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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Auszeichnung durch Weltgesundheitsorganisation und UNICEF am Samstag feierlich übergeben

Babyfreundlich zu sein — diesen Anspruch hat die Stauferklinik seit Jahren — nun hat sie es auch noch schriftlich in Form einer Zertifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Prof. Dr. Jörg Baltzer, Ehrenmitglied der WHO/​UNICEF-​Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“, übergab am Samstag diese besondere Plakette. Von Gerold Bauer

Montag, 15. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 58 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​MUTLANGEN. Seit 1991 gibt es diese Auszeichnung, die ins Leben gerufen wurde um Kindern den bestmöglichen Start ins Leben zu geben und die Kindersterblichkeit weltweit zu senken — unter anderem dadurch, dass die Bindung zwischen Eltern und Kind besonders gefördert und das Stillen als wichtiger Aspekt des körperlichen und seelischen Wohlbefindens stärker in den Blickpunkt gerückt wird.
Landrat Klaus Pavel bezeichnete die Verleihungsfeier — bezugnehmend auf das Eröffnungslied („Der Volltreffer bis Du“, gesungen vom Kinderchor aus Frickenhofen) als eine „Volltreffer-​Veranstaltung“. Dass diese Zertifizierung nach dreijähriger intensiver Vorbereitungszeit und der strengen Prüfung durch eine Kommission erlangt wurde, sei nicht zuletzt dem starken Engagement des Personals zu verdanken. „Mehr tun als das Übliche und Notwendige“ sei die Maxime. Der hohe Anspruch der Stauferklinik, ein „Kompetenzzentrum für Gesundheit“ zu sein, habe sich nun ausgezahlt. Denn von den bundesweit rund 1000 Krankenhäusern, in denen Frauen bei der Geburt betreut werden, seien bisher nur 48 in den Genuss der Auszeichnung „Babyfreundliches Krankenhaus“ gekommen.
Chefarzt Dr. med. Erik Schlicht erinnerte daran, dass die Stauferklinik schon vor sechs Jahren als Brustzentrum zertifiziert worden sei. Wer sich mit dem Thema „Brustkrebs“ befasse, wisse auch, dass dem Stillen eine wichtige Rolle in der Tumor-​Prävention zukomme. So sei es naheliegend, dass in einer Klinik, die sich als familienfreundliche Einrichtung versteht, auch dem Stillen und letztlich der außergewöhnlich guten Versorgung von Babys eine hohe Aufmerksamkeit gewidmet werde, betonte der Mediziner.
Dr. Schlicht machte darauf aufmerksam, dass die klassische „Wochenbett“-Situation längst passé sei und man heute sehr individuelle Betreuungsformen bei Geburten anbiete; verbunden mit Klinikaufenthalten zwischen einem und drei Tagen. Die bedeute freilich nicht, dass für die Stauferklinik nach drei Tagen die Betreuung von Mutter und Kind zu Ende sei. „Vielmehr wurde von uns eine Gesamtorganisation um die Patientinnen und Patienten herum entwickelt, die kontinuierlich verbessert wird“.
Muttermilch als
„Drei-​Gänge-​Menü“
Prof. Dr. Jörg Baltzer ließ seinen Blick über die Geschichte der Stadt Gmünd und die dort über Jahrhunderte hinweg aufgebaute medizinische Versorgung schweifen. Mit der Zertifizierung der Stauferklinik als „Babyfreundliches Krankenhaus“ habe Gmünd zu den zahlreichen mittelalterlichen Türmen nun einen neuzeitlichen Turm hinzugewonnen. „Die Stauferklinik ist ein Leuchtturm für die Navigation von Mutter und Kind in ein gesundes Leben“, unterstrich Baltzer den Stellenwert dieser selten vergebenen Auszeichnung. Wichtiger Aspekt in der kindlichen Entwicklung sei das so genannte „Bonding“ — das Aufbauen einer intensiven physisch-​psychischen Eltern-​Kind-​Beziehung. „Kliniken müssen dafür sorgen, dass auf die Entbindung möglichst rasch wieder eine Bindung“ erfolgt. Der Repräsentant der WHO/​UNICEF-​Initiative focussiert dabei unisono mit Dr. Schlicht die medizinischen Vorteile des Stillens. „Stillen ist mehr als bloße Ernährung“, unterstrich Baltzer und verwies darauf, dass gestillte Kinder seltener einem plötzlichen Kindstod zum Opfer fallen und weniger zur Fettsucht neigen. Auch als Infektionsschutz und Brustkrebs-​Vorbeugung sei das Stillen wertvoll. Prof. Dr. Baltzer sorgte für ein Schmunzeln, als er die Muttermilch als bestens abgestimmtes „Drei-​Gänge-​Menü“ apostrophierte. In der ersten Phase sei sie wässrig und stille so den Durst, in der zweiten Phase liefere sie konzentriertes Eiweiß und am Ende werde durch hohen Fettanteil der Mahlzeit quasi das Sahnehäubchen aufgesetzt. „Dagegen ist Flaschenmilch eben nur ein Eintopf!“.
Elke Heer, seit 16 Jahren Frauenbeauftragte der Stadt Gmünd, ist die Patin für das neue „Babyfreundliche Krankenhaus“ und erzählte von ihren eigenen beiden Entbindungen in der Stauferklinik und ihren Erfahrungen als stillende Mutter. Nach einer historischen Rückblende auf die Entwicklung des Stillens bis hin zum feministischen Symbol bedauerte sie, dass es in der modernen Gesellschaft — zum Beispiel aufgrund der Berufstätigkeit von vielen Müttern — für das Stillen oft kein keine Gelegenheit mehr gebe. Und Stillen in der Öffentlichkeit finde nicht überall Akzeptanz, räumte Elke Heer ein, während nackte Brüste in der Werbung allenthalben gegenwärtig seien.
Franz Xaver Pretzel, Pflegedirektor der Stauferklinik, nutzte sein Schlusswort, um allen zu danken, die durch ihr Engagement diese Auszeichnung möglich gemacht hatten. Im Gegenzug bewirke ein solch intensiver und dann mit Erfolg gekrönter Prozess, dass die Menschen mit Freude und Stolz in der Klinik arbeiten. Letztlich zeige die überdurchschnittliche Geburtenrate der Stauferklinik, dass die Familien– und Babyfreundlichkeit nicht nur auf dem Papier stehe, sondern bereits gelebte Realität sei.

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