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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

E-​Scooter, Fahrradfahrer und Schmiedgassen in Gmünd

In welcher Fußgängerzone in welcher deutschen Stadt muss man auf dem Gehweg gehen? Antwort: In der Vorderen Schmiedgasse in Schwäbisch Gmünd. Hier funktioniert leider nichts. Autofahrer nutzen die Straße gerne als Abkürzung – das „Durchfahrt verboten“-Schild ebenso ignorierend wie die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Damit befasst sich die Samstagsmarginalie der Rems-​Zeitung.

Sonntag, 10. April 2022
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 15 Sekunden Lesedauer

Busfahrer haben es in der schmalen Gasse naturgemäß eilig, wollen sie doch den eng getakteten Fahrplan einhalten. Und wenn sich sonst keiner an die Regeln hält, fragt sich der Radfahrer, warum er es tun sollte. Die letzten beißen dann die Hunde – die Fußgängerinnen und Fußgänger. Sie weichen lieber auf den Gehweg aus, wollen sie nicht angehupt werden – oder gar unter die Räder kommen. Wie die Brezelparkplätze da reinpassen? Sie stehen quasi am Ende der Liste von Pleiten, Pech und Pannen.

Wir erinnern uns. Das Rathaus hat die Schmiedgassen zum Experimentierfeld für eine lebenswerte Altstadt auserkoren. Das ist im vergangenen Sommer ziemlich gut angekommen. Die Menschen saßen gerne draußen. In den Strandkörben und vor den Cafés und Gasthäusern. Die Geschäftsleute waren zufrieden. Das ändert aber nichts am blamablen Verkehrskonzept. Es genügt einfach nicht, ein paar Schilder aufzustellen und ein paar Brezeln auf den Asphalt zu sprühen und die Straße und ihre Anwohner dann sich selbst zu überlassen.

In den Schmiedgassen muss verkehrlich nachgebessert werden. Wobei an vielen Stellen im Stadtgebiet Luft nach oben ist. Stichwort: Fahrradstraßen. Da wagt die Stadt mal was – und prompt gibt’s Widerstand. Allerdings ist man im Fall der Klarenbergstraße lange nicht so weit auseinander wie in den Schmiedgassen. Zentrale Frage: Soll man in einer bereits existierenden Tempo-​30-​Zone Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern auch noch Vorrang einräumen oder besser nicht? Das sollte sich im Dialog doch klären lassen.

Fahrradstraße? Das ist doch nur was für die Großstadt. Wer so denkt, dem sei gesagt: Stimmt zwar großteils. Aber es gibt inzwischen welche in Konstanz, Ravensburg und Fellbach. Und wenn man in Ellwangen darüber nachdenkt, darf man das in Schwäbisch Gmünd ganz gewiss auch. Zumal der Klimawandel vor Gmünd nicht Halt macht und das Fahrrad in der Stadt vielleicht das beste Verkehrsmittel überhaupt ist. In jedem Fall liegt Fahrradfahren im Trend. Und das wird sich so schnell nicht ändern.

Aber die Fahrradfahrer sind nun mal nicht das schwächste Glied in der Kette. Das sind die Fußgängerinnen und Fußgänger, an die zu wenig gedacht wird. Daran ändert auch der Fußverkehrs-​Check noch nichts, dessen Ergebnisse in dieser Woche vorgestellt worden sind. Die Mängelliste ist lang: schmale und zugeparkte Gehwege, fehlende Querungshilfen, schmale Mittelinseln und vieles mehr. Ja, es gibt viel zu tun. Packt es die Stadt auch an? Jein, möchte man bei nüchterner Betrachtung sagen. Es gibt zwar einige Konzepte und viele Ideen, aber es hapert an der Umsetzung.

Womit wir zurück wären am Ausgangspunkt. In der Vorderen Schmiedgasse, wo man eigentlich gar nicht mit dem Auto fahren darf und, wenn, dann nur mit maximal 7 km/​h. Und in der Hinteren Schmiedgasse, in der Tempo 20 gilt, an das sich auch keiner hält. Fazit: Ob man in Schwäbisch Gmünd E-​Scooter zum Leihen haben muss, ist schnell entschieden. Ob man in den Schmiedgassen weiter Autos und Busse fahren lassen will, ist eine ganz andere Nummer. Aber auch mit der Frage wird sich der Gemeinderat bald befassen müssen.

(Bernie Gunther)

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