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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Europawahl 2009: CDU verliert 7,75 Prozent, Liberale sind der große Gewinner

Es war – und ist – der anstrengendste aller Wahltage. Drei bis vier Stimmzettel, je nachdem, ob es Ortschaftsräte gibt, fanden die Wahlkommissionen gestern Abend in ihren Urnen vor. Von Manfred Laduch

Sonntag, 07. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS. Schwierig ist diese Wahl schon deshalb, weil für den Dienst in den Wahllokalen viele bewährte Kräfte ausfallen. Wer immer selbst für den Gemeinderat oder Kreistag kandidiert, darf keine solche Funktion wahrnehmen, um jegliche Manipulationsmöglichkeit zu verhindern. Die Wahlvorstände waren deshalb hauptsächlich mit Beschäftigten der jeweiligen Stadt– oder Gemeindeverwaltung besetzt.
Wegen der weitreichenden Bedeutung waren die Helfer verpflichtet, zuerst die Europawahl auszuzählen, und sie taten dies sehr professionell. Sogar die Stadt Schwäbisch Gmünd konnte das vorläufige Endergebnis bereits um 19.20 Uhr verkünden – was gegenüber der vergangenen Europawahl vom 13. Juni 2004 eine Verbesserung um fast eine Stunde darstellt.
Das Rennen im Ostalbkreis machte die Gemeinde Täferrot, die ihr Ergebnis beim Landratsamt um 18.35 Uhr abgab. Relativ lange waren dagegen die Teams in Bartholomä, Mögglingen und Schechingen zugange, deren Meldungen zwischen 19.53 und 20.02 Uhr eingingen.
Die Ergebnisse im Ostalbkreis spiegeln den Bundestrend eindeutig wider. Vor fünf Jahren hatte besonders die CDU von der damals negativen Stimmung gegen die rot-​grüne Bundesregierung profitiert und sowohl im Bund als auch im Landkreis ein „Traumergebnis“ eingefahren, wie es der CDU-​Kreisvorstand damals nannte.
Entsprechend wenig überraschend daher die Verluste für die Christdemokraten in diesem Jahr. Im Ostalbkreis verloren sie 7,75 Prozent der Stimmen und landeten noch bei 46,14 Prozent. Allerdings konnten die Sozialdemokraten davon nicht profitieren. Auch ihr Ergebnis, 2004 mit 19,7 Prozent nicht gerade üppig, ging nochmals zurück auf jetzt 18,51 Prozent.
Bei weitem nicht den Riesen-​Nutzen wie ihre Kollegen aus Stuttgart (siehe überregionaler Teil) vermochten die Bündnisgrünen im Ostalbkreis aus diesem Rückgang der Berliner Großkoalitionäre ziehen. Ihr Stimmenanteil stieg zwar von 10,45 auf 11,24 Prozent, kann damit aber nicht mit dem eigentlichen Sieger dieser Europawahl auf der Ostalb mithalten: Die Freien Demokraten konnten ihre Akzeptanz bei den Wählern mehr als verdoppeln. Statt 4,86 gab es diesmal satte 11,34 Prozent.
So gesehen mag sich tatsächlich die Frage stellen, inwieweit die Europawahl als „Denkzettel“ für die Regierenden in Berlin zu werten ist. Auch bundesweit sagen die Meinungsforscher den Liberalen ja derzeit deutlich gestiegene Chancen im Falle einer Bundestagswahl nach.
Wenn allerdings in anderen Staaten der Europäischen Union die Bürger diesen Denkzettel für einen politischen Rechtsruck genutzt haben, so trifft dies auf keinen Fall auf den Ostalbkreis zu. Hier ging das Ergebnis für die Republikaner sogar von 3,65 Prozent auf nur noch 2,36 Prozent zurück.
Wo vor fünf Jahren die PDS mit gerade einmal 0,85 Prozent der Stimmen ins Ziel kam, erkennt man heute deutlich, dass die Linke eine breitere Basis gefunden hat. Auch wenn das aktuelle Ergebnis mit 2,85 Prozent wahrscheinlich noch nicht dem entspricht, das sich die Verantwortlichen versprochen haben.
Die erstmals angetretenen Freien Wähler spielten dagegen mit 0,89 Prozent keine Rolle. Hier wussten die Abstimmenden offenbar genau zwischen Europa– und Kommunalwahl zu unterscheiden. Die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) blieb mit 0,7 Prozent nicht nur hinter dem Ergebnis von 2004, sondern auch hinter der Familien– (1,04) und der Tierschutzpartei (0,94) zurück.
Kreisweit sank die Wahlbeteiligung von 52,76 auf 51,77 Prozent – mancher hatte wohl noch Schlimmeres befürchtet.

Siehe auch Wahlseite bei www​.ostal​bkreis​.de/

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