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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gamundia-​Entwürfe im Gemeinderat /​Wettbewerbs-​Zweiter verblüfft mit fast fertigem Nutzungskonzept /​C&A ist mit im Boot

Nach erster Wahrnehmung der Reaktionen in der gestrigen Sitzung des Gemeinderats ist es gar nicht mehr so sicher, ob die Bürgervertreter der Empfehlung der Fachjury des Gamundia-​Investorenwettbewerbs folgen. Der zweitplatzierte Entwurf des Hamburger Immobilienunternehmens HBB punktete gegenüber Wettbewerbssieger SEPA aus Stuttgart mit einem fast fertigen Nutzungskonzept.

Donnerstag, 17. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 48 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Wiederholt bat Oberbürgermeister Richard Arnold in der mehr als fünfstündigen Sitzung um höchste Aufmerksamkeit bei der Präsentation der Ergebnisse aus dem Investorenwettbewerb. Denn der Gemeinderat sei letztendlich Herr des Verfahrens, nicht die Jury. Und das Stadtoberhaupt prophezeite: „Das gibt jetzt zwei spannende und auch ganz wichtige Wochen für Schwäbisch Gmünd.“ Er deutete damit auf Bürgerbeteiligung, die Vorberatungen in den Fraktionen und in der Sitzung des Bau– und Umweltausschusses nächsten Mittwoch und schließlich auf die Grundsatzentscheidung am 30. Juni im Gemeinderat zur Frage, ob die Stadt mit dem Partner SEPA oder HBB dieses wichtigste Stadtentwicklungsprojekt der letzten Jahrzehnte mit einem privaten Investitionsvolumen von fast 50 Millionen Euro in Angriff nimmt. Mit der Präsentation der Entwürfe beginne die heiße Phase des Meinungsfindungsprozesses sowohl für den Gemeinderat als auch in der Bürgerschaft.
Wie berichtet, hatte sich die Jury, der auch Vertreter aus allen Fraktionen angehörten, für die klarere Architekturlinien des SEPA-​Entwurfs ausgesprochen. Doch auch von einem fast gleichwertig guten HBB-​Gamundia-​Modell war bei Mitgliedern der Jury die Rede.
Es war gestern dann wie eine Vorstellungsrunde für eine Bürgermeister-​Kandidatur, als die Firmenchefs und Planer der beiden konkurrierenden Projektentwicklungsgesellschaften aus Stuttgart und Hamburg nacheinander vors Gmünder Bürgerparlament traten. Nicht mal im Rathaus-​Foyer durften sie sich bei dieser Choreografie begegnen.
Thomas Weinig und seine Architekten von der Firma SEPA freuten sich sehr über die gute Bewertung durch die Jury am vergangenen Freitag zum Finale des zweijährigen Investorenwettbewerbs. Alles andere als in der Rolle des bei diesem Wettbewerb unterlegenen Konkurrenten traten anschließend Harald Ortner und Jens Thormeyer von der HBB auf die Präsentationsbühne. Die stärksten Unterscheidungsmerkmale der beiden Auftritte war zum einen in der städtebaulichen und funktionellen Gestaltung des geplanten Einkaufszentrums in der Ledergasse zu suchen und zum anderen aber auch in der Vorlage des Nutzungskonzeptes. Während SEPA noch keinen einzigen Namen nannte, wurde HBB überraschend konkret. Größter Nutzer im Einkaufszentrum möchte die Edeka mit einem Lebensmittelmarkt werden. Und der Textilriese C&A will sogar das komplette Kaufhaus in Beschlag nehmen, das HBB in der Mitte der neuen Ledergasse bauen möchte. Auch das bekannte Schuhhaus Görtz wurde als Gamundia-​Interessent genannt, ebenso die Systemgastronomiekette Enchilada, die besonders bei jüngeren Leuten Kultcharakter einnimmt. Dazu weitere angesagte Modenamen aus dem Textilsektor.
Während die Baukörper im westlichen Gamundia-​Bereich durch Einhornbau und Hotelprojekt weitgehend vorgegeben sind, zeigt der HBB-​Entwurf im Einkaufszentrum die „Idee einer völlig neue Gasse“ auf, wie dies die Planer beschrieben. Diese geschwungene Gasse in Richtung Gamundia-​Boulevard soll stärker als beim SEPA-​Entwurf einen sofortigen Blickkontakt zum Bahnhof und zum Einhornbau herstellen, dazu für „quirlige Betriebsamkeit und Kundenfrequenz“ zwischen C&A-Gebäude und dem Hauptbaukörper des Einkaufszentrums sorgen. Zu diesem Gamundia-​Gässle ausgerichtet ist die komplette Eingangssituation der Geschäfte. Im Gegensatz dazu bietet SEPA eher geradlinige Einkaufspassagen, um den Charakter der historischen Führung der Ledergasse beizubehalten, auch, um diese optisch mit einem gleichfalls eigenständigen kleineren Baukörper optisch abzuschließen. Dort nämlich, wo die Altstadt endet und die neue Bahnhofs-​Vorstadt beginnt. Dazu eine abzweigende Passage in das Einkaufszentrum hinein, wo sich dann auch im rechten Winkel die Ladentüren hin orientieren.
SEPA-​Geschäftsführer Thomas Weinig beschrieb das Bemühen, mittels eines einzigen Parkdecks und eines Dachaufbaus das Einkaufszentrum optisch der Dachlandschaft in der Ledergasse anzupassen. HBB plant dagegen zwei Parkdecks, das oberste davon weitgehend offen und damit sehr einsehbar. „Ein Konflikt“, wie die HBB-​Vertreter eingestehen mussten, verbunden aber auch mit dem Hinweis, das die Optik dieses Neubaus allemal besser sei wie beim mächtigen Steil– und Sichtschutzdach am Citycenter am Kalten Markt.
Beide Entwürfe bemühen sich im Gesamtprojekt Gamundia um eine „Häuserfamilie“, die einerseits harmonisch wirkt, jedoch auch optische Unterscheidungsmerkmale (Fenstergestaltung) bezogen auf ihre Nutzungen haben sollen.
SEPA verbindet die Gebäudezeile am Gamundia-​Boulevard stärker, während HBB bewusst deutliche Fugen zwischen den Baukörpern zulässt.
Kurzum: Es lohnt sich, beide Entwürfe ausgiebig in Augenschein zu nehmen (siehe Hinweis rechts).

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