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Transalpine Run: DJK-​Läufer Jörg Schreiber siegt mit Partner Gerald Blumrich in der Senior-​Masters-​Klasse

(pm). Der Transalpine Run fand zum achten Mal statt. Die 310 km lange Route von Ruhpolding nach Sexten in Südtirol ist ein auf und ab mit insgesamt 13 000 Höhenmetern. Neben der Fähigkeit zügig die Berge hochzulaufen muss der Athlet auch bergab trittsicher sein und den einen oder anderen Wetterwechsel gut verkraften – die Alpen sind Mitte September kaum berechenbar.

Donnerstag, 21. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Das spezielle am Transalpine Run (TAR) ist das Laufen im Team zu zweit. Der ansonsten oft egozentrische Ausdauersportler muss sich eine Woche lang voll und ganz auf seinen Partner einlassen, denn gefinisht werden muss gemeinsam. Es ist zuallererst ein großes Abenteuer. In einer langen Woche geht es von Ruhpolding bis nach Sexten in den italienischen Dolomiten. Tagesdistanzen zwischen 30 und 45 Kilometer summieren sich am Ende auf über 300 Kilometer und gut 13 000 Höhenmeter. Ein Lauf durch alpines Gelände, ein Rennen durch verschiedenste Temperaturen, Gefühlswelten und körperliche Zustände. Alles was ein Trail-​Runner braucht. Da Laufen in solch naturnahem Gelände auch mit Gefahren verbunden ist, wird in Zweier-​Teams gestartet, die auf Sichtweite zusammenbleiben müssen. So ist es wichtig, vor dem Lauf einen ungefähr gleich schnellen Partner zu finden – und auch die „Chemie“ auf persönlicher Ebene sollte stimmen. Beim TAR gibt es fairerweise diverse Klassen. Männer, Frauen, Mixed, Masters (zusammen 80 Jahre) und Senior Masters (zusammen 100 Jahre). Vor allem die neugeschaffene Senior-​Masters-​Klasse sorgte für lachende Gesichter. Der Allgäuer Gerald Blumrich und der erst kürzlich ins Allgäu gezogene Schwabe Jörg Schreiber von der DJK Gmünd sind zusammen 100 Jahre und 15 Monate alt. Während einem beachtlichen Teil dieser 100 Jahre sind die beiden gelaufen und waren in den Bergen unterwegs. Zwei die sich gefunden haben. Das ist das Schöne am Transalpine Run: Menschen finden sich und manchmal klappt‘s und manchmal nicht. Meistens klappt‘s. Jörg und Gerald, das Team Trail Magazin, dominierten eine Woche lang ihre Wertungsklasse, siegten an jedem einzelnen Tag und schoben sich auch in der Gesamtwertung aller Klassen von Tag zu Tag weiter nach vorne. Irgendwann standen die beiden inmitten von Teams die viel jünger sind, viel schneller sein müssten. Aber was muss schon? Es sind die Alpen, das Wetter ist unbeugsam und die Distanzen groß. Die Alten sind zäh und wollen zeigen was sie drauf haben.
Jeden Tag das Gleiche. Gleich gut und immer etwas besser. Etappenrennen. Da entwickelt sich eine eigene Dynamik. Es entstehen Emotionen, Freundschaften und Gepflogenheiten die bei einem Ein-​Tageslauf so nie passieren können. Um 5 Uhr aufstehen, frühstücken, anziehen, zum Start wackeln. Schuss! Dann in die Wildnis verschwinden und alles geben. Nicht zu viel. Die sagenhafte Umgebung, die Route über das Kitzbühler Horn und die Birnlücke beim Großvenediger, will beachtet sein. Plätze die man nur als Trail-​Runner zu sehen bekommt. Nach Stunden wartet der Tageszielort. Alles fällt ab, aber der Lauf ist nicht zu Ende. Etappenrennen eben. Spannung wieder aufbauen und immer wieder schnell regenerieren. Bei einem Lauf über mehrere Tage zählt die Verfassung und nicht die Tagesform. Am Abend trifft sich das Starterfeld zur Pastaparty. Alle warten auf das Highlight: Siegerehrung. In diesem Jahr eine fade Angelegenheit, denn bis auf das unwesentlich wechselnde Tagesklassement, bleibt in den Gesamtwertungen von Tag eins bis zum Schluss alles gleich. England, Schottland, das Allgäu und Südtirol sind übermächtig. Mit das beste am Transalpine ist das Video und die Bilder des Tages. Profifotografen zeigen ihre Auswahl, ein Großteil der Teilnehmer findet sich wieder. Es wird gelacht, man wundert sich was man vor weniger als vier Stunden sich so angetan hat. Nach sechs durchwachsenen Tagen grüßt Italien mit blauem Himmel und idealen Trail-​Running-​Temperaturen. Der TAR fiel nicht ins Wasser, aber er musste sich der schlechten Wettersituation stellen. Richtig nass wurde niemand, es gab keinen Wintereinbruch.
Italien. Sonne. Spätsommerlicht. Die Läufer jammern. Es würde nun reichen. Man sei genug gerannt. In St. Vigil sieht man humpelnde Beine, müde Gesichter. Es ist nicht vorbei. Zwei Etappen stehen aus und die haben durchaus ihre Reize, denn die Dolomiten warten. Berge so schön und charakteristisch. In ihrer Form so wie Kinder Berge malen. Berge halt. Zackig und felsig. Die letzten Kilometer dieses Transalpine Runs sind Butter auf dem Brot, am Fuße der Drei Zinnen, rund 15 Kilometer vor dem Ziel in Sexten wird es hochemotional. Das führende Senior-​Masters-​Team Gerald Blumrich und Jörg Schreiber will es nochmals richtig wissen. Bei über zwei Stunden Vorsprung auf die Zweitplatzierten könnten sich die Herren eigentlich Zeit lassen, aber Blumrich macht, nachdem er die Kuppe an der Drei Zinnen Hütte überquert hat, die Bremse auf und lässt sich in den letzten langen Downhill fallen. Kamerad Schreiber, ganz und gar nicht bergunsicher, muss rudern um dran zubleiben. 30 Minuten später sehen sie zusammen das Ziel im Ortskern. Sie fallen sich um den Hals, das Publikum rund um den gelben Zielbogen jubelt. Das Duo ist gerührt.

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