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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der erste Baggerbiss am Remswehr von Bürgermeister Julius Mihm war gestern von einigen Überraschungen begleitet

„Mehr als wir vermutet haben“ lautete gestern das Fundurteil von Archäologe Frank Löbbecke beim offiziellen ersten Baggerbiss von Baubürgermeister Julius Mihm am historischen Remswehr. Und wenn das kein guter Auftakt für die goldene Gmünder Zukunft im Gartenschaugelände ist: Sogar zwei Geldbomben tauchten da plötzlich auf.

Dienstag, 09. März 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 53 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die herrenlosen Geldkassetten wurden von den Arbeitern der Polizei übergeben. Leider sind sie leer. Es wird vermutet, dass sie im Zusammenhang mit einer Straftat stehen. Es dürften nicht die einzigen Funde bleiben, die jetzt nach und nach im großen Gumpen am Remswehr auftauchen. Stadtrat Thomas Hilsberg erinnerte gestern an Erzählungen von älteren Gmündern: Beim Einmarsch der Amerikaner in den letzten Kriegstagen sei im Bereich Fehrlesteg und Remswehr so ziemlich alles reingeworfen worden und den Bach runtergegangen, was in jenen Tagen überflüssig geworden war: Orden, Uniformen, Parteiabzeichen, auch Waffen.
Gestern traf man sich zum ersten offiziellen Baggerbiss am historischen Remswehr, der symbolisch von Baubürgermeister Julius Mihm vollzogen wurde. Und der klappte bestens, „auch ohne Übung am Computersimulator“, wie Mihm stolz anmerkte. Ruck, zuck geht’s nun in diesem Bereich dem Bau der neuen Remsbrücke entgegen. Dort, wo der Bagger gestern tätig wurde, entsteht zunächst ein Widerlager. Der Betrachter kann sich schon vorstellen, wie sich dann die neue Gamundiabrücke hinüber– schwingen wird, um im jetzigen Abbruchgelände später in den Bahnhofsboulevard zu münden. Weiter oberhalb entsteht der endgültige Fehrlesteg. Die dort belassenen großen Bäume markieren bereits die Remsinsel. Ein Seitenarm der Rems wird diese umschließen, um am Fehrleparkhaus und im Bereich der ehemaligen Eisenbahndrehscheibe wieder das Hauptbett zu erreichen. Für den Brückenbau, so stimmten gestern Baubürgermeister Julius Mihm und Tiefbauamtsleiter Jupp Jünger die Verkehrsteilnehmer bereits ein, müsse auch die Remsstraße zeitweise auf zwei Fahrspuren eingeengt werden. Gefragter Gesprächspartner war gestern auch Archäologe Frank Löbbecke, der im Auftrag der Stadt und des Landesdenkmalamts die Baggerarbeiten am Remswehr begleitet. Denn alle Beteiligte sind sich bewusst, dass dort an einer stadtarchäologisch sehr interessanten Stelle gegraben und verändert wird. Bereits im Mittelalter war die Rems aufgestaut, um stets ausreichend Wasser für kleine Kanäle zu haben, die Mühlen antrieben. Ein Stück frühe Gmünder Wirtschaftsgeschichte also. Als nun gestern das neuzeitlich betonierte Remswehr einen Spalt weit aufgerissen wurde, um den Remsgumpen erstmals seit vielen Jahrzehnten abzulassen, war dies, als öffne man ein Fenster in die Vergangenheit. Die alte Holzkonstruktion und die Verbindungen der Mühlbäche kamen zum Vorschein, dazu mittelalterlich aussehendes Mauerwerk. Nicht nur der Archäologe bekam leuchtende Augen. Die genaue Datierung erfolgt nun durch dendrochronologische Untersuchungen der Balken. Auch erste Keramikfunde wurden sichergestellt. Möglicherweise 16. Jahrhundert, vielleicht auch älter, so eine erste vorsichtige Einschätzung.
Alles wird nun exakt dokumentiert. Vieles muss leider abgerissen werden. Doch wenigstens das Fundament des historischen Stauwehrs soll auch in der zukünftig renaturierten Rems am Originalschauplatz erhalten bleiben.

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