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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Verkauft die ZF AG ihren 50-​Prozent-​Anteil an der Gmünder ZFLS?

Glaubt man dem „Handelsblatt“, dann will die sich die ZF Friedrichshafen AG von ihren Anteilen an der Gmünder Konzerntochter ZF Lenksysteme trennen. Der Verkauf an den anderen ZFLS-​Partner Bosch hänge mit dem beabsichtigten Kauf von TRW durch die ZF zusammen, schreibt das Blatt.

Mittwoch, 06. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 57 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (ml). Seit dem Tag, an dem die Pläne der ZF AG öffentlich wurden, den US-​Autozulieferer TRW zu übernehmen, verstummt in Schwäbisch Gmünd das Gemurmel nicht mehr. Denn jedem Insider sind die Verwicklungen klar, die dieses Geschäft mit sich brächte. Bislang haben ZF und Bosch, die beiden Konzernmütter der ZFLS, in ihrem Produktsegment nur überschaubare Überschneidungen. Sollte TRW zu ZF kommen, änderte sich das radikal: Beide wären auf vielen Märkten mit einem Schlag heftige Konkurrenten. Das würde ohne Zweifel die benötigte vertrauensvolle Zusammenarbeit im ZFLS-​Aufsichtsrat – die gut unterrichteten Quellen zufolge ohnehin seit Monaten nicht mehr ganz reibungslos funktioniere – schwer belasten. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Der ZF-​Anteil an der ZFLS könnte den gesamten TRW-​Ankauf scheitern lassen. Denn TRW produziert selbst Lenkungen für Kraftfahrzeuge, ist einer der großen Wettbewerber der ZFLS. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass das Kartellamt eine marktbeherrschende Stellung ausmachen könnte, wenn die TRW-​Lenkungen und die Hälfte der ZFLS in einer Hand vereinigt wären. Und es gibt ein weiteres Argument, das für einen Verkauf der ZFLS-​Anteile an Bosch spricht: Börsenkenner gehen laut Handelsblatt aktuell von einem Kaufpreis von rund 105 Dollar je TRW-​Aktie aus. Das ergäbe für die ZF AG einen Kaufpreis von umgerechnet fast neun Milliarden Euro und entspräche dem 7,5-fachen des für 2014 geschätzten operativen Gewinns von TRW. Für eine solche Übernahme käme es den Friedrichshafenern sicher gelegen, mit dem Erlös ihrer ZFLS-​Anteile die Kriegskasse auffüllen zu können. Was ganz sicher gegen eine komplette Übernahme der ZFLS durch die Robert Bosch GmbH spräche – wenn es denn eine Rolle spielen würde – ist die Stimmung der ZFLS-​Beschäftigten. Nicht nur diejenigen, die teils schon lange vor der Gründung des Joint Ventures Anfang 1999 im Unternehmen waren, sehen sich noch heute im Grunde ihres Herzens als „ZF-​ler“. In diesem Sinne äußerte sich auch der ZFLS-​Betriebsratsvorsitzende Harald Brenner in der jüngsten Betriebsversammlung, in der die möglichen Folgen des ZF-​TRW-​Geschäfts einen breiten Raum einnahmen. Befürchtet wird, dass man in der großen Robert Bosch GmbH nur ein kleines Rädchen wäre. Was vielleicht etwas zu viel Bescheidenheit ist: Immerhin schaffte die ZFLS im vergangenen Jahr rund neun Prozent des Umsatzes von Bosch mit lediglich vier Prozent der Mitarbeiter. Ein attraktiver Partner mithin. Und angesichts dieser Attraktivität könnte es für die ZFLS-​Beschäftigten durchaus schlechtere Lösungen geben, als der komplette Umzug unters Bosch-​Dach: Im Gegensatz zu „Heuschrecken“, die an ihren Investments außer einem möglichst hohen Gewinn wenig interessiert, gilt das Stiftungsunternehmen Bosch als hervorragender Arbeitgeber und wurde 2012 zum familienfreundlichsten Unternehmen Deutschlands gekürt. Übrigens: „Sprecher von TRW, Bosch und ZF Friedrichshafen nahmen zu den Angaben nicht Stellung“, schreibt das Handelsblatt.

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