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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Beim Open Air kochte und tanzte der Schießtalfestplatz bis kurz vor Mitternacht

Einen sympathischen und überzeugenden Eindruck haben die britisch-​amerikanischen Rockmusiker von Foreigner in Schwäbisch Gmünd hinterlassen. Deren Auftritt bis fast Mitternacht war am Freitag der Höhepunkt des Open Air 2010 auf dem Schießtalfestplatz. Von Heino Schütte

Montag, 02. August 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 21 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Wohltuend hob sich die Bühnenpräsenz Foreigner von manchen Enttäuschungen angesichts von Stargehabe der letzten Jahre ab, als beispielsweise eine Nena eher gelangweilt dem Gmünder Publikum gegenübertrat oder die graue Eminenz von ZZ Top keinerlei Lust zu einer Zugabe verspürte. Foreigner war richtig da, echt stark mit echter Lust zur ganz großen Show, mit perfektem Sound und starkem Lichtspiel. Das machte auch den heuer etwas öden Platz wett, wo sich anstatt der bis zu 15 000 Konzertbesucher der letzten Jahre diesmal nur zwischen 3000 und 4000 Open-​Air-​Fans eingefunden hatten. Die, die nicht gekommen waren, haben jedoch ganz große Rockmusik versäumt, die handwerklich einwandfrei vorgetragen wurde. Foreigner gibt’s schon seit 1976. Viele Millionen Alben und Singles zeugen vom Erfolg und der Beliebtheit dieses Dauerläufers der Rockmusik-​Szene. Die erfolgreichsten Titel gehören auch zur täglichen Musikauswahl in Radiosendern und bei Partybands aller Alterszielrichtungen.
Die Foreigner-​Werke sitzen immer im Ohr, wobei besonders jüngere Menschen die Titel nicht immer zuordnen können. Foreigner erfreute am Freitag in Gmünd im Gegensatz zu den beiden ersten Gruppen des Open Air (Manfred Mann’s Earth Band und Lake) auch weniger mit neuen Experimenten, sondern mit konsequenter Aufreihung der erfolgreichsten Hits. Darauf waren die Besucher – überwiegend im fortgeschrittenen Alter – ja auch richtig heiß. Und es wurde nicht nur heiß, sondern der Schießtalplatz kochte mit jedem Stück, das nach Leibeskräften mitgetanzt und mitgesungen werden wollte. Dass der Funke aufs Publikum ganz schnell übersprang, das war ganz besonders dem Sänger Kelly Hansen zu verdanken. Mit einer geradezu übermenschlichen Kondition wirbelte er nicht nur über die Bühne, sondern kletterte auch mal an ihr bis zu den Scheinwerfern hoch. Zwar wusste dieser Wirbelwind (einst Leadsänger der Band Hurricane) in seiner Begrüßung nicht so recht, wo er war, stotterte zum Vergnügen der Zuhörer eher was von „Schweden“ als von „Schwaebisch“, doch im Verlauf der nächsten eineinhalb Stunden des pausenlosen Powerplay schrie und sang er begeistert immer wieder von „very, very fantastic guys here in this swabian town“.
Kelly Hansen wird also diesen kleinen Ort in Schwaben in guter Erinnerung behalten, wenn er in den nächsten Tagen bereits wieder durch das große Amerika tourt. Nicht zu vergessen Mick Jones, begnadeter Gitarrist und noch einzig verbliebenes Gründungsmitglied von Foreigner aus den 70er Jahren. Seine Solodarbietungen waren gleichfalls der Hit, boten auch ein wenig Verschnaufpause für Kelly Hansen. Faszinierend schön, dass ein Großvater der Rockmusik auch noch seine Enkel der Techno-​Generation begeistern kann. Keyboarder Michael Bluestein prägt und pflegt den so typischen Foreigner-​Sound mittels E-​Piano. Bei „Cold as ice“ mit seinen prägnanten Keyboard-​Passagen gab’s kein Halten mehr: Die 3000 auf dem Schießtalplatz wurden zum kollektiven „Gotthilf-​Fischer-​Chor“, ebenso bei „Jukebox Hero“ oder „Urgent“. Ein Mitbrüller jagte den anderen. Das zunächst ruhige Saxophon-​Solo von Tom Gimbel artete auch wieder in absolute Begeisterungsstürme aus. Auch der gefühlvolle „Feuerzeug-​Titel“ von „I want to know what love…“ trug wenig zur Beruhigung bei. Das Gmünder Publikum konnte sich nicht satt hören.
Zugabe um Zugabe gab’s auf die Ohren und in die Beine. Foreigner kamen und gingen gewiss nicht als Fremde oder Ausländer (wörtliche Übersetzung des Namens), sondern als zeitlebens vertraute Freunde. Und bei diesem Open Air war nur die sternenklare Nacht ziemlich kühl, ansonsten war die Show alles andere als „Cold as ice“.

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