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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Seit fünf Jahren gibt es im Stadtteil Hussenhofen keine Arztpraxis mehr /​Bürger gehen nach Böbingen, Bargau und Gmünd

49 Prozent von 200 praktizierenden Hausärzten im Ostalbkreis sind älter als 55 Jahre. Vor allem in den ländlichen Gebieten wird dies in den kommenden Jahren zu Engpässen in der hausärztlichen Versorgung führen. Denn eine Tätigkeit auf dem Land ziehen immer weniger junge Ärzte in Betracht. Keine Arztpraxis – eine Tatsache, mit der sich auch die Hussenhofener auseinandersetzen müssen. Von Nicole Beuther

Dienstag, 17. August 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 23 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​HUSSENHOFEN. Schon seit fünf Jahren gibt es in dem Stadtteil keine Arztpraxis mehr. Auch wenn die Gmünder Innenstadt nicht weit entfernt ist, ist es vor allem für die älteren Bürger ein unhaltbarer Zustand, mit dem Bus in die nächstgelegene Arztpraxis zu gelangen.
Schon vor drei Jahren hat man versucht, Abhilfe zu schaffen. Der Gmünder Arzt Dr. med. Axel Menden hatte die Idee, eine Zweigpraxis in Hussenhofen zu eröffnen. Der Ortsvorsteher und die Ortschaftsräte hätten dies befürwortet, so Dr. Menden, der schnell geeignete Räumlichkeiten gefunden hatte. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) machte dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Mit der Begründung, dass es zumutbar sei, fünf bis sechs Kilometer zum nächsten Arzt zu gehen, lehnten diese das Vorhaben von Dr. Menden ab. Zumutbar sei es bei den Fachärzten, „der Hausarzt sollte aber vor Ort sein“, findet dieser.
Erneuter Widerspruch
– versprach keinen Erfolg
Auch seien nach Aussage der KV einige Ärzte aus dem Umkreis gegen eine Zweigpraxis gewesen. Dr. Menden legte Widerspruch ein. Ein halbes Jahr dauerte es, bis der Bescheid kam. Der negative. Nochmals Widerspruch einlegen, wollte der Hausarzt nicht. Ortsvorsteher Thomas Kaiser hofft, dass es irgendwann, am liebsten natürlich so schnell wie möglich, eine Zweigpraxis in Hussenhofen geben wird. „Wir sind nach wie vor auf der Suche“, so Kaiser, der den Bürgern den im Krankheitsfall langen Weg nach Böbingen, Herlikofen, Bargau und Schwäbisch Gmünd ersparen möchte.
Dr. Menden ist zugleich Stellvertretender Vorsitzender der Kreisärzteschaft Schwäbisch Gmünd, die ja vergangenes Jahr zusammen mit den Kollegen aus Aalen, dem Ostalbkreis, dem Ostalb-​Klinikum Aalen, dem Klinikum Schwäbisch Gmünd und der St. Anna-​Virngrund-​Klinik in Ellwangen ein gemeinsames Positionspapier entwickelt hatte. Darin heißt es unter anderem: „Die Bundespolitik wird aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen gegen den bereits bestehenden und sich zukünftig noch verschärfenden Ärztemangel einzuleiten.“ Die sozialpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien zudem so zu gestalten, dass der Arztberuf, insbesondere im ländlichen Raum, wieder attraktiv ist.
Ein höheres Arbeitsvolumen (immer mehr Hausbesuche etc.), Regressdrohungen und eine stetig steigende Bürokratie führt Dr. Menden als Gründe an, die einen Arztberuf in ländlichen Gefilden immer unattraktiver erscheinen lassen.
In der Gmünder Innenstadt wird es auf lange Sicht kein Ärzteproblem geben, so Dr. Menden. „Es wird sich zunächst auf dem Land bemerkbar machen.“ Es sei notwendig, über neue Versorgungsmodelle nachzudenken. Hätte es mit der Zweigpraxis in Hussenhofen geklappt, dann hätte er dort zwei– bis dreimal pro Woche praktiziert, erklärt Menden. Auch eine nachmittägliche Sprechstunde sei für betroffene Stadtteile bzw. Orte denkbar.
Weiter heißt es im Positionspapier: „Der Ostalbkreis und seine Städte und Gemeinden garantieren Ärztinnen und Ärzten, die im Ostalbkreis als Arzt tätig sind, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Zum Beispiel durch Kinderbetreuungsangebote, die sich an der Arbeitszeit orientieren. Auch solle der Ostalbkreis gemeinsam mit regionalen Banken Finanzierungsangebote entwickeln und anbieten, „um die notwendigen Investitionen von Arztpraxen – insbesondere im Ländlichen Raum – zu ermöglichen. Weiter waren Ärztliche Kooperationsformen und Fortbildungen angedacht.
Seit dem Formulieren des Positionspapiers vor einem Jahr habe sich „nicht viel getan“, so Menden. Ein Lichtblick scheinen da die Hausärzteverträge (die Rems-​Zeitung berichtete am 10. August) zu sein. Das Honorarsystem komme bei Ärzten und Kassen gut an, so Menden.

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