenzzentrum für Hochleistungsanwendungen und Leichtbau; nichts ist wichtiger als die Entwicklung. Der Begriff „Manufaktur“ wurde mal benutzt, um die eigentliche Stärke des Unternehmens aufzuzeigen – Handwerkskunst, die mit industriellen Prozessen einhergeht. Ausgebildet werden Fachkräfte, die im Grunde ihres Herzens Tüftler sind, keine Lehrbuch-​Experten. Wenn man dann noch weiß, dass die Leichtbaukompetenz des Unternehmens gerade im Rennsport gefragt ist, von Porsche, Audi, BMW, VW und anderen, ist die Frage, warum Prototechnik mitmacht bei den Gmünder Seifenkistenrennen nicht die Allerschlaueste.
Thomas Brenner gibt den manuellen Fertigkeiten, die beim Seifenkistenbau gebraucht werden – Feilen, Bohren, Sägen – den gleichen Stellenwert wie den mechanischen dem Drehen oder Fräsen. Alles wird gebraucht. Von Seifenkisten habe man beim ersten Versuch, 2006, gar keine Ahnung gehabt und eigentlich einen der zur Verfügung gestellten Bausätze nutzen wollen. Der war aber nun gar nicht, wie sich die angehenden Herzblut-​Tüftler das vorstellten, und so wurde doch etwas ganz eigenes gebaut – ein Formel-​1-​Nachbau, Hommage an BWM, auch, weil’s die Prototechnikfarben sind. Das gab einen vierten Platz und eine Messlatte für künftige Auszubildende. Das zweite Kistle wurde als Pappmodell entwickelt: Entstanden ist dann der aus dem 24-​Stunden-​Rennen in Le Mans bekannte silberne Audi R10 als Miniatur.
Anzumerken ist, dass das reguläre, sehr umfassende Ausbildungsprogramm ja weitergeht. „Seifenkistenrennen“, lacht Brenner, „ist wie Weihnachten: Es kommt immer wieder ganz überraschend“.
2010 gab’s keinen Start, aber da hat was gefehlt. 2012 wurde dann der schwarze Superrenner Blackbeast gebaut, der mit seinem Elektromotorle das Bergauf-​Rennen spielend gewann. Der Audi R10 damals entstand vor allem zur Freude des Publikums, silberfarbene Prunkkutsche mit Fahrradreifen, Meisterstück des Karosseriebaus, zum Sterben schön – und entsprechend langsam. Die Seifenkiste 2014 wiegt etwa ein Zehntel der Silberkarosse und zeigt die eigentliche Kompetenz des Prototechnikteams Stefanie Boßler, Marco Abele und Andreas Fast: Nichts als Rahmenkonstruktion, Fahrwerk, gefederte Achsaufhängung und Seitenleisten. Weniger geht nicht. Das Ding wiegt knapp über zehn Kilo und hat am Sonntag garantiert gute Chancen. Gefahren wird es von den neuen Azubis Manuel Hamscher und Lucas Birker. Entwicklungsleiter Ottmar Herkommer feuert sie an. Alle miteinander werden denselben Heidenspaß haben, den dieses Kultereignis am Straßdorfer Berg großen und kleinen Rennsportler seit eh und je schenkt. Und sie werden, wie alle anderen an diesem Tag, die allerbesten Botschafter sein, den die Technikberufe sich wünschen können.

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