Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Ostalb

Die älteste Gemeindepartnerschaft des Altkreises Gmünd zwischen Waldstetten und Malzéville wurde 50 Jahre alt

„Unser Leben sei ein Fest — Notre vie soit une fête“, wie könnte man besser eine praktisch gelebte, Grenzen überschreitende und verbindende Freundschaft und Partnerschaft beschreiben? Waldstetten und Malzéville feierten am Wochenende gut gelaunt „Goldene Hochzeit“.

Montag, 27. April 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 54 Sekunden Lesedauer


Von Alfred Pradel
WALDSTETTEN. Die Stuifengemeinde als Mekka der strahlenden Gesichter. Am Wochenende traf diese Aussage auf ganz Waldstetten zu, denn die älteste Partnerschaft zwischen einer Gemeinde des damaligen Altkreises Gmünd und einer französischen Kommune feierte, ihren 50. Geburtstag. Viele Ehrengäste, frühere Bürgermeister, Pfarrer und Gemeinderäte, die amtierenden Würdenträger, Staatssekretär Christian Lange MdB, Landrat Klaus Pavel und große Delegationen aus Malzéville und Frankenblick, der früheren Partnergemeinde Mengersgereuth-​Hämmern, feierten „Goldene Hochzeit“. Viele der Festredner hoben auf dieses Attribut des besonderen Jubiläums ab. Treue wie in einer langjährigen Ehe verbindet die beiden Gemeinden, aus deren Mitte sich noch Vorfahren vor 70 und mehr Jahren erbittert bekämpft haben, sogenannte Erbfeinde waren.
„Ein wunderbarer Traum geht für mich heute in Erfüllung, wir feiern heute das erste Partnerschaftswochenende mit Freunden aus Malzéville und Frankenblick. Anlass ist das 50-​jährige Partnerschaftsjubiläum mit der Stadt Malzéville“, so Bürgermeister Michael Rembold in seiner Festrede. Er bezeichnete es als schönstes Geschenk für Waldstetten, gemeinsam mit lieb gewonnenen Freunden feiern zu können, von denen man lernen kann und die sich gegenseitig bereichern. Er ließ die Geschichte der Partnerschaft mit Malzéville, aber auch mit der heutigen Gemeinde Frankenblick, früher Mengersgereuth-​Hämmern, Revue passieren. Nur eine gemeinsame Partnerschaft sei der Garant für ein geeintes, friedvolles und stabiles Europa, so das Waldstetter Gemeindeoberhaupt. Er dankte seinen Vorgängern Otto Keicher, dessen Kinder am Festwochenende anwesend waren, sowie Ehrenbürger Rainer Barth. „Es ist besser, eine Familie zu haben, als auf sich alleine gestellt zu sein. Europa ist eine Familie, Malzéville, Frankenblick und Waldstetten sind eine Familie mit einer guten Zukunftsperspektive.“
Diese Ansicht vertraten auch Malzévilles Bürgermeister Bertrand Kling und sein Kollege aus Frankenblick, Jürgen Köpper. Bertrand Kling betonte den Glauben an ein starkes Europa, man müsse gemeinsam den Europaskeptikern entgegentreten, die 50-​jährige Partnerschaft zwischen den Gemeinden sei ein starkes Signal an die Verständigung zwischen Menschen beider Ländern. In Anlehnung an Kennedy’s berühmtes Berliner Zitat bekannte Bertrand Kling: „Ich bin ein Waldstetter.“
Jürgen Köpper erinnerte als Bürgermeister einer thüringischen Gemeinde an erste zarte Bande zwischen den evangelischen Kirchengemeinden, die im Verborgenen verliefen, um die Staatssicherheit nicht auf sich aufmerksam zu machen. Getrennt durch die deutsch-​deutsche Demarkationlinie, die nur wenige Kilometer von Mengersgereuth-​Hämmern entfernt verlief, blieben die partnerschaftlichen Bande bis zum Fall der Mauer nichtöffentlich. Jürgen Köpper zeigte sich dankbar über eine fruchtbare und arbeitsreiche Gemeindepartnerschaft zum Wohle aller drei Gemeinden. Waldstetten und Malzéville gratulierte er zum 50-​jährigen Jubiläum einer schönen Partnerschaft. Und Altbürgermeister Rainer Barth bekam am Samstag gleich einen Arbeitsauftrag, Frankenblick möchte ein Heimatmuseum in der erfolgreichen Art Waldstettens einrichten und wer könnte da besser mit Rat und Tat zur Seite stehen, als der Waldstetter Ehrenbürger.
Landrat Klaus Pavel nahm das Bekenntnis von Bertrand Kling mit einem Schmunzeln auf. Er rechnete vor, dass Waldstetten 7200 Einwohner habe, Malzéville, von diesem Abend an bekennende Waldstetter, hat 8000 Einwohner, was insgesamt 15 200 Einwohner ergibt. Somit kann Waldstetten mit erheblichen Mehreinnahmen rechnen. Aber im Ernst, das Kreisoberhaupt lobte den sichtbaren Zusammenhalt, die Partnerschaft der Gemeinden in einer in Jahrzehnten gewachsenen Gemeinschaft. „Die Menschen aus Malzéville und Waldstetten sind die wahren Baumeister für das Zusammenwachsen von Europa. Sie sind die Friedensstifter Europas.“
Mit der Europahymne „Freude schöner Götterfunken“ aus Beethovens 9. Symphonie, den Nationalhymnen Frankreichs und Deutschlands leitete das Bläserensemble des Musikvereins Waldstetten zur feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden zum goldenen Jubiläum über. Danach folgte die pure Lebensfreude, ausgedrückt in den Vorführungen der „Les Neugeottes“ und den jungen Tänzerinnen von „Masc danse“ aus Malzéville und dem Kirmes– und Trachtenverein Mengersgereuth-​Hämmern. Auch hier pflegen junge Menschen Traditionen und die Zukunft der Partnerschaft zwischen den drei Gemeinden.
Den Sonntag läutete ein Festgottesdienst in der St.-Laurentius-Kirche ein. „Ich bin dein guter Hirt’“, so das Motto in der Lesung, der Predigt und den Fürbitten, auf französisch vorgetragen von Serena Hedrich, Line Abele und Ruben Hönle von der Franz-​von-​Assisi-​Schule. Gänsehaut dann bei Händels „Halleluja“, gemeinsam gesungen von den Kirchenchören der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Eine stimmungsvolle Matinee des Musikvereins mit Alena Fischer als Vokal-​Solistin, ausgelassene Stimmung und eine spürbare Wehmut des Abschiednehmens beschloss ein denkwürdiges Festwochenende.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2682 Aufrufe
697 Wörter
3309 Tage 18 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3309 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2015/4/27/die-aelteste-gemeindepartnerschaft-des-altkreises-gmuend-zwischen-waldstetten-und-malzeville-wurde-50-jahre-alt/