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Nachrichten Ostalb

Suchtbericht für die Schulen des Kreises im Kreistagsausschuss

Die Ostalb ist zwar keine Insel der Seligen, aber ihre Schülerinnen und Schüler fallen auch nicht aus dem landesweiten Rahmen, wenn es um Alkohol oder Drogen geht. Dies hat der Suchtbeauftragte des Kreises, Berthold Weiß, in der jüngsten Sitzung des Kreistagsausschusses für Bildung und Finanzen deutlich gemacht. Von Viktor Turad

Mittwoch, 13. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS. Weiß richtete den Fokus vor allem auf die 12 000 Schülerinnen und Schüler an den Beruflichen Schulzentren in Aalen, Ellwangen und Gmünd. In Anlehnung an Erkenntnisse bundesweiter Untersuchungen sei davon auszugehen, dass 37 Prozent oder 4440 Schüler mindestens einmal in der Woche Alkohol trinken. Zählt man auch den Konsum von Schnaps in den letzten 30 Tagen dazu, kommt man sogar auf 5400 Schülerinnen und Schüler. Zieht man die ab, die „nur“ Alkopops oder Cocktails bevorzugen, bleiben immer noch 4500, die Branntwein in harter Form zu sich nehmen. Als Rauschtrinker gelten 1730 Schüler, 770 ertränken Probleme und Frust im Alkohol und 540 gelten als alkoholabhängig.
An den Beruflichen Schulen sind laut Weiß etwas über 5000 Schüler(innen) regelmäßige Raucher, davon 690 starke, die 20 oder mehr Zigaretten am Tag rauchen. Gesetzliche Maßnahmen und die regelmäßigen Erhöhungen der Tabaksteuer hätten allerdings dazu geführt, dass der Anteil der Raucher bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stagniere oder zum Teil sogar deutlich zurückgehe.
Eine weitere Erkenntnis: Über 5000 Schüler, also fast jeder Zweite an einer Berufsschule, hat in seinem Leben schon Erfahrungen mit illegalen Drogen gemacht. 640 gelten aktuell als Drogenkonsumenten. Wolfgang Kast, der Leiter der Kripo Gmünd und der Rauschgiftermittlungsgruppe, berichtete, dass beim Thema Drogen Gmünd mit 50 Prozent der Fälle ein Schwerpunkt ist. Hauptsächlich gehe es um Cannabis, das Einstiegsalter liege nicht selten bei 13 oder 14 Jahren, oft in Verbindung mit Alkohol. Es gebe vielfach Verflechtungen mit synthetischen Drogen oder Designerdrogen. Es handele sich oft um gefährliche Substanzen, die aber nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und deren Konsum deswegen nicht strafbar ist.
Es gebe ein gigantisches Alkoholproblem, konstatierte Landrat Klaus Pavel, denn der Fusel werde immer billiger und die Öffnungszeiten der Geschäfte immer weiter ausgedehnt. Nicht nur darum müsse man sich dringend kümmern. Auch Drogen und Missbrauch müssten an den Schulen zum Thema gemacht werden. An die Eltern appellierte der Landrat, wachsam zu sein. Es sei auch kein Weltuntergang, sich beim Suchtbeauftragten im Landratsamt Hilfe zu holen.
Während Edelbert Krieg (CDU) konstatierte, der Vortrag habe nichts Neues gebracht und die Zahlen seien heruntergerechnet worden seien, forderte Peter Traub (Freie Wähler), gegen den Alkoholmissbrauch in der Öffentlichkeit vorzugehen. Um dem einen Riegel vorzuschieben, müsse man den Kommunen eine Handhabe geben. Mehr Prävention forderte Dr. Carola Merk-​Rudolph (SPD), und dabei müsse man zwischen Jungen und Mädchen unterscheiden. Im Übrigen müsse man die Eltern auf ihre Vorbildfunktion hinweisen. Der Landrat schlug in die gleiche Kerbe und erinnerte an die heftigen Diskussionen über den „Schnapserlass“ in Gmünd bei Festen. „Da kann man offensichtlich viel Kohle machen.“
Berthold Weiß bestätigte auf eine Frage von Reinhard Kuhnert (CDU), dass es nicht nur um Prävention und Intervention geht, sondern auch um Sanktionen. „Wir brauchen klare Regeln, und es muss klar sein, dass es Konsequenzen gibt.“

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