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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Erinnerung an Gmünds Sommermärchen: Neujahrsempfang 2015 – Schulterschluss zwischen Stadtverband Musik und Gesang und der Stadt

Mit ganz viel zu Musik gemachter Wehmut und den schönsten Bildern der Gartenschau, mit einem neuen Gmünd-​Lied, Sandkunstgeschichten und einem Geburtstagsständchen der etwas anderern Art war der Empfang des Stadtverbands Musik und Gesang und der Stadt am Sonntag Abend wieder alles, nur nicht langweilig. Nicht „am Ende eines netten Festes“ sieht OB Arnold Gmünd, sondern „mittendrin in einer der spannendsten Entwicklungen unserer Stadt“.

Sonntag, 11. Januar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Nachdem Rudolf Böhmler, der als Festredner angekündigt war, als scheidendes Vorstandsmitglied der Bundesbank aus Termingründen abgesagt hatte, kam der Ansprache Arnolds als der einzigen des Abends noch mehr Bedeutung zu. Er sei als Oberbürgermeist er angetreten, das Engagement und die Ideen der Bürgerinnen und Bürger aufzugreifen und so Gmünds Potentiale zu fördern. Dabei werde man auch auf kritische Stimmen hören, Verweigerung allerdings verbaue Chancen. Lächelnd und für Lacher sorgend: „Ich bleibe offen für neue Ideen und unkonventionelle Vorschläge. Selbst wenn es um die Pfitzerkreuzung geht.“ Klare Aussage auch: „Mit mir und mit unserem Team bleibt die Remstal-​Lokomotive Gmünd nicht auf halber Strecke stehen“; August Ströbele hatte im Foyer ein Modell für 2019 aufgebaut.
Arnold machte Lust auf das neue Jahr 2015, auf Barockwoche, Gmünder Art, Garten-​, Gold– und Gsälzmarkt und anderes mehr. Breiten Raum nahm seine Stellungnahme zu den Anschlägen in Paris ein – es dürfe den Terroristen nicht gelingen, Keile zwischen Kulturen zu treiben, Gräben zwischen Menschen zu ziehen: „Wenn wir dafür sorgen, dass uns der andere in der Stadt nicht fremd bleibt, haben Fanatiker und Terroristen, Kriegstreiber und Angstmacher keine Chance.“
Für den Ersten Bürgermeister Joachim Bläse ging er auf die Chance ein, mit der Hospitalstiftung aus dem 13. Jahrhundert die Bürgersinn-​Tradition der Stadt aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Baubürgermeister Julius Mihms wurde mit der Forderung zitiert, aus den „Unorten“ einer Stadt „Lebens-​Orte“ zu machen, Gmünd als lebendigen Organismus und Raum für Begegnung zu verstehen. Der Vorschlag der „tausend Balkone für die Innenstadt“ ziele in die richtige Richtung – „auf wenn’s da dem Denkmalschutz schlecht wird“. Ganz wichtig war Arnold der Dank an die Kolleginnen und Kollegen: Was in den vergangene Jahren geleistet wurde, sei außergewöhnlich. Ohne ein so überdurchschnittlich motiviertes und engagiertes Team seien auch die Bürgermeister „ein vielleicht kreatives, letztlich aber recht armseliges Solisten-​Terzettle“.
Die beste Bigband der Stadt? Keine Frage. Darin waren sich alle einig: Die All Stars School Bigband, eigens für diesen Neujahrsempfang gegründet aber hoffentlich nicht zum letzten Mal zu hören. Die Schwörhausbigband unter der Leitung Stefan Spielmannleitners und die Bigbands des HBG (Jens Ellinger) und des Scheffold-​Gymnasiums (Anton Breinich) sowie des Parler und des LGH zeigten, wie Kooperation auch in großem Stil gelingen kann – mit Disziplin, Probenarbeit und nicht zuletzt mit der Freude am Spiel. Die drei Dirigenten sprachen über die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler auszubilden und sie dann, nicht selten mit weinendem Auge, wieder ziehen zu lassen. Jens Ellinger zeigte mit seiner Schilderung eines Überraschungsständchens im Knörzerhaus, wie viel Gutes aus der Jugendarbeit erwachsen kann. Anton Breinich meinte lapidar, das dem Scheffold-​Gymnasium von Jazzer Dieter Worm hinterlassene Potential habe man einfach nutzen müssen, auch für Funk, Swing und klassische Rockmusik. Die Bigband wurde bei „Soul Vaccination“ und Celebration von Kool & The Gang von der stimmgewaltigen Petla Akum aus Kamerun begleitet, die immer wieder als „Aushängeschild der Stadt“ präsentiert wird.
„Ich wusste gar nicht, dass wir so etwas haben“ – war mehrfach zu hören, als das Gitarren– und Mandolinenorchester unter der Leitung von Veronika Protzer und Ulrich Eckhard die kleine Suite in G-​Dur von Konrad Wölki spielte, das irische Volkslied „Down by the Sally’s Garden“ und anderes mehr, allesamt von filigraner Schönheit. Zu dieser Musik ließ Chris Kaiser den Sand fließen: 2009 war der Sandkünstler beim Schattenfestival erstmals in Gmünd aufgetreten, und jetzt ist er mit seinem Verein Sandtogether längst schon daheim hier in der Stadt. Zu Gitarren– und Mandolinen-​Begleitung zeichnete er eine an die Toskana erinnernde Landschaft mit schlanken Pappeln und Lautenspieler, dann Rokoko– und Barocktändeleien und eine aus üppigem Pflanzenwuchs erwachsende Gamundia.
Höhepunkt des Neujahrsempfangs waren sicherlich Mick Baumeisters Improvisationen zu Gartenschau-​Fotos. Baumeister, dessen Filmmusik national und international gesucht ist, zog alle Register und schenkte den Gästen glänzende Augen und sicherlich so manchen Kloß im Hals: Schön war’s, das Gmünder Sommermärchen. Fotos von Mario Klaiber, Susi Karl, Walter Laible und der Stadtverwaltung, arrangiert von Horst Linke, erinnerten an die „Glücksmomente“.
Zwei Formationen, die 2015 Jubiläum feiern, beschlossen den musikalischen Reigen: die Kolpingkapelle unter der Leitung von Udo Penz und der Musikverein Straßdorf, geleitet von Martin Pabst. Robert Payer und Ludmilla Stellenhofsky – beide anwesend und mit großem Applaus bedacht – hatten ein neues Gmünd-​Lied komponiert und geschrieben, „Bei uns in Schwäbisch Gmünd“, das Katrin Beiermeister und Reinhold Mori sangen.
Ramona Kunz, Vorsitzende des Stadtverbands Musik und Gesang, sah aus wie ein Schmuckstück und glänzte auch sonst bei herzlichen Worten der Begrüßung und des Dankes. Sie freute sich vor allem, dass es im Frühjahr wieder eine Remsbühne im Remspark geben wird, somit ein langgehegter Wunsch des Verbands in Erfüllung geht. Serenadenabende, Sommernachtskonzerte, Theater, Open Air-​Kino – so vieles soll dort möglich sein, durchaus auch in Verbindung mit dem Stadtverband Sport, dessen Vorsitzender Michael Svoboda zustimmend nickte. Eine ihrer schönsten Aufgaben gestern war es, dem Oberbürgermeister zum Geburtstag zu gratulieren – der ganze Saal sang dazu, größtenteils sogar stehend.
OB Arnold nutzte die Gelegenheit, deutlich zu machen, dass es die vielen motivierten und engagierten Menschen seien, die die Stadt auszeichneten. Später in den Gesprächen im Foyer wurde immer wieder deutlich, dass er den offenen Charakter der Stadt, eine interessiert-​liberale und tolerante Grundhaltung als Nährboden sieht auch für das hochwertige Kulturangebot, von dem dieser Abend zeugte. Den als Ehrengästen begrüßten Ehrenamtlichen der Stadt galt sein Dank, aber auch all denjenigen, die sich „das ganze Jahr über im Stillen und ohne großes Aufsehen für andere einsetzen“, die im Hintergrund dafür sorgten, dass die Stadtgemeinschaft lebe und weitergetragen werde. So werde etwa ohne Aufsehen und ohne Aufforderung der Remsstrand sauber gehalten, in Bargau und Bettringen würden Blumenkästen bepflanzt, im Honiggässle und im Türlensteg Rosen gesetzt. Solcher Einsatz sorge dafür, dass eine Stadt funktioniere. OB Arnolds Neujahrs-​Wunsch: „Dass sich jeder von uns in diesem Jahr verantwortungsvoll einem Menschen widmet“, einem Kollegen, dem die Kündigung drohe, einem Flüchtling, oder auch dem Paar in der Oderstraße, das beim Brand kurz vor Heiligabend all seine Habe verloren hat. „Wir müssen aufeinander zugehen; dann wird es 2015 wieder ein Gmünder Märchen geben.“

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