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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Mitglieder der Baumwartvereinigung Schwäbisch Gmünd waren auf Lehrfahrt in den Niederlanden

Alle zwei Jahre führt die Baumwartvereinigung Schwäbisch Gmünd eine mehrtägige Lehrfahrt durch, dieses Jahr nach Holland. Hierbei gab es viele interessante Informationen und Tipps, beispielsweise zu den prächtigen Seerosen in einem Botanischen Garten vor den Toren Amsterdams.

Montag, 30. August 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Auf der Fahrt in den Nachbarstaat wurde ein Zwischenstopp gemacht, um den Gartenpark von Schloss Dyck, einem der bedeutendsten Wasserschlösser des Rheinlandes zwischen Grevenbroich und Mönchengladbach gelegen, zu besichtigen. Mächtige, größtenteils ca. 200 Jahre alte Solitärgehölze und Exoten, eingebettet zwischen großen Freiflächen und geschwungenen Wegen, beeindruckten die Besucher.
Schon gleich hinter der deutsch-​holländischen Grenze, die eigentlich keine solche mehr ist, wurde erkennbar, welchen gigantischen Aufwand unsere Nachbarn aufbieten müssen, um ihr Land trocken zu halten, liegt doch rund ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels. In regelmäßigen Abständen durchziehen Entwässerungsgräben die flache Landschaft, die das Wasser über Pumpwerke an Kanäle abgeben, die es dann ins Meer ableiten. Diese sind zumeist schiffbar und es ist für Festlandbewohner ein ungewohnter, fast schon bedrohlicher Anblick, wenn ein paar Meter neben der Straße Binnenschiffe beachtlicher Größe ihre Bahnen ziehen.
Am nächsten Tag wurde die Firma „FloraHolland“ in Aalsmer besichtigt. Es ist die weltgrößte Vermarktungsorganisation für Blumen und andere Pflanzen. Das Unternehmen hat mehrere Sitze in den Niederlanden und ist ein genossenschaftlich organisierter Dienstleister mit rund 6000 Mitgliedern aus den Niederlanden und anderen Produktionsländern wie Israel, Kenia, Äthiopien und aus Südamerika. Die Vermarktung der rund 20 000 verschiedenen Sorten bzw. Varietäten erfolgt primär über die so genannte „holländische Versteigerung“, dabei startet die Versteigerungsuhr bei 100 und läuft abwärts, den Zuschlag erhält derjenige Bieter, der die Uhr als erster zum Halten bringt. Die bisher übliche Methode dabei ist, dass die Ankäufer in den Versteigerungssälen anwesend sind und die zu versteigernden Blumen und Pflanzen zur Beurteilung physisch durch den Raum gefahren werden. Die Versteigerungshallen in Aalsmeer mit einer Grundfläche von 999 000 Quadratmeter wurden erst 2008 vom Flughafen Dubai als größtes Bauwerk der Welt abgelöst.
Nur ein paar Kilometer weiter steht man vor den Toren Amsterdams. Dort wurde der zentral gelegene Botanische Garten angesteuert. Auf die prächtigen Seerosen angesprochen, verriet der Mann, der durch die 1,2 Hektar große Anlage führte, das „Geheimnis“ des Erfolgs. So würden die Pflanzen in einen Haufen Elefantendung gesetzt.
Nach einer Grachtenfahrt erwartete die Besucher aus dem Schwabenland eine weitere interessante Firma. „Tomato World“ ist ein Zusammenschluss von Tomatenzüchtern, die in einem rund 500 Quadratmeter großen Informationszentrum allerlei Wissenswertes rund um die Tomate vermitteln. Zwei Damen erläuterten die Kommunikationsstrategie und baten die Besucher von Tomatensorten zu kosten, …was reichlich Zuspruch fand. Ein kurzer Besuch des Gewächshauses (in Schutzkleidung) überzeugte die Gäste von den dort herrschenden optimalen Produktionsbedingungen; die Pflanzen stehen auf Steinwollequadern, werden optimal mit gedüngtem und mit Mineralstoffen versehenem Wasser versorgt, überschüssiges Wasser wird aufgefangen und im Kreislauf geführt.
Der dritte Tag startete mit dem Besuch einer Baumschule in Boskoop, die vier Hektar bewirtschaftet und einen Schwerpunkt auf Acer– und Hortensien-​Arten gelegt hat. Boskoop ist das Baumschul-​Zentrum der Niederlande, gibt es hier und in der Umgebung doch knapp 1000 Baumschulen. In unmittelbarer Nähe des besuchten Betriebs befindet sich ein Schaugarten, in dem wissenschaftliche Beobachtungen hinsichtlich Verwendbarkeit von Zierpflanzen im Freiland angestellt werden. Der Baumschulbesitzer hatte die Besichtigung des Gartens angeregt, dies wurde von den Baumwarten kurzerhand ins Programm aufgenommen.
Die Fahrt führte nachmittags wieder nach Süden — Richtung Rotterdam. Ziel war ein Bauernhof mit eigener Käserei. Die agile Bäuerin stellte den Hof mit seinen 80 Milchkühen bei einer durchschnittlichen Milchleistung von rund 8000 Kilogramm vor und erklärte anschließend den Prozess des Käsemachens. Aus 1000 Litern Milch können rund 100 Kilogramm Käse gewonnen werden. Nachdem die Besucher erfahren hatten, dass sowohl Mai– als auch September-​/​Oktober-​Käse besseren Geschmack haben, ging es ans Probieren – der hofeigene Verkaufsladen wurde daraufhin stark frequentiert. Letzte Attraktion dieses Tages war eine Schiffsrundfahrt durch einen Teil des Hafens von Rotterdam. Der Hafen Rotterdam ist der drittgrößte Seehafen der Welt und der mit Abstand größte Tiefseehafen Europas.
Auf der Heimreise wurde in Koblenz eine Pause eingelegt. Dort wird im kommenden Jahr die Bundesgartenschau ausgerichtet.
Die Baumwarte wollten sich über den Fortschritt der Arbeiten informieren und ließen sich nach einer kurzen Einführung in der Nähe des „Deutschen Ecks“ mit der neu erbauten Kabinenseilbahn auf den Festungsberg auf der gegenüberliegenden Rheinseite fahren. Dort oben befindet sich einer von drei Bereichen der Gartenschau. Der sehr kompetente Führer erläuterte, was bereits entstanden ist beziehungsweise, was in den nächsten Wochen noch vor dem Winter an Arbeiten durchzuführen ist.
Gärtnermeister Gabriel Bernschütz dankte im Namen aller Teilnehmer den Organisatoren, Geschäftsführer Franz-​Josef Klement und dessen Familie sowie Vorstand Udo Wahl für die Ausarbeitung der Lehrfahrt.

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