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Verlorene Kinder als Lebenswerk: Pater Bala nutzt seine Ferienvertretung in der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald auch, um Dank zu sagen

Wenn er 30 von hundert Kindern, die er in den Straßen Hyderabads aufliest, retten kann, ist das gut. Jedes einzelne dieser Kinder wäre all den Aufwand wert, findet Pater Bala, der den Sommer wieder in der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald verbringt und mit der RZ über seine Arbeit in Indien sprach.

Samstag, 08. August 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer


SPRAITBACH. Pater Bala, der eigentlich Dr. Balaswamy Madanu heißt, ist es nicht gewohnt, alleine zu essen. Er lebt für und mit Gemeinschaft. Wenn er, wie jedes Jahr im Sommer, als Ferienvertretung für die Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald nach Spraitbach kommt, genießt er es, dass ihn eine befreundete Familie in Vorderlintal an ihrem Mittagstisch willkommen heißt: Alleine essen im Pfarrhaus – das wäre nichts für ihn; da können Spätzle und Leberkäs noch so gut sein. Essen ist generell nicht sein Thema. Menschen mag er, das wird deutlich in allem, was er sagt und tut. Menschen haben ihm in den vergangenen acht Jahren Spraitbach, Durlangen, Zimmerbach und Tanau zur „zweiten Heimat“ gemacht. Ohne seine Liebe zu Menschen, könnte er ein ungleich leichteres Leben führen. So aber kümmert er sich um die vielen Straßenkinder in Hyderabad, ungeachtet ihrer Kaste, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer Geschichte. Ganz zu Beginn seines Lebenswerks hat Pfarrer Bala 20 Kinder in einer Wohnung untergebracht – da lebten Kinder in Not auf der Straße, und er begann, ihnen zu helfen, natürlich mit dem Wissen der Polizei und des CWC, eines mit Kindeswohl betrauten Ausschusses seiner Stadt. Später wurde eine leerstehende alte Schule angemietet, die als „Übergangshaus“ dient und die derzeit durch einen Neubau ersetzt wird.
Wettlauf mit den Mafiafamilien –
für die Kinder geht’s um alles
Die Stadt im Süden Indiens, hat den Ruf, gut zu sein zu Bettlern. Vielleicht kommen deshalb so viele Ausreißer hier an. Es gibt diese Freundlichkeit tatsächlich. Es gibt aber auch Mafiafamilien, die sich diese Kinder krallen, sie für Diebstahl, Bettelei oder Prostitution ausbilden. Die Kinder sind verdreckt, vielfach krank, seit frühester Kindheit mit Gewalt vertraut, völlig ungeschützt Misshandlung und Missbrauch ausgesetzt. Eigentlich müssten sie unendlich glücklich sein, bereits am Busbahnhof von Pater Bala und seinen Mitstreitern abgefangen und ins Übergangshaus gebracht zu werden. Die ersten Tage ist dem ja auch so. Bis die Erinnerung an Hunger, Krankheit und Dreck verblasst und das Pallottiner-​Haus im Vergleich zur „Straße“ wie ein Gefängnis wirkt. Dann lockt die Straße. Vom Erbettelten oder Geklauten etwas zu schnüffeln organisieren oder billigen Fusel, gar einen Kinoeintritt finanzieren, das ist für den Großteil der Neuzugänge allzu verlockend. Vom ersten Tag an gibt es deshalb gute Gespräche. Motivation. Das Aufzeigen von Wegen in eine bessere Zukunft, überhaupt in eine Zukunft. Straßenkinder werden nicht alt.
Die RZ berichtet in ihrer Samstagsausgabe über Pater Balas Arbeit in Indien und über seine Info– und Begegnungsabende.
Spraitbach: Samstag, 8. August, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum; Zimmerbach: Mittwoch, 12. August, um 19.15 Uhr im Gemeindezentrum bei der katholischen Kirche. Schlechtbach: Freitag, 14. August, im Dorfhaus.

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