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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zentralklinikum bei Essingen: Eine gute Wahl

Foto: tv

Der Verwaltungsrat der Kliniken Ostalb hat sich mit einem Zentralklinikum in Essingen für einen wegweisenden Vorschlag ausgesprochen. Vieles muss nun bedacht werden, damit es funktioniert. Ein Kommentar.

Montag, 26. Februar 2024
Thorsten Vaas
1 Minute 51 Sekunden Lesedauer

Seit sich der Ostalbkreis auf den Weg hin zu einer zukunftsfähigen Klinikstruktur gemacht hat, lebt der Prozess von teilweise hart geführten Debatten. Das Ringen um die beste Lösung mag anstrengend sein, doch es zeugt von einer funktionierenden Demokratie, die es erlaubt, auch unpopuläre Vorschläge einzubringen und zu überprüfen. Die Kombi-​Lösung aus Aalen gehört zu jenen Ideen, die in der Debatte durchaus ihre Daseinsberechtigung haben, am Ende jedoch dem Neubau eines Zentralklinikums auf der grünen Wiese bei Essingen unterlegen waren. Aus Aalener Sicht mag die Empfehlung des Verwaltungsrats nach einer Niederlage aussehen, in der Sache jedoch ist es richtig. Ein Zentralklinikum bei Essingen ist eine gute Wahl und die maßgeschneiderte Lösung für die medizinische Versorgung der kommenden Generationen. Damit dies funktioniert, braucht es allerdings mehr als ein Klinikum.
Gerade im Ostalbkreis, dem drittgrößten Flächenlandkreis Baden-​Württembergs, müssen Antworten auf die Herausforderungen gefunden werden, die mit den Klinikneubau einhergehen. Naheliegend sind Fragen nach den Liegenschaften. Was wird aus dem Ostalb-​Klinikum? Welche Rolle spielt das Stauferklinikum im künftigen Medizinkonzept auf der Ostalb?
Das Aus für die Kombi-​Lösung macht das Ostalb-​Klinikum zum Konversionsgebiet. Hier könnte Wohnraum entstehen, ein Quartier in wundervoller Lage nahe des Rohrwangs. Das Stauferklinikum dagegen bleibt ein wichtiger Teil der stationären Versorgung im einwohnerreichen Westen des Landkreises. Vorgesehen ist in Mutlangen neben der Geburtshilfe eine Notfallversorgung, deren Angebot definiert werden muss. Was braucht es, damit eine Basis-​Notfallversorgung funktioniert? Chirurgie? Innere Medizin? Radiologie? Schlaganfallzentrum? Herzkatheterlabor? Wie auch immer man diese Fragen einer guten Notfallversorgung beantwortet: Das Rettungswesen muss eine zentrale Rolle in diesen Überlegungen spielen.
Wenn die Klinik mit voll ausgestatteter Notaufnahme weiter in den Mittelpunkt des Ostalbkreises rückt, ist es besonders für Bürgerinnen und Bürger an den Rändern des Landkreises von zentraler Bedeutung, dass Rettungsdienst und Notarzt schnell am Ort des Geschehens sind. Weitere Rettungswachen und Notarztstandorte in ländlichen Gebieten könnten eine Lösung sein. Ebenso wichtig ist das gesellschaftliche Verständnis für Notfälle und die Erste Hilfe. Es wäre wünschenswert, wenn die Klinikreform im Ostalbkreis dazu führen würde, flächendeckend und nachhaltig Ersthelfer zu schulen – nicht, um ein Defizit in der Versorgung auszugleichen, sondern die Notfallversorgung als Ganzes auf ein neues Niveau zu heben, das sowohl staatlich, als auch bürgerschaftlich getragen wird.
Unabhängig davon sind auf jeden Fall neue ambulante Strukturen nötig. Gesundheitszentren zum Beispiel, die sich um all die Blessuren kümmern, die für den Hausarzt zu komplex, fürs Krankenhaus zu klein sind. Solche Zentren entlasten Kliniken. Auch das wird viel Geld, Mühen kosten und mutige Entscheidungen verlangen. Denn hinter einer guten stationären Versorgung der Zukunft steht immer eine starke ambulante Struktur.

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