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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

WeltCafé statt Festung Europa — zur Eröffnung sprach Andreas Benk über den „Dritten Weltkrieg“

Eine starke Allianz aus Kirchengemeinde und Flüchtlingshilfe eröffnete am Freitag im Franziskaner das WeltCafé.

Freitag, 24. Juli 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Mit gutem Willen ist es nicht getan: Das WeltCafe braucht Strukturen. Die Einsatzleitung der Ehrenamtlichen hat deshalb Marcela Bolsinger übernommen, die aus ihrer Zeit als Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Hardt Erfahrung mitbringt, Kompetenz, nicht zuletzt Kontakte: Es ist eine Freude zu sehen, wie sie von Kindern angesprungen und umarmt wird, die sie bereits im Säuglingsalter auf dem Arm hatte. Mittlerweile ist Marcela Bolsinger für den Neustart der Sozialarbeit am Aalener Rötenberg zuständig; dem Gmünder Projekt aber schenkt sie ihre Freizeit. An ihrer Seite findet sich die Kirchengemeinde St. Franziskus, die gestern ein starkes Bild der Solidarität abgab, natürlich die Mitglieder des AK Asyl, aber auch Vertreterinnen und Vertreter aus vielen anderen Vereinen und Institutionen – vom Arbeitskreis „Eine Welt“ bis zum Gemeinderat, von den Schulen bis zur Nachbarschaft. Der Hausherr, Pfarrer Kloker, hieß die Gäste willkommen unter seinem Dach. Nach Dr. Helmut Zehender vom Arbeitskreis Asyl sprach auch Marcela Bolsinger von den Hoffnungen, die mit diesem alle zwei Wochen stattfinden Treffen verbundenen sind. Es wurde gelacht, Kuchen genossen. Kinder freuten sich an Luftballons und an der Möglichkeit, mit einem afghanischen Drachenbauer Flugdrachen zu bauen. Die mit Deutschen, Mazedoniern, Iranern, Türken, Südkoreanern und Westafrikanern besetzte Gruppe Süschiant spielte. So gar keinen Wohlfühlcharakter hatte dann der Vortrag von Prof. Dr. Andreas Benk – seine Betrachtungen zum Dritten Weltkrieg, der in seinen Augen bereits begonnen hat, setzten da an, wo’s wehtut. Gleich zweimal zitierte er Papst Franziskus, der die Weltsituation nicht aus deutscher, sondern aus globaler Perspektive sehe und Dinge sage wie „Dieses System ist nicht mehr zu ertragen.“ Prof. Benk zufolge tobt ein Wirtschaftskrieg, der einen Großteil der Menschheit ausbeute und systematisch Opfer fordere – und von dem die meisten Deutschen profitierten: „Die Welt brennt.“ Festung Europa als Gefängnis von Mitgefühl und Mitmenschlichkeit „Dritter Weltkrieg“ klinge nur überzogen, weil es hier friedlich scheine, als sei die Welt in Ordnung: „Der Schein trügt, und wir wissenen es. Vielleicht werden unsere Kinder uns einmal verständnislos fragen, ob wir es nicht gewusst haben.“ Das angeblich christliche Abendland ist Andreas Benk zufolge herzlose Festung: „Wir halten uns das Elend vom Leib.“ Nur ein paar Flüchtlinge genehmige man sich, und weil der Mitmenschlichkeit nicht vertraut werde, heiße es, die jungen Leute zahlten Renten und hielten die Wirtschaft in Schwung: „Der Rest mag draußen bleiben.“ Es seien keine Unfälle und keine Einzelfälle, sie sich an den europäischen Grenzen und an vielen Sammellagern ereigneten: „Das Ganze hat System und das System ist unerträglich.“ Wer nicht die Augen verschließe, könne vielleicht seinen Besitz und seine private Behaglichkeit verteidigen, aber nicht mehr froh werden. Der Theologe predigte „konsequenten Widerstand gegen ein globales Apartheidssystem, das mit teils perfiden, teils brutalen Methoden die Welt separiert“ – und er zeigte nach den Regeln des Soziologen Harald Welzer auf, wie dieser Wiederstand gewaltfrei gelebt werden kann. Die RZ berichtet

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